"Heute sind wir sexy"

Frankfurter Bankgesellschaft punktet bei ihren Kunden mit Werten der Sparkassen - Politische Lage weckt Interesse an der Schweiz

"Heute sind wir sexy"

Die Frankfurter Bankgesellschaft hat ihre Wachstumsgeschichte im vergangenen Jahr fortgeschrieben und ihren Nutzen für die Sparkassen messbar unter Beweis gestellt. Die Verunsicherung vieler Bürger durch das politische Umfeld scheint der Helaba-Tochter noch mehr Kunden in die Arme zu treiben.ski Frankfurt – Die politische Großwetterlage in Europa und der Welt lässt das Interesse vermögender Kunden an Geldanlagen in der Schweiz steigen. Gerade in den vergangenen Wochen spürte die in Zürich (und mit zwei Töchtern in Frankfurt) ansässige Frankfurter Bankgesellschaft angesichts der globalen Handelskonflikte und nicht zuletzt der politischen Entwicklung in Italien eine zunehmende Verunsicherung beim Publikum. Die auf die Betreuung sehr vermögender Privatkunden und von Familienunternehmern ausgerichtete Helaba-Tochter werde in jüngster Zeit erkennbar häufiger auf Portfolien angesprochen, die zum Beispiel nur aus Schweizer Aktien oder aus Anleihen in Währungen “alle außer Euro” bestehen, berichtet Tobias Fischer, Mitglied der Geschäftsleitung in Zürich. Wie die Schweiz in politischer und währungspolitischer Hinsicht für Stabilität steht, verfolgt die Frankfurter Bankgesellschaft eine auf Stabilität ausgerichtete Anlagephilosophie. Staatsanleihen aus Südeuropa habe man schon seit Beginn der Schuldenkrise nicht mehr angefasst, sagt CEO Holger Mai. Auch Bankenwerte scheut “die Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe” wie der Teufel das Weihwasser. Ihre Klientel, die vielleicht durch Erbschaft oder einen Firmenverkauf zu Geld gekommen ist, “will nicht zocken”, heißt es. Das Institut zählt aktuell etwa 4 000 Privatkunden, die mindestens 1 Mill. Euro oder sfr mitbringen müssen. Wachstumsstärkstes JahrSeit der Neuaufstellung im Jahr 2010 schreibt die Bank mit dem traditionsreichen Namen – die ursprüngliche Frankfurter Bankgesellschaft war 1899 gegründet worden – eine Wachstumsgeschichte fast ohne Unterbrechungen (vgl. Grafik). 2017 war seitdem das bisher wachstumsstärkste Jahr für die mittlerweile mit 243 der 385 deutschen Sparkassen kooperierende Gruppe mit 170 Beschäftigten. Das Anlagevolumen stieg um mehr als 2 Mrd. auf 12,8 Mrd. sfr. Damit legte die Nummer 2 unter den Privatbanken mit deutschem Hintergrund in der Schweiz (nach der Deutschen Bank) deutlich stärker zu als die vergleichbare Konkurrenz. Dass ausgerechnet ein Haus aus der früher gerade bei anspruchsvollen Kunden als etwas verstaubt geltenden öffentlich-rechtlichen Finanzgruppe diesen Erfolg hat, erklärt Mai so: “Heute sind wir sexy.” Werte der Sparkassen wie Stabilität, Nachhaltigkeit oder Bodenständigkeit würden auch von dieser Zielgruppe besonders geschätzt. Die Bankgesellschaft profitiere freilich auch von Schwächen mancher Wettbewerber, räumt Mai ein.Auch der inzwischen vollzogene Verkauf der nicht als Kerngeschäft betrachteten Zürcher Fondstochter LB (Swiss) Investment (LBSI) an die Liechtensteinische Landesbank (vgl. BZ vom 24. Februar) sorgt nur kurz für einen Knick in der Wachstumskurve. Durch die Transaktion, die einen Erlös von 35 Mill. sfr bei 9 Mill. sfr Eigenkapital brachte, gingen der Frankfurter Bankgesellschaft zwar Assets under Administration von 4,9 Mrd. sfr verloren, doch soll schon bis Ende dieses Jahres nahezu der Stand von Ende 2016 wieder erreicht werden. Bis Ende Mai kam ohne LBSI Nettoneugeld von 850 Mill. sfr herein, weitere 900 Mill. sfr bis Jahresende sind schon vereinbart. Mittelfristig wird ein Anlagevolumen von 15 Mrd. sfr angepeilt.Inklusive der an die Helaba gezahlten Dividende von 3,75 (i. V. 3) Mill. sfr stiftete die Bankgesellschaft für die Sparkassengruppe 2017 einen messbaren Nutzen von 13,9 (10) Mill. sfr. Zielgröße sind hier auf mittlere Sicht mehr als 30 Mill. sfr. Die Erträge aus dem Kundengeschäft fließen zur Hälfte als Markterschließungsprovisionen an die Kooperationssparkassen. Indirekt profitieren diese zudem von der steigenden Kompetenzvermutung im Wealth Management, die auch als Kundenbindungsinstrument dienen kann.2018 dürfte der Buchgewinn aus dem LBSI-Verkauf das ausgewiesene IFRS-Ergebnis der Bankgesellschaft-Gruppe von zuletzt rund 4 Mill. sfr auf einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag hochtreiben. Den außerordentlichen Ertrag will Mai in weiteres Wachstum investieren. Auch durch die Eröffnung der Niederlassung in Düsseldorf Anfang dieses Jahres und den laufenden Aufbau eines kleineren Standorts in München soll sich die Beraterkapazität von Anfang 2017 bis Ende 2018 auf 50 Kräfte etwa verdoppeln. Zusätzlichen Schub verspricht sich die Geschäftsleitung von der Neupositionierung des Family Office in Frankfurt. Die Tochter Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft ist im vorigen Oktober mit Zulassung der BaFin gestartet. —– Wertberichtigt Seite 8