Hebelpapier-Variante CFD profitiert von neuen Regeln

Differenzkontrakte sind dank strikterer Regulierung eine attraktive Alternative zu Optionsscheinen und Knock-out-Papieren

Hebelpapier-Variante CFD profitiert von neuen Regeln

Nur selten kommt Freude auf, wenn der Regulator zuschlägt und mit neuen Beschränkungen für Anlageprodukte aufwartet. Im aktuellen Fall allerdings ist die striktere Regulierung ausdrücklich zu begrüßen: Durch die verbindliche Abschaffung einer Nachschusspflicht für Anleger, die in Differenzkontrakte – oder geläufiger Contracts for Difference (CFD) – investieren, hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) jüngst für einen spürbaren Seriositätsschub gesorgt.Was einige CFD-Anbieter bereits vor einigen Jahren eingeführt haben, gilt damit nun für alle Anbieter in Deutschland verbindlich: Kein CFD-Anleger kann bei ungünstiger Entwicklung des jeweils zugrundeliegenden Basiswerts verpflichtet werden, über seinen ursprünglichen Einsatz hinaus Kapital nachzuschießen. Der maximale Verlust ist damit wie bei anderen Hebelpapieren, beispielsweise Optionsscheinen und Knock-outs, erstmals durchgängig auf den ursprünglichen Kapitaleinsatz begrenzt.Damit ist ein Unbehagen im Umgang mit CFD, unter dem auch Produkte moderner Machart ohne Nachschusspflicht bislang gelitten haben, nicht mehr gerechtfertigt. Vielmehr sind CFD als Anlageklasse nun endgültig zu einer im Vergleich zu anderen Strukturen gleichwertigen Hebelpapier-Variante avanciert. Dem Nachschuss-Nachteil entledigt, können sie sich nun noch besser mit anderen etablierten Produkten messen. Punkten können CFD dabei vor allem in Sachen Transparenz: Sowohl Preisbildung als auch Handelskosten sind für Anleger unmittelbar nachvollziehbar; hinzu kommt eine Produktpalette, die sich angesichts der immens großen Zahl von anderen Hebelprodukten auf die einzelnen Basiswerte äußerst überschaubar darstellt. Einfach einsetzbarWer auf kurz- bis mittelfristige Trends an Aktienmärkten, bei Rohstoffen, Währungen oder Einzeltiteln setzen, oder sein Depot ganz oder teilweise gegen erwartete Kursschwankungen absichern möchte, findet in CFD mithin ein Instrument, das sich vergleichsweise einfach einsetzen lässt. Maßgeblich für die Wertentwicklung ist einzig die Preisentwicklung des Basiswerts. Anders als beispielsweise von Optionsscheinen bekannt, spielen für Standard-CFD und identisch gestaltete Kontrakte auf Währungspaare weder Restlaufzeit und ein entsprechender Zeitwertverlust noch die erwartete Schwankungsbreite eine Rolle. Keine Knock-out-SchwelleAuch eine Knock-out-Schwelle, wie sie bei entsprechenden Papieren vorgesehen ist, gibt es bei CFD im klassischen Sinn nicht. Allenfalls kann es unter extremen Marktbedingungen zu einer frühzeitigen Glattstellung der Position kommen, um ganz im Sinn von Anlegern und Regulator eine Nachschusspflicht auszuschließen.Die Unabhängigkeit von Einflussgrößen, die über die Entwicklung des Basiswerts hinausgehen, erspart Anlegern aufwendige Vergleiche der Konditionen einzelner Papiere und erleichtert ihnen die Auswahl. Schließlich hat sie zur Folge, dass es bei jedem Anbieter pro Basiswert genau zwei CFD gibt: eine Long-Variante für eine Positionierung in Erwartung steigender Kurse und eine Short-Version für die Erwartung fallender Notierungen. Dabei lässt sich der Hebel einfach und ohne komplexe Berechnungen justieren. Auch zu erwartende Gewinne und Verluste lassen sich einfach kalkulieren. Für viele Anleger kann das ein entscheidender Vorteil gegenüber Optionsscheinen sein, deren kurz- und mittelfristige Wertentwicklung von vielen Parametern abhängt und sich daher auch für bestimmte Kursszenarien des Basiswerts nicht präzise vorhersagen lässt.Der Gewinn oder Verlust eines CFD ergibt sich einfach aus der Wertentwicklung des Basiswerts während der Haltedauer des Kontrakts. Maßgeblich ist die Differenz des Basiswertkurses zwischen dem Zeitpunkt der Positionseröffnung und dem Verkaufszeitpunkt. Insofern gleicht der Kauf eines CFD einem Direktinvestment.Anders als beim direkten Erwerb des Basiswerts hinterlegen Anleger aber nur einen Bruchteil der tatsächlich bewegten Positionsgröße, die sogenannte Sicherheitsleistung oder Margin. Das restliche Kapital stellt der CFD-Anbieter, ein spezialisierter Broker, leihweise zur