CHINA

Heißer Winter

Immerhin, Chinas jüngste Konjunkturdaten werden auch an westlichen Märkten mit Freude zur Kenntnis genommen: Ein angenehmer Kontrast zum Jahresauftakt 2016, als Chinas Aktienmärkte kräftig abschmierten und Sorgen um die Konjunktur im Reich der Mitte...

Heißer Winter

Immerhin, Chinas jüngste Konjunkturdaten werden auch an westlichen Märkten mit Freude zur Kenntnis genommen: Ein angenehmer Kontrast zum Jahresauftakt 2016, als Chinas Aktienmärkte kräftig abschmierten und Sorgen um die Konjunktur im Reich der Mitte die Investoren weltweit verängstigten. Von entspannten Finanzmärkten in China kann dennoch nicht die Rede sein, nur wird die schwache Flanke diesmal am Bond- und Devisenmarkt verortet.Die neue Zerreißprobe gilt der latenten Schwäche des Yuan gegenüber dem Dollar und damit verbundenen Kapitalabflüssen. Chinas Devise notiert auf einem Achtjahrestief nahe der psychologisch wichtigen Marke von 7 Dollar je Yuan. Die Fremdwährungsreserven wiederum dürften demnächst unter die Schwelle von 3 Bill. Dollar gehen. Die Verteidigung des Wechselkursniveaus erfordert eine härtere geldpolitische Linie, was sich in heftigen Spannungen am Bond- und Geldmarkt entlädt.Die Wochen zwischen Kalenderjahrwechsel und dem chinesischen Neujahrsfest zum Januarende bringen einen extrem erhöhten Liquiditätsbedarf mit sich und gelten als besonders heiße Periode mit unangenehmer Volatilität. Als Zitterpartie gilt auch der Umgang der Privaten mit Wechselkursänderungserwartungen. Sie dürfen pro Kalenderjahr den Gegenwert von 50 000 Dollar in Fremdwährung umtauschen. Das mag nicht viel sein, aber wenn 5 % der Bevölkerung vom legalen Umtauschkontingent vollen Gebrauch machen, landet man schon bei einem Betrag, der Chinas Devisenschatz übersteigt. Abgesehen davon gelingt es vermögenden Chinesen, die Regeln zu umgehen und etwa über Immobilienkäufe Kapital ins Ausland zu schaffen.Nun lanciert die Zentralbank einen Regelkatalog, der neue Berichtspflichten an den Währungsumtausch knüpft. Zuvor sah man bereits Restriktionen bei Auslandstransfers von Unternehmen, die auch ausländische Firmen behindern und in Freihandelszonen erprobte Liberalisierungsschritte einstweilen zu konterkarieren drohen. Das Thema Kapitalverkehrsbeschränkungen ist wieder in aller Munde. Auch die vielbeschworene Öffnung des chinesischen Bondmarktes für ausländische Investoren geht in den gegenwärtigen Turbulenzen etwas unter.Für Chinas Finanzreformplaner gilt es jetzt erst einmal den Winter zu überstehen und die Wechselkurserwartungen zu stabilisieren. Das bewährte Spielchen mit Chinas schleichender Kapitalmarktöffnung, die ausländische Investoren bei Laune hält, funktioniert anscheinend nur bei einem starken Yuan.