Harte Zeiten für Hochfrequenzhändler

Segment steht vor der Konsolidierung - Regulierung erschwert das Geschäft

Harte Zeiten für Hochfrequenzhändler

Von Grit Beecken, FrankfurtDie anhaltend geringen Umsätze an den globalen Börsen erschweren auch den Hochfrequenzhändlern das Geschäft. Denn die oftmals kleinen Unternehmen verdienen ihr Geld, indem sie in Bruchteilen von Sekunden Preisunterschiede für Arbitragegeschäfte nutzen. Doch je weniger Wertpapiere den Besitzer wechseln, desto seltener treten Kursunterschiede auf. Zudem erschweren zahlreiche Regulierungsvorhaben das Geschäft.Das Geschäft ist stark umstritten, viele Marktteilnehmer und Analysten machen den Hochfrequenzhandel für die zunehmende Zahl von Börsenpannen verantwortlich.Dank technischer Innovation und hoher Handelsvolumina konnten die Hochfrequenzhändler in den Jahren vor der Krise gute Erträge einfahren, und in den panischen Marktphasen nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers liefen die Geschäfte immer noch gut. Diese Zeiten scheinen sich dem Ende zuzuneigen.”Die Grundidee des Hochfrequenzhandels beruht – zumindest zum Teil – darauf, zahlreiche Trades mit wenigen Millisekunden Zeitvorteil zu platzieren”, sagt Martin Hellmich, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management. “Nachlassende Handelsvolumina und die damit einhergehende geringere Markttiefe sind daher zunächst ein Nachteil.” Zwar könnten die Computerprogramme, die die Hochfrequenzhändler nutzen, auch eine Gewinnchance bedeuten – wenn sie nämlich besser seien als die der Konkurrenz und deren Verhalten in gewissen Marktsituationen vorhersagen und damit ausarbitrieren können. Banken nutzen ProgrammeDoch solche Programme sind nicht eben leicht zu erfinden, und die Zahl derer, die Algorithmen programmieren und einsetzen, steigt. Denn mehr und mehr Banken ersetzen im Zuge ihrer Sparprogramme und der damit einhergehenden Stellenstreichungen Händler durch Computerprogramme und handeln verstärkt vollautomatisch. Damit steigt die Konkurrenz in dem Segment.In den USA steht die Branche daher vor der Konsolidierung. Derzeit sollen die beiden Branchengrößen RGM Advisors und Allston Trading über einen Zusammenschluss verhandeln. Das berichtet das “Wall Street Journal” und beruft sich dabei auf unternehmensnahe Quellen. Zwar stünden die Gespräche noch in einem frühen Stadium und könnten auch ergebnislos enden, heißt es. Allston zeigte sich in einer Stellungnahme grundsätzlich offen für Partnerschaften, RGM wollte den Bericht nicht kommentieren.Doch der Fall wirft ein Schlaglicht auf die beginnende Konsolidierung des Segments. Der Hochfrequenzhändler Getco kauft seit Monaten kleinere Unternehmen auf und übernahm im Dezember Knight Capital. Der Broker hatte im vergangenen August an der Wall Street für Chaos gesorgt, nachdem eine neue Software fehlerhafte Orders an die Börse gesendet hatte. In nur 45 Minuten verbrannte Knight Capital 440 Mill. Dollar und musste gerettet werden.Wie das “Wall Street Journal” weiter berichtet, haben in den vergangenen Monaten etliche kleine Hochfrequenzhändler das Geschäft aufgegeben, darunter Eladian Partners, eine ehemalige Beteiligung der Citigroup. Sollten sich RGM und Allston zusammenschließen, könnten sie durch ein diversifizierteres Geschäftsmodell und Synergieeffekte möglicherweise einen Wettbewerbsvorteil haben, vermuten Marktbeobachter. Börsenaufsicht prüftIn den USA untersucht die Börsenaufsicht die Auswirkungen des Hochfrequenzhandels, in Europa soll das Geschäft durch die überarbeitete Marktrichtlinie Mifid II geregelt werden. Möglicherweise wird die EU-Aufsicht ESMA Mindestordergrößen und Höchststornoquoten vorgeben. In Deutschland überwacht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) das Geschäft.Allerdings sind die Hochfrequenzhändler in Europa nicht so aktiv wie in den USA. In Übersee sollen schätzungsweise 70 % aller Orders auf den Bereich entfallen, hierzulande sind es 40 %. Genaue Zahlen gibt es nicht.Doch auch in Europa steht möglicherweise eine Marktbereinigung bevor: “Angesichts neuer Regularien in Europa wie auch den USA ist es aus heutiger Sicht noch nicht klar, wie sich die Hochfrequenzhändler zukünftig positionieren werden und für wie viele Marktteilnehmern mit welchen Fähigkeiten und Infrastruktur Platz sein wird”, sagt Handelsspezialist Hellmich. “Aus diesem Grund spricht vieles für eine anstehende Konsolidierung.”—– Wertberichtig Seite 8