Haspa beklagt Untätigkeit der Politik
ste Hamburg – Die größte deutsche Sparkasse dringt auf eine stärkere Sparförderung und eine regulatorische Entlastung einlagenstarker Retailbanken. Mit der deutschen Politik geht Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Sparkasse (Haspa), im Interview der Börsen-Zeitung ins Gericht. Weder mache sie ernsthafte Anstalten, eine Diskussion über eine andere Zinspolitik anzuzetteln und ihr Gewicht in die Waagschale zu werfen, noch trage sie dazu bei, den Filialabbau im Kreditgewerbe zu verhindern.Forderungen wie die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem diesjährigen Sparkassentag, dass sich die am Gemeinwohl orientierten Sparkassen nicht aus der Fläche zurückziehen dürften, seien unseriös. “Es ist einfach, sich gegen Filialschließungen auszusprechen und zugleich nichts zu tun, wenn das Leben der Retailbanken immer schwieriger wird”, so der Chef der Haspa, einer privatrechtlich aufgestellten Sparkasse. Wenn Sparkassen in ländlichen Räumen Filialen vorhalten müssten, weil die Politik die Versorgung überall gesichert sehen wolle, die Institute aber mit solchen Filialen roten Zahlen schrieben, dann müssten sich die kommunalen Träger überlegen, ob die Sparkassen dies auf Dauer allein tragen sollten. Subventionen, so Vogelsang, seien zwar derzeit nicht absehbar. “Trotzdem sind wir alle immer wieder aufgerufen zu überlegen, wie dünn Filialnetze werden dürfen.” Die Haspa will ihr Filialnetz bis 2024 auf 100 von aktuell 122 Standorten reduzieren.Der Haspa-Chef spricht sich für einen Ausgleich aus, um Negativzinsen, die die Europäische Zentralbank Banken für geparkte Liquidität berechnet, nicht weiterreichen zu müssen. “Man hätte schon längst wie in der Schweiz ausreichend dimensionierte Freibeträge für einlagenstarke Institute einführen können.” Stattdessen gebe es belastende Elemente wie bei der Bankenabgabe, die nur in Deutschland steuerlich nicht als Aufwand zu deklarieren sei. “Hier füllt sich der Staat überobligatorisch seine Steuerkasse.”Vogelsang fordert auch eine stärkere Förderung der Altersvorsorge. Der Topf dafür sei vorhanden. “Wir sind gerade dabei, wahrscheinlich zwei Generationen von Menschen beizubringen, dass Sparen nichts bringt.” Diese Entwicklung werde eines Tages als “Riesen-Bumerang” auf den Staat zukommen. – Interview Seite 2