Verfügung. Daraus entsteht die Hebelwirkung: Während der absolute Wertzuwachs stets demjenigen des Basiswerts entspricht, ergibt sich das prozentuale Plus aus der Höhe der tatsächlich hinterlegten Margin im Verhältnis zu diesem absoluten Zuwachs. Die Höhe der minimal geforderten Margin und damit des maximal möglichen Hebels kann dabei von Broker zu Broker unterschiedlich ausfallen und ist zudem vom Basiswert abhängig. Gängig ist eine Mindest-Margin von 0,25 % auf wichtige Aktienindizes und Währungspaare. Daraus ergibt sich ein maximaler Hebel von 400. Bei europäischen und US-amerikanischen Blue-Chip-Aktien sind in der Regel zwischen 5 und 10 % Sicherheitsleistung fällig, was einem maximalen Hebel von 20 beziehungsweise 10 entspricht.Anlegern steht indessen stets frei, höhere Margins zu hinterlegen und den Hebel so an ihre individuellen Vorlieben und Strategien anzupassen. Dabei erlauben kleine Positionsgrößen – sogenannte Mini- und Mikrolots – vor allem auch bei Indizes, Währungen, Rohstoff- und Zinskontrakten einen Handel mit geringem Kapitaleinsatz. Neben der Entwicklung des Basiswerts müssen Anleger nur die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs beachten; weitere Ordergebühren fallen nicht an. Lediglich bei Kontrakten auf Einzelaktien und Futures ist zusätzlich eine Handelskommission fällig. Transparente PreisgestaltungDie einfache Auswahl und transparente Preisgestaltung machen den CFD-Handel dabei sehr komfortabel, wie ein einfaches Beispiel verdeutlicht: Bei einem Dax-Stand von 12 000 Punkten rechnet ein Anleger mit einem kurzfristigen weiteren Kursanstieg. Also wählt er den Dax-CFD in der Long-Version und entscheidet sich für eine Positionsgröße. Bei einem Minilot beträgt der Indexwert 2,50 Euro pro Dax-Punkt, beim Mikrolot sind es 25 Cent. Das Mikrolot hat demnach einen Wert von 3 000 Euro (12 000 Punkte x 0,25 Euro). Die Mindest-Marginforderung bei diesem Dax-CFD liegt bei 0,25 %, das entspricht 7,50 Euro und einem Hebel von 400. Zur VerdeutlichungWählt der Anleger einen weniger hohen Hebel von beispielsweise 100, muss er 1 % der Positionsgröße hinterlegen, also 30 Euro. Steigt nun der Dax wie erwartet um 1 % auf 12 120 Punkte, erhöht sich der Positionswert um 30 Euro (120 Punkte x 0,25 Euro). Schließt der Anleger nun seine Position, hat er seinen Einsatz verdoppelt. Absolut betrachtet führt die genannte Indexentwicklung dabei stets zum gleichen Ergebnis, nämlich zu einem Plus von 30 Euro. Was das prozentual für den Anleger ergibt, richtet sich einzig nach dem über die hinterlegte Margin gewählten Hebel. Bei 5 % Margin, also 150 Euro, beträgt der Hebel erwartungsgemäß 20: Aus dem 1-prozentigen Dax-Anstieg wird ein Plus von 20 % für den Anleger. Beachten muss er lediglich den Spread zwischen Kauf- und Verkaufskurs, der beim Dax in aller Regel bei wenigen Punkten liegt.Genau wie Indizes können auch Rohstoffe, Währungspaare, Zinsen und Einzelaktien gehandelt werden, jeweils in einer Long- und einer Short-Variante, mit der Anleger in gleicher Weise von fallenden Notierungen des jeweiligen Basiswerts profitieren. Anleger können ihr Engagement an einem Markt oder in Einzeltiteln also sehr einfach nach ihren Vorlieben justieren und auf ihre Handels- oder auch Absicherungsstrategien zuschneiden. Aufwendige Vergleiche einer Vielzahl von Kennzahlen und Produktvarianten, wie man sie von Optionsscheinen kennt, entfallen damit. Höhere HebelwirkungEinen weiteren Pluspunkt werden erfahrene und risikobereite Anleger in der deutlich höheren Hebelwirkung sehen, die sich mit CFD erzielen lässt. Vor dem Hintergrund, dass auch bei Differenzkontrakten das Verlustrisiko auf das eingesetzte Kapital beschränkt ist, können sie daher zu Recht als einfache, kostengünstige und transparente Alternative zu anderen Hebelpapieren angesehen werden.Klar bleibt dabei: Wie jede Art von Hebelpapier bergen CFD auch weiterhin erhöhte Risiken. Bevor Anleger größere Beträge einsetzen, sollten sie die von CFD gebotenen Möglichkeiten nutzen und sich mittels kleiner Positionen und moderater Hebel mit den Produkten vertraut machen. Dauerhaften Erfolg verspricht schließlich nur ein versierter Umgang mit den Kontrakten im Rahmen einer durchdachten und konsequent verfolgten Strategie.—Alex Pusco, Geschäftsführer und Gründer von ActivTrades