PERSONEN

Heinz Sippel

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 11.9.2019 Finanzkrisen und Schieflagen einzelner Banken sind keine Erfindung der Neuzeit. Auch die Helaba - kaum zu glauben, wenn man sie in ihrer seit langem sehr stabilen Verfassung sieht - steckte...

Heinz Sippel

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Finanzkrisen und Schieflagen einzelner Banken sind keine Erfindung der Neuzeit. Auch die Helaba – kaum zu glauben, wenn man sie in ihrer seit langem sehr stabilen Verfassung sieht – steckte mal tief in der Bredouille. In grauer Vorzeit war das, in den frühen siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Vorgänge bei der damaligen Hessischen Landesbank hatten die Finanzwelt, die Politik, mindestens aber die hessische Landespolitik, und die Öffentlichkeit beunruhigt und gewisse Turbulenzen verursacht. Riskante Finanzierungen und zweifelhafte Beteiligungen ließen einen Wertberichtigungsbedarf von 1,8 Mrd. DM auflaufen – Kleinkram gemessen an heutigen Krisendimensionen, doch für damalige Verhältnisse ein Haufen Geld. Helaba-Präsident Wilhelm Hankel nahm seinen Hut, Hessens Wirtschaftsminister Heinz Herbert Karry (FDP) verließ den Verwaltungsrat, und der SPD-Politiker Albert Osswald gab nicht nur als Vorsitzender des Kontrollorgans auf, er trat bald auch als Ministerpräsident zurück, womit er wohl die politische Verantwortung für die Affäre übernahm.Der Mann, unter dessen Führung die Helaba relativ rasch wieder in die Spur zurückfand, war Heinz Sippel. Er kam Anfang 1975 von der WestLB zur Helaba und amtierte bis 1986 als deren Vorstandsvorsitzender. Sippel, ausgestattet mit dem für einen klassischen Bankier typischen Mut zu unternehmerischem Risiko bei konservativer Grundeinstellung sowie sicherem Gespür für Chancen und Gefahren, habe damit “eine der bis dahin größten Herausforderungen im deutschen Kreditgewerbe angenommen”, bescheinigte ihm die Bank zu seinem 90. Geburtstag. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler habe in jahrelanger Umstrukturierungs- und Aufbauarbeit Problemengagements bereinigt, die Strategie neu ausgerichtet und die Kundenorientierung intensiviert. Es sei ihm gelungen, die Bank national wie international wieder zu einer ersten Adresse an den Finanzmärkten zu machen. Als Sippel ging, hinterließ er ein gesundes Haus, dessen Bonität von der Agentur Moody’s bald darauf mit der Bestnote gewürdigt wurde.Nach der erfolgreichen Zeit bei der Helaba, in der er seinen geradezu legendären Ruf als Sanierer begründete, folgte ein Einsatz als Treuhänder des gewerkschaftseigenen Wohnungsbaukonzerns Neue Heimat. Später wirkte Sippel, zu dessen beruflichen Stationen auch die KfW, die Commerzbank, das Bankhaus Friedrich Simon und die WestLB-Vorläuferin Rheinische Girozentrale und Provinzialbank gehörten, einige Jahre als Erster Staatskommissar der Frankfurter Wertpapierbörse. Wie am Dienstag bekannt wurde, ist Heinz Sippel am 3. September im Alter von 96 Jahren verstorben.