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Hedgefonds trotz Marktturbulenzen im Aufwind

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 22.1.2016 Schlechte Zeiten für Shareholder-Aktivisten: Bill Ackman hat im neuen Jahr nahtlos an die schwache Performance im Jahr zuvor angeknüpft. Sein Hedgefonds "Pershing Square Capital" verlor 2015 gut...

Hedgefonds trotz Marktturbulenzen im Aufwind

Von Andreas Hippin, LondonSchlechte Zeiten für Shareholder-Aktivisten: Bill Ackman hat im neuen Jahr nahtlos an die schwache Performance im Jahr zuvor angeknüpft. Sein Hedgefonds “Pershing Square Capital” verlor 2015 gut ein Fünftel, mehr als im Krisenjahr 2008, als die Verluste zwischen 12 und 13 % gelegen hatten. Ein Großteil davon geht auf den Kursrutsch beim Pharmaunternehmen Valeant zurück. Seit Jahresbeginn liegt er seiner Website zufolge mit 11 % im Minus.Vielen seiner Kollegen geht es nicht viel besser. “Viele haben konzentrierte Portfolios mit einigen großen Wetten, die man schlecht absichern konnte”, sagt Paul Read, Co-Head of Fixed Income bei der Fondsgesellschaft Invesco (vgl. BZ vom 12.12.2015). “In so einem Umfeld will man aber nicht heroisch sein.” Wie der Marktforscher HFR mitteilt, sank der HFRI Event Driven Index im vergangenen Jahr um 3,3 %. Im Schlussquartal seien 2,2 Mrd. Dollar aus Fonds abgeflossen, die entsprechende Strategien verfolgen.David Einhorn musste diese Woche für seinen “Greenlight Capital” einen Verlust von 20 % für 2015 einräumen – vor Gebühren, versteht sich. Das Umfeld für Substanzwerte (Value Stocks) sei schwierig gewesen. Er fühle sich an die Jahrtausendwende erinnert, als sein Fonds mit 10 % im Minus lag, weil Anleger alles verkauften, um mit jedem Dollar bei der Internetblase mit dabei sein zu können. Einhorn hatte 2015 gleich drei große Verlustbringer im Portfolio: den Kohlekonzern Consol, den Speicherchiphersteller Micron Technology und den Solarparkentwickler Sunedison. Seine Wetten gegen den Internethändler Amazon.com, den Online-Streamingdienst Netflix und den britischen Chipdesigner ARM Holdings gingen nicht auf. Eines seiner Kinder habe ihm empfohlen, seine Long-Positionen zu shorten und in den Short-Positionen long zu gehen, schrieb er seinen Kunden. Zuletzt kaufte er Aktien des deutschen Versorgers Eon zum Durchschnittskurs von 8,92 Euro. Dahinter steckt die Hoffnung, dass die noch offenen Fragen im Zusammenhang mit dem Atomausstieg in diesem Jahr geklärt werden. Verwaltetes Vermögen steigtDas von der Hedgefonds-Branche verwaltete Vermögen hat trotz des schlechten Abschneidens einiger bekannter Figuren im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Die Assets under Management (AuM) summierten sich dem US-Marktforscher HFR zufolge auf insgesamt 2,90 (i.V. 2,85) Bill. Dollar. Allerdings waren es zur Jahresmitte noch 2,97 Bill. Dollar gewesen. Im vierten Quartal verzeichnete die Branche erstmals seit dem Schlussquartal 2011 einen Nettoabfluss (1,5 Mrd. Dollar), was die Zuflüsse im Gesamtjahr auf 44 Mrd. Dollar drückte. Die Performance war erneut schlechter als die der großen US-Aktienindizes. Der rund 2 200 Fonds umfassende HFRI Fund Weighted Composite Index verlor 1,0 %. Seit der Index 1990 aufgelegt wurde, schloss er nur vier Jahre im Minus ab. Der breit angelegte S & P 500 legte dagegen inklusive Dividenden um rund 1,4 % zu.”Der vier Jahre währende Bullenmarkt für Aktien ist irgendwann in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres zu Ende gegangen”, sagte HFR-Präsident Kenneth Heinz bei der Vorstellung der Daten in London. Marktneutrale Strategien, die vor zwei oder drei Jahren außer Mode waren, seien wieder angesagt.Die Zahl der institutionellen Anleger, deren Hedgefonds-Investments die mit ihnen verbundenen Erwartungen nicht erfüllten, veränderte sich im Vergleich zum Vorjahr aber nicht groß. In einer Umfrage des Marktforschers Preqin äußerten sich 33 (35) % unzufrieden. Eine große Mehrheit von 58 (57) % sah ihre Erwartungen erfüllt, 9 (8) % gar übererfüllt. Allerdings gaben 32 (16) % an, in den kommenden zwölf Monaten weniger Geld in Hedgefonds stecken zu wollen. Immerhin 25 (26) % tragen sich dagegen mit dem Gedanken, ihr Engagement aufzustocken. Zwei Drittel aller Befragten gaben an, dass sie in diesem Zeitraum weniger als 49 Mill. Dollar in diese Assetklasse investieren werden. Ganze 6 % planen, 500 Mill. Dollar und mehr auf diese Weise anzulegen.In der Branche lässt sich immer noch gut verdienen. Die 18 Partner der im Londoner Nobelviertel Mayfair angesiedelten GSA Capital, darunter zwei juristische Personen, teilten sich für das Ende März 2015 abgelaufene Jahr einen Gewinn von 112 Mill. Pfund. Die Firma wurde von Jonathan Hiscock gegründet, einst Chef des Teams Global Statistical Arbitrage der Deutschen Bank.Im laufenden Jahr dürfte eine ganze Reihe von Themen die Manager der verschwiegenen Anlagevehikel umtreiben. Heinz hat unter anderem den möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU und eine durch die niedrigen Energiepreise ausgelöste Welle von Übernahmen in der Energiebranche auf der Liste.Jean-Baptiste Berthon, Senior Cross Asset Strategist bei Lyxor Asset Management, erwartet “häufige Umschichtungen, ein latentes Liquiditätsrisiko, unstete Kapitalströme bei hohen Bewertungen und Märkte, die überzogen auf Änderungen der Fundamentaldaten reagieren”. Einhorn beendete seinen Brief an die Anleger mit einem Zitat von David Bowie: “Ich weiß nicht, wohin ich von hier aus gehen werde, aber ich verspreche, dass es nicht langweilig wird.”