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Hauen und Stechen um Gerlach-Nachfolge

Von Annette Becker, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 10.11.2016 Der Verwaltungsrat des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL) hat sich mehrheitlich für Prof. Dr. Liane Buchholz (51) als Nachfolgerin von Dr. Rolf Gerlach (63) als Präsidentin des SVWL...

Hauen und Stechen um Gerlach-Nachfolge

Von Annette Becker, DüsseldorfDer Verwaltungsrat des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL) hat sich mehrheitlich für Prof. Dr. Liane Buchholz (51) als Nachfolgerin von Dr. Rolf Gerlach (63) als Präsidentin des SVWL ausgesprochen. Ein entsprechender Wahlvorschlag geht an die Verbandsversammlung, wie der Verband am Mittwoch wissen ließ. Doch was auf den ersten Blick wie eine klare Wahlempfehlung für die Verbandsversammlung daherkommt, zeigt auf den zweiten Blick: Das letzte Wort in Sachen Gerlach-Nachfolge ist noch längst nicht gesprochen.Denkbar knapp, mit fünf zu drei Stimmen bei einer Enthaltung, fiel die Entscheidung der eigens für den Nachfolgeprozess installierten Findungskommission für die amtierende Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Öffentlicher Banken (VÖB), Buchholz, aus. Sie wäre die dritte Frau an der Spitze eines der zwölf Regionalverbände.Ein ähnliches Bild ergab die anschließende Abstimmung im Verwaltungsrat des SVWL, der wiederum das Vorschlagsrecht an die Verbandsversammlung innehat. Das höchste Entscheidungsgremium des Sparkassenverbands ist für den 21. Dezember zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen und wird die finale Entscheidung über den künftigen Präsidenten oder die Präsidentin fällen.Außergewöhnlich ist nicht nur, dass sich die Findungskommission mit nur knapper Mehrheit auf einen Kopf verständigen konnte, sondern auch, dass die CDU-Mitglieder der Findungskommission mit Markus Schabel (50), Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Münsterland Ost, dem Verwaltungsrat ihren Wunschkandidaten on top präsentierten. Der zuletzt von Seiten der CDU als Gegenkandidat zu Buchholz ins Rennen geschickte Jörg Münning (Jahrgang 1960), Vorstandschef der Landesbausparkasse West, hatte seine Kandidatur erst am Montag zurückgezogen. Vier potenzielle KandidatenLetztlich hatte der Verwaltungsrat, der sich aus zwölf kommunalen Vertretern und sieben Sparkassenvorständen zusammensetzt, über vier Kandidaten zu befinden, hatten sich mit Sven-Georg Adenauer (CDU), Landrat von Gütersloh, und Roland Schäfer (SPD), Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und Bürgermeister von Bergkamen, doch auch zwei Kommunalpolitiker zur Wahl gestellt. Am Ende setzte sich Buchholz mit zehn Stimmen durch. Auf Schabel entfielen vier Stimmen aus dem Verwaltungsrat, auf Adenauer zwei und auf Schäfer eine. Zwei Verwaltungsratsmitglieder enthielten sich der Stimme.Unabhängig von diesem Wahlausgang läuft es nun auch in der Verbandsversammlung auf eine Kampfabstimmung hinaus, gaben die CDU-Vertreter doch klar zu verstehen, an einem eigenen Kandidaten festhalten zu wollen. Adenauer wird dabei mutmaßlich den Kürzeren ziehen. Bis zwei Wochen vor der Versammlung können Verbandsmitglieder noch Kandidaten aufstellen. Sicherheit über die finale Liste gibt es also erst um den 7. Dezember herum.Die Verbandsversammlung setzt sich aus je drei Vertretern der 67 Mitgliedssparkassen und ihrer kommunalen Träger zusammen. Wie dieses Gremium abstimmt, ist absolut offen. Zwar vereinen die Kommunalpolitiker mit zwei Dritteln der Stimmen die Mehrheit auf sich. Doch nutzt das wenig, wenn Parteipolitik ins Spiel kommt und die CDU keine eigene Mehrheit zustande bringt.Hinzu kommen die Sparkassenvertreter mit einem Drittel der Stimmen. Zwar dürften die Sparkassenvorstände gehalten sein, mit ihren Trägern zu stimmen. Wahrscheinlich ist aber, dass für die Abstimmung in der Verbandsversammlung geheime Wahl beantragt wird. Mit einem Viertel der Stimmen muss einem solchen Begehr stattgegeben werden. Insbesondere die Sparkassenvertreter würden sich mit der geheimen Wahl mehr Beinfreiheit verschaffen. Dass Sparkassenvorstand Schabel dadurch bessere Wahlchancen hätte, ist aber keineswegs gesagt, soll sich der Sparkassenbetriebswirt in den eigenen Reihen doch nicht gerade großer Beliebtheit erfreuen. Kampfkandidatur schädlichDas Gerangel um die Nachfolge für Gerlach, der den Verband seit mehr als 20 Jahren führt, ist nicht nur des Amtes unwürdig. Gerade in Westfalen-Lippe, wo man sich bislang zugutehielt, das Präsidentenamt nach fachlicher Qualifikation und nicht nach Parteibuch zu besetzen, zeichnet sich insofern auch ein fundamentaler Wechsel ab. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Kampfkandidatur am Ende nur Verlierer kennt. Die oder der Neue ginge geschwächt in das Amt, das ohnedies genügend Herausforderungen birgt.