SPARKASSEN-FINANZGRUPPE HESSEN-THÜRINGEN

Helaba steht vor einem "spürbaren Personalabbau"

Kenner der Bank sehen etwa jede zehnte Stelle auf der Kippe - Zahl der Bereiche mehr als halbiert - Geschäftsmodell bleibt bestehen

Helaba steht vor einem "spürbaren Personalabbau"

ski Frankfurt – Die Helaba baut ihre interne Organisationsstruktur radikal um und wird im Zuge der auf der Führungsebene beginnenden Verschlankung absehbar einige hundert Stellen streichen. Die Zahl der bisher rund 40 Bereiche – das sind die Einheiten unterhalb der Vorstandsebene – und deren Leitungen würden bis zum ersten Quartal 2020 mehr als halbiert, kündigte der Vorstandsvorsitzende Herbert Hans Grüntker vor Journalisten an: “Damit wollen wir die Helaba zukunftsfähig aufstellen und die Schlagkraft der Bank deutlich erhöhen.” Die bisherige Struktur der drittgrößten Landesbank gilt in Branchenkreisen als vergleichsweise komplex.Doch werde man nicht auf der Ebene der Bereiche stehen bleiben, sondern in den kommenden Monaten auch die weiteren Führungsebenen straffen, was letztlich auch die Mitarbeiterebene betreffen werde, so Grüntker weiter. Er nannte dazu keine Zahlen, weil die Details des Umbaus Ergebnisse der erst begonnenen umfangreichen Projektarbeit sein würden. “Aber wir werden einen spürbaren Personalabbau auch auf den weiteren Ebenen nicht vermeiden können”, sagte er nur. Kenner der Landesbank gehen davon aus, dass in der Gesamtbank rund jede zehnte Stelle wegfallen dürfte. Wachstum durch EffizienzIm Durchschnitt des vergangenen Jahres hat die Helaba als Einzelinstitut 2 756 Menschen beschäftigt. Der Konzern einschließlich Töchtern wie der Frankfurter Sparkasse zählte gut 6 100 Mitarbeiter. In der Gesamtbank waren es inklusive der 424 Leute beim Förderinstitut WIBank und der 240 bei der Landesbausparkasse – beide sind rechtlich unselbständige Teile der Helaba – 3 420. Auf diese Größe bezieht sich der von externen Kennern auf 300 bis 400 Stellen geschätzte Abbau. Damit bliebe dieser unter der Dimension des jüngsten größeren Kürzungsprogramms, mit dem 2012 die sozialverträgliche Streichung von rund 450 der damals 3 200 Planstellen in der Kernbank innerhalb von vier Jahren angekündigt worden war.Die Neuaufstellung der mehrheitlich von den Sparkassen, vor allem von jenen aus Hessen und Thüringen, getragenen Landesbank und die absehbaren Einschnitte sind die Konkretisierung eines “Scope” genannten Projekts, das Grüntker unter der Überschrift “Wachstum durch Effizienz” zuvor nur sehr abstrakt angekündigt hatte. Zum einen soll der Verwaltungsaufwand mittelfristig auf dem Niveau von 2018 konsolidiert werden, um den weiteren zu erwartenden Kostenanstieg zu bremsen. Zum anderen sollen mittels so geschaffener Freiräume Wachstumsinitiativen umgesetzt und Ertragssteigerungen über dem Marktniveau erreicht werden, um die Zielquote für die Cost-Income-Ratio von deutlich unter 70 % – das “deutlich” ist neu – und den Zielkorridor für die Eigenkapitalrentabilität von 5 bis 7 % vor Steuern nachhaltig zu sichern.Ziel sei es, weiterhin stark am Markt agieren zu können und nachhaltig ausschüttungsfähig zu bleiben. “Wir zahlen seit 1984 durchgehend eine Dividende aus – Ausdruck unserer erfolgreichen Arbeit, aber auch der Verlässlichkeit, mit der wir im Sinne unserer Träger handeln”, sagte Grüntker. Um auf der Basis stabiler Erträge weiteres Wachstum aus der Bank heraus finanzieren zu können, müsse der Trend steigender Verwaltungskosten und stagnierender Erträge gestoppt werden. Aus einer Position der StärkeEine zentrale Maßnahme für die Intensivierung des Vertriebs mit dem Ziel der Ertragssteigerung sei die Zusammenführung der Vertriebs- und Produkteinheiten. Grüntker: “So stellen wir sicher, dass jeder Kundenbetreuer und jede Kundenbetreuerin neben seiner beziehungsweise ihrer Kundenverantwortung auch immer eine Produktverantwortung hat.” Der Vorstand verspreche sich davon eine Stärkung des Cross-Selling-Potenzials. In den Marktfolge- und Stabsbereichen lege man Bereiche zusammen, um die Zahl der Schnittstellen deutlich zu reduzieren.Die Anpassungen beträfen lediglich das Betriebsmodell und damit die internen Abläufe, jedoch nicht das bewährte und zukunftsfähige Geschäftsmodell der Helaba, betonte der Chef der Landesbank. Die Bank handele bei dem Wachstums- und Effizienzprojekt “aus einer Position der Stärke”. Er sicherte eine “verantwortungsvolle” Begleitung der Transformation mit Blick auf Belegschaft, Kunden und Träger zu.Die Notwendigkeit, sich einer Verschlankung zu unterziehen, resultiert für die Helaba nicht zuletzt aus dem Zinsumfeld. Nachdem die EZB während der konjunkturellen Erholung der vergangenen Jahre den Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik verpasst habe, müsse sich die Kreditwirtschaft jetzt “nachhaltig auf niedrige und negative Zinsen einstellen”. Die Branche stehe vor etlichen weiteren Jahren mit heftigem Gegenwind. Da es aber nichts nutze, über die Situation zu klagen, handele die Helaba jetzt.