CursivWeltspartag

Herr Reuter, Sparen darf auch uncool sein!

"Sparen ist nach wie vor cool", sagt Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Reuter. Doch auf Begeisterung kommt es in der Geldanlage nicht an.

Herr Reuter, Sparen darf auch uncool sein!

Sparen darf auch uncool sein!

Von Jan Schrader

Ja, ja, das Sparen! Wie sinnvoll es doch ist: Es ebnet den Weg zur finanziellen Unabhängigkeit, ermöglicht höhere Ausgaben zu einem späteren Zeitpunkt im Leben, sichert den Bedarf im hohen Alter und so weiter, und so fort. Das betonen Banken- und Sparkassenverbände vor dem Weltspartag am Montag zu Recht. Der bayerische Sparkassenpräsident Ulrich Reuter geht einen Schritt weiter. „Sparen ist nach wie vor cool“, behauptet er.

So lästig wie der Zahnarzt

„In hohem Maße gefallend“, übersetzt der Duden das Wort in einer Variante, Ob Bausparvertrag, Investmentfonds, Festgeldvertrag und Rentenversicherung den Menschen so sehr gefallen? Spötter meinen jedenfalls, dass ein Gespräch über Finanzen und Altersvorsorge für viele Menschen so lästig sei wie der Gang zum Zahnarzt.

„Der Idealvorstellung entsprechend“, lautet eine weitere Variante, die der Duden als Definition anbietet. Aber was heißt schon „ideal“? Ein Blick in die Zukunft und der Verzicht auf gegenwärtigen Konsum mag je nach Weltsicht ein Ideal sein. Aber für gegenwartsorientierte Zeitgenossen und Hedonisten ist Sparen ein Graus. Hand aufs Herz: Freude bereitet der Konsumverzicht nicht, auch wenn Eigenheim und Rentenplus locken mögen.

"Angesagt" oder "sinnlos"?

Die Internetgemeinschaft ist in der Frage gespalten, ob Sparen cool oder uncool ist. Das legen die Ergänzungsvorschläge von Google nahe: Wer „Sparen ist“ in die Suchleiste einträgt, erhält etwa die Varianten „Sparen ist verdienen“, „Sparen ist mein Ding“, „Sparen ist angesagt“: Das kommt der Bedeutung von „cool“ bereits näher. Aber auch „sinnlos“ und „Konsumverzicht“ gehört zu den Vorschlägen.

„Cool“ ist aber auch eine Eigenschaft von Menschen. „Cool bleiben“ empfiehlt sich nicht nur in Ehe und Beruf, sondern auch in der Geldanlage. Der Duden bringt es auf den Punkt: „(Stets) die Ruhe bewahrend, keine Angst habend, nicht nervös (werdend), sich nicht aus der Fassung bringen lassend; kühl und lässig, gelassen“. So cool sollte jeder Mensch in der Geldanlage sein.

"Spießer" sind supercool!

Wenn Reuter zum Jahreswechsel als DSGV-Präsident loslegt, wird er noch stärker für eine coole Geldanlage werben können. Aber vielleicht lernt er auch von den Landesbausparkassen. Als „Spießer“ bezeichnet in einem Werbespot da ein Mann jene Menschen, die komfortabel in Haus oder Wohnung leben, während er unter Punks auf einem Wagenplatz sitzt. Seine Tochter findet das uncool. „Du Papa!“, sagt sie, „wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden!“ Ob cool oder spießig: Sinnvoll ist Sparen allemal!

Sparen sei "cool", sagt Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Reuter. Doch auf Begeisterung kommt es in der Geldanlage nicht an.

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