Hedgefonds-Investoren wollen ihr Geld zurück
Von Andreas Hippin, LondonDas von der Hedgefondsbranche verwaltete Kapital ist im vergangenen Jahr zurückgegangen, nachdem es 2017 auf einem neuen Rekordstand war. Wie den Daten des Marktforschers HFR zu entnehmen ist, beliefen sich die Assets under Management (AuM) der verschwiegenen Investmentvehikel zum Jahresschluss auf 3,11 (i.V. 3,21) Bill. Dollar. Bei Hedgefondsmanagern wie David Einhorn, die von ihrer Anlagestrategie überzeugt sind, setzt allerdings nicht gleich Panik ein, wenn Anleger ihr Geld zurückfordern. Im vergangenen Jahr fuhr sein Anlagevehikel Greenlight Capital den größten Verlust seit Bestehen ein. Unter anderem ging seine Wette gegen Tesla nicht auf. “Das ganze Jahr ist nichts richtig gelaufen”, gab er in einem Brief an seine Kunden zu. Es sei viel einfacher, solche Ergebnisse zu erklären, wenn sie von großen Kursbewegungen in wenigen Namen getrieben worden seien. Viel schwieriger sei es, wenn eine Menge Aspekte hineinspielten. Wie Bloomberg berichtet, verloren die in seinem Fonds gebündelten Anlagen gut ein Drittel (34 %) an Wert. Investoren zogen 1,7 Mrd. Dollar ab. Nachdem er seit Jahren keine neuen Kunden annahm, will Einhorn den Fonds nun wieder für frisches Geld öffnen. “Wir glauben nicht mehr, dass das Risiko besteht, unsere Assets könnten (außer durch eine bessere Performance) zu schnell wachsen”, schrieb Einhorn. Es handele sich nicht um eine Marketingoffensive, versicherte er zugleich.Einhorn ist nicht allein. HFR zufolge verzeichneten rund zwei Dutzend Fonds Abflüsse von mehr als 500 Mill. Dollar. Dan Loebs Third Point verlor 11 % an Wert. So schlecht hatte der Fonds zuletzt 2008 abgeschnitten. Andere Anlagegurus profitierten dagegen von den turbulenten Entwicklungen an den Finanzmärkten. Crispin Odeys Fonds legte um mehr als die Hälfte (53 %) zu. Der Oxford-Absolvent ist dafür bekannt, dass er vor dem EU-Referendum gegen das Pfund wettete. Zuletzt verdiente er an Leerverkäufen von Aktien des deutschen Zahlungsabwicklers Wirecard.Im Schlussquartal summierten sich die Abflüsse branchenweit auf 22,5 Mrd. Dollar. Im Gesamtjahr waren es 34 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Dem Marktforscher Morningstar zufolge zogen US-Anleger in diesem Zeitraum 174 Mrd. Dollar aus aktiv gemanagten Aktienfonds ab. Kenneth Heinz, President des Marktforschers HFR, führt die Hedgefonds-Abflüsse auf die Liquidierung einiger großer Fonds zurück. Zudem habe sich eine Reihe von Hedgefondsmanagern zurückgezogen und ihre Anleger ausgezahlt. Der Schweizer Branchenveteran Philippe Jabre schloss gleich drei Fonds. Andere hätten ihre Vehikel zu Family Offices umgewandelt und verwalteten keine Gelder für Dritte mehr.Der rund 2 200 Fonds umfassende HFRI Fund Weighted Composite Index gab im vergangenen Jahr um 4,6 % nach. Der Preqin All-Strategies Hedge Fund Index verlor 3,4 %. Der S&P 500 ging um 4,4 % schwächer aus dem Jahr. Die Aussagekraft des Vergleichs ist allerdings begrenzt, denn die Manager der Vehikel verfolgen oft gegenläufige Strategien, Gewinne erfolgreicher Fonds verrechnen sich in der Durchschnittsbetrachtung mit den Verlusten der anderen. “Schlag für Anlegervertrauen””Die Verluste haben zwar nicht das Niveau von 2008 erreicht, sind aber dennoch ein Schlag für das Anlegervertrauen, zumal sie so weit verbreitet sind”, sagte Ross Ford, Head of Hedge Fund Research beim Marktforscher Preqin. Seinen Daten zufolge zeigten 59 % der Fonds für das vergangene Jahr ein negatives Ergebnis. Bei fast zwei Fünfteln (39 %) überschritten die Verluste die 5-Prozent-Hürde. Lediglich ein Fünftel (21 %) habe Gewinne von mehr als 5 % erwirtschaftet. Eine Mehrheit der befragten Anleger (55 %) sagte, Hedgefonds hätten 2018 ihre Erwartungen nicht erfüllt.”Das vierte Quartal wurde von Angst beherrscht”, sagte Heinz. Er verwies allerdings darauf, dass die Abflüsse – anders als während der Krisenjahre 2008 oder 2009 – in der Regel geordnet verlaufen seien. Er beobachte nach Jahren schwacher Renditen großes Interesse an Quant-Strategien. “Das ist ein Trend, den man 2019 im Auge behalten sollte”, sagte er. Aus seiner Sicht hat sich die Branche “dem unsicheren und volatilen Umfeld diesseits und jenseits des Atlantiks” angepasst. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres gingen lediglich 450 Fonds an den Start, so wenige wie zuletzt im Vergleichszeitraum 2008.