HCOB sieht sich trotz Coronakrise auf Kurs

Ex-Landesbank strebt Wechsel des Sicherungssystems wie geplant an - CEO: Bisher keine Brandmeldungen

HCOB sieht sich trotz Coronakrise auf Kurs

ste Hamburg – Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) sieht sich trotz der erwarteten Rezession infolge der Coronakrise auf Kurs, die Voraussetzungen für den Anfang 2022 geplanten Wechsel von der Institutssicherung der Sparkassen-Finanzgruppe in das Einlagensicherungssystem des privaten Bankenlagers rechtzeitig zu erfüllen. Nach seinen 2019 erreichten Zielen geht das Institut, das aus dem im Herbst 2018 vollzogenen Verkauf der HSH Nordbank an Finanzinvestoren um Cerberus und J.C. Flowers hervorging, derzeit nicht von großen Belastungen im Zuge der Pandemie aus.”Wir haben keine Brandmeldungen”, erklärte Vorstandschef Stefan Ermisch bei der Vorlage der Jahresbilanz 2019. Anlass, in diesem Jahr nicht von einer in den Planungen enthaltenen normalen Risikovorsorge von 80 Mill. bis 100 Mill. Euro pro Jahr auszugehen, sieht die Bank derzeit nicht. Ermisch verwies auf Reserven, die es ermöglichten, “eine adversere Entwicklung abzufedern”.Die nicht in Massengeschäften aktive HCOB habe sich in den vergangenen Jahren aus dem Automobil- und Maschinenbausektor zurückgezogen – zyklischen Kernsektoren der deutschen Wirtschaft, die Ermisch zufolge nach der Coronakrise noch mehr “unter enormen Stress” geraten dürften als zuvor. “Dieser Stress geht an unserem Portfolio vorbei”, betonte der HCOB-Chef. Im Bereich Shipping, der der HSH Nordbank zum Verhängnis wurde, sieht die Bank nach der jüngsten Auflösung von Wertberichtigungen eine weiterhin stabile Entwicklung. Ermisch fügte hinzu, die HCOB – die zudem in der gewerblichen Immobilienfinanzierung, Projektfinanzierung sowie selektiv im Firmenkundengeschäft aktiv ist – sei in der Finanzierung des von der Pandemie stark getroffenen Kreuzfahrtsektors nicht engagiert. Neugeschäft schrumpftIm Problemkreditbestand (NPE) sieht sich die Bank zudem mit einer Abdeckungsquote von über 80 % “hoch bevorsorgt”. Die NPE-Quote der HCOB reduzierte sich im vergangenen Jahr auf 1,8 (i. V. 2,0) % – ein guter Wert im europäischen Vergleich, wie der Bankchef unterstrich. Ermisch, der die Mitte Februar veröffentlichten vorläufigen Jahreszahlen der HCOB bestätigte (vgl. BZ vom 14. Februar), sagte weiter, dass man sich im laufenden Jahr im Neugeschäft noch behutsamer verhalten werde. Das Volumen, das 2019 aufgrund der abflauenden konjunkturellen Entwicklung auf 7,2 (i. V. 8,4) Mrd. Euro schrumpfte, erwartet die Bank infolge der Coronakrise bei weniger als den zunächst geplanten 5 Mrd. Euro.Ermisch betonte, für die Bank stehe im Vordergrund, sich stärker auf die Kapitalausstattung zu konzentrieren. “Wir möchten uns hiermit strategische Optionen erarbeiten”, erklärte er und verwies auf die Erwartung erheblicher Veränderungen im deutschen und europäischen Bankenmarkt. Die Kernkapitalquote der HCOB erhöhte sich zum Ende des ersten Quartals auf knapp 20 % -nach 18,5 (18,4) % zum Jahresschluss 2019. Auf ein solches Niveau will die ehemalige Landesbank auch beim Wechsel des Sicherungssystems Anfang 2022 kommen.Die Aufwandsquote soll dann bei rund 40 (Ende 2019: 69,3) % liegen. Hier setzt die HCOB vor allem darauf, dass der im Herbst verschärfte und in der Bilanz 2019 verarbeitete Stellenabbau seine Wirkung rechtzeitig voll entfalten wird. Gemessen an gut 1 700 Vollzeitstellen Ende 2018 soll der Personalbestand bis 2022 um rund 60 % verringert werden.In diesem Jahr erwartet die Bank, die ihre Bilanzsumme von zuletzt 48 Mrd. Euro noch auf 30 Mrd. bis 35 Mrd. Euro reduzieren will, ein positives IFRS-Vorsteuerergebnis. Allerdings gelten Vorbehalte – eine deutliche Ausweitung der wirtschaftlichen Belastungen infolge der Coronakrise etwa sollte ausbleiben.