Helaba setzt stärker auf das Provisionsgeschäft
fir Frankfurt – Der neue Helaba-Chef Thomas Groß setzt stärker auf Provisionseinnahmen als bisher und beabsichtigt so, die Zinsabhängigkeit in Zeiten des Niedrigzinses zu vermindern. “Wir wollen den Provisionsanteil steigern und in ein paar Jahren in Summe ein ausgeglichenes Profil haben zwischen Zinserträgen auf der einen Seite und anderen Ertragskomponenten auf der anderen Seite”, sagte Groß, der als langjähriger Vizechef der Landesbank am 1. Juni den Vorstandsvorsitz von Herbert Hans Grüntker übernommen hat, am Donnerstag.Im vergangenen Jahr erzielte die Helaba einen Provisionsüberschuss von 395 Mill. Euro und einen Zinsüberschuss von 1,19 Mrd. Euro. “Wir sind auf dem strammen Weg, ein Provisionsergebnis von 500 Mill. Euro plus zu erreichen”, gab Groß die Richtung vor. Der Anteil der Zinserträge an den Gesamterträgen soll anteilsmäßig deutlich heruntergefahren werden, indem die Helaba insbesondere im nicht zinstragenden Geschäft wächst, wie die Pläne vorsehen. “Wir sehen Wachstum vor allem in kapitalschonenderen und nicht so sehr in RWA verbrauchenden Geschäftsfeldern.” Die Möglichkeit, RWA alias risikogewichtete Aktiva zu verringern, sieht er etwa im zinstragenden Immobiliengeschäft. “Wir wollen nicht kleiner werden auf Immobilienseite”, sagte Groß, “aber wir wollen den Anteil des Immobiliengeschäfts reduzieren, indem wir in anderen Geschäftsfeldern wachsen”. Vier Wachstumsfelder Als Wachstumsfelder hat er vor allem die Helaba-Töchter Frankfurter Bankgesellschaft, Helaba Invest und GWH Wohnungsgesellschaft sowie das Cash Management ausgemacht. Über die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) und ihre Tochter Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) bietet sie in der Sparkassen-Finanzgruppe Private Banking an. Die Gesellschaft habe ihr verwaltetes Vermögen in den vergangenen Jahren stetig gesteigert auf zuletzt 12 Mrd. sfr und mit ihnen das Provisionsergebnis. Auch die Helaba Invest als Spezialfondsanbieterin weise deutlich steigende Zahlen auf. Die GWH-Gruppe hält rund 50 000 verwaltete Wohneinheiten und betreibt auch Projektentwicklung von Wohnimmobilien.Zudem kündigte Groß an, das “stabile, aber in die Jahre gekommene Kernbankensystem” modernisieren zu wollen. “Es ist klar, dass wir einen massiven Investitionsbedarf in unser Kernbankensystem haben.” Das hatte die Landesbank schon vor Jahren angedacht, hatte aber Ende 2017 die in der Projektarbeit bereits fortgeschrittene Einführung gestoppt. Die Begründung lautete damals, dass der Landesbank Kapazitäten für die IT-Modernisierung fehlten, nachdem die EZB-Bankenaufsicht bei einer branchenweiten Überprüfung der Banken-IT offenbar Nachbesserungsbedarf gesehen hat. IT-Kräfte wurden somit andernorts benötigt. Die Modernisierung des Kernbanksystems, eine Eigenentwicklung, die auf die späten 70er und frühen 80er-Jahre zurückgeht (vgl. BZ vom 28.10.2017), werde mindestens drei bis vier Jahre dauern, sagte Groß. Das Projekt werde in Angriff genommen in neuer Besetzung – mit Christian Rhino als Verantwortlicher, der von der Commerzbank zur Helaba gewechselt ist und seit 1. August als Generalbevollmächtigter Chief Information und Chief Operating Officer (CIO und COO) ist. Rhino hat damit die IT-Verantwortung von Detlef Hosemann übernommen. Stellenabbau geht weiterDas Restrukturierungsprogramm “Scope”, das bis 2023 läuft und unter anderem den Abbau von 380 bis 400 Stellen vorsieht, pausierte zwischenzeitlich wegen der Coronakrise, läuft aber mittlerweile wieder weiter. Eine deutlich zweistellige Anzahl von Aufhebungs- und Trennungsvereinbarungen sei bislang unterschrieben worden, sagte Groß. Vor drei Wochen hat er die Halbjahreszahlen vorgelegt, die wegen Bewertungsverlusten und hoher Kreditrisikovorsorge erstmals seit der Finanzkrise negativ ausfielen. Operativ hat die Bank, die als Sparkassenzentralbank für 40 % der rund 380 Sparkassen zuständig ist, aber gut abgeschnitten.