Wirecard

„Herr Marsalek war immer freundlich und hatte Stil“

Rainer Wexeler, ehemaliger Vorstand der Wirecard Bank AG, der schon vor seiner Berufung zum Bankvorstand für die Wirecard AG tätig war, ist nicht gut auf seinen ehemaligen Chef Markus Braun zu sprechen. „Seit 2005 war ich mit Braun auf...

„Herr Marsalek war immer freundlich und hatte Stil“

Von Stefan Paravicini, Berlin

Rainer Wexeler, ehemaliger Vorstand der Wirecard Bank AG, der schon vor seiner Berufung zum Bankvorstand für die Wirecard AG tätig war, ist nicht gut auf seinen ehemaligen Chef Markus Braun zu sprechen. „Seit 2005 war ich mit Braun auf Konfrontationskurs“, sagte der 64-Jährige am Donnerstag vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem milliardenschweren Betrugsskandal bei Wirecard. Damals sperrte sich Braun gemäß der Darstellung von Wexeler gegen die Gehaltsvorstellungen seines eben zum kommissarischen Geschäftsführer des Wirecard-Callcenters in Leipzig beförderten Mitarbeiters.

Ungefähr zur gleichen Zeit kaufte die Wirecard AG die Xcom-Bank und erwarb damit auch eine deutsche Banklizenz. Weil aber nicht alle Vorstände der Xcom-Bank den Wechsel zu Wirecard vollzogen, war plötzlich Platz im Vorstand der neuen Wirecard Bank und Wexeler, der die aufsichtsrechtlichen Voraussetzungen für eine Position im Vorstand einer Bank mitbrachte, erhielt von Braun statt des gewünschten Gehalts im Callcenter ein neues Jobangebot. Kurz darauf wurde er in den Vorstand der Wirecard Bank berufen, die damals mit einer Bilanzsumme von 5 Mill. Euro und monatlichen Transaktionen in der Größenordnung von 500000 Euro startete.

Das Verhältnis zu Braun wurde nach Darstellung von Wexeler freilich nicht besser. Nachdem er sich in den Jahren 2018 und 2019 wiederholt gegen Darlehen für Partner im sogenannten Third Party Acquiring (TPA) ausgesprochen hatte, habe ihn der Konzernchef in sein Büro zitiert, erinnert sich Wexeler. „Herr Braun war überhaupt nicht amüsiert.“ Er sei der Eigentümer und nur ein Eigentümer könne eine Kreditanfrage ablehnen, habe Braun gepoltert.

Der Vertrag von Wexeler, der Ende 2019 aus der Bank ausschied, wurde nicht verlängert. Im Abschlussgespräch mit den Aufsehern der Bundesbank habe er deutlich gemacht, dass er nach eigener Einschätzung gehen müsse, weil es sich gegen die Wünsche von Herrn Braun bei der Kreditvergabe gestellt habe, erinnert sich Wexeler. „Der Konzern war geprägt durch Herrn Braun, die Unternehmenskultur auch, da war rechts und links kein Platz“, sagt er über den ehemaligen Konzernchef. „Richtlinien und Gesetze? Das hat ihn alles nicht interessiert.“

Deutlich milder fällt das Urteil über den ehemaligen Wirecard-COO Jan Marsalek aus, der sich seit Monaten auf der Flucht befindet. „Herr Marsalek war immer freundlich und hatte Stil“, sagt Wexeler. Hinsichtlich der Darlehensanfragen von Partnern im TPA-Geschäft habe der Wirecard-Vorstand zwar seine eigenen Argumente eingebracht, sich aber auch die Argumente der Bank angehört. Entschieden habe aber Braun. Die Frage, ob Marsalek denn auch ein Konto bei der Wirecard Bank AG unterhalten habe, kann der ehemalige Bankvorstand erst mit Ja beantworten, nachdem der Abgeordnete Jens Zimmermann (SPD) eine E-Mail Wexelers vorliest, in der er Marsalek um Ausgleich seines Wirecard-Bank-Kontos bittet. Es ist nicht die einzige Erinnerungslücke hinsichtlich Konten bei der Wirecard Bank, mit der Wexeler zu kämpfen hat.

Wie viele Kontoeröffnungen für sogenannte Peps – Politically Exposed Persons – er als Vorstand genehmigt habe, möchte der Abgeordnete Fabio De Masi (Die Linken) wissen. Daran könne er sich nicht erinnern. „Keinen einzigen Namen?“, fragt De Masi ungläubig nach. „Nein.“ „Dann stelle ich hier fest, dass ich Ihnen das nicht abnehme“, kontert De Masi.

Zimmermann fragt Wexeler schließlich, ob er ausschließen könne, dass die Wirecard Bank AG am Bilanzbetrug der Wirecard AG beteiligt war. „Aus meiner Sicht, ja.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.