Helvetia festigt Position im Heimatmarkt

Schweizer Versicherer zeigt sich in guter Verfassung

Helvetia festigt Position im Heimatmarkt

Von Daniel Zulauf, Zürich”Aller Anfang ist schwer”, sagt der Volksmund. Weshalb sollte die Redewendung nicht auch auf den neuen Helvetia-Chef Philipp Gmür passen, der den Schweizer Versicherungskonzern seit Anfang des Monats lenkt? Zwar kennt der 53-jährige Luzerner Jurist den Betrieb schon seit 23 Jahren aus eigener Erfahrung, und als vormaliger Chef des Schweizer Geschäfts zeichnete er während mehr als eines Jahrzehnts für die mit Abstand größte und ertragreichste Marktregion verantwortlich.Doch die Strategie, mit der sich der frühere Provinzversicherer binnen eines Jahrzehnts zu einem selbstbewussten Konzern und Herausforderer der Platzhirsche gemausert hat, wird gemeinhin viel weniger mit Gmür als mit dessen österreichischem Vorgänger Stefan Loacker und dem Anfang 2015 unerwartet verstorbenen Verwaltungsratspräsidenten Erich Walser in Verbindung gebracht. Loacker und Walser operierten als eingespieltes Tandem und waren im Heimatmarkt wie auch im europäischen Ausland stets zur Stelle, wenn sich die Gelegenheit einer Akquisition darbot. So hat sich die Helvetia im Schweizer Markt eine solide Marktposition irgendwo zwischen den internationalen Konzernen wie Axa, Zurich und Allianz und nationalen Größen wie Swiss Life und Mobiliar erarbeitet. Solides Ergebnis”Ich habe von Stefan Loacker ein am Markt bestens aufgestelltes Unternehmen übernommen”, räumte Gmür gestern in Zürich vor den Medien ein. In der Tat zeugen sowohl die Zunahme des Konzerngewinns um 15 % im ersten Halbjahr wie auch das solide Wachstums des Geschäftsvolumens um 3 % in Originalwährungen von einem Unternehmen, bei dem zur Zeit vieles rund läuft. Die Integration der Nationale Suisse verlaufe erfolgreich, ebenso jene des Österreich-Geschäftes, das man vor einiger Zeit von der Bâloise übernommen hatte.Und die guten Konzernzahlen sind auch versicherungstechnisch abgestützt. Im Nicht-Leben-Geschäft bewegt sich die Schaden-Kosten-Quote auf tiefen 91,9 % – Tendenz fallend. Versicherungstechnisch verdient Helvetia in allen Märkten Geld. Auch in den Leben-Sparten weisen die betriebswirtschaftlichen Signale in die gewünschte Richtung.Was also ließe sich als Zeichen werten, dass Gmürs Anfänge als Helvetia-Chef doch schwerer werden könnten? Vielleicht die neue Konzernstruktur, die der CEO gestern vorstellte. Das Know-how im Vertrieb und in anderen Bereichen sei in der Schweiz konzentriert und in den vergangenen Jahren zu wenig an die ausländischen Töchter weitergegeben worden. Der Konzern müsse agiler, kundenzentrierter und innovativer werden. Zudem bewege man sich in gewissen Auslandsmärkten, etwa in Deutschland, immer noch unter der gewünschten Größe. Die neue Struktur gibt der Schweiz mehr Gewicht, aber sie führt auch zu einer Aufblähung der Konzernleitung von sechs auf elf Mitglieder.Mit dem Verwaltungsratspräsidenten Pierin Vincenz hat Gmür den ehemaligen Chef der Raiffeisen Schweiz, also einen Bankmanager an der Seite. Im Fall der Zurich war eine vergleichbare Konstellation allerdings kein Vorteil.