Strategieplan

High Noon im Kampf um Generali rückt näher

Der italienische Versicherer Generali legt am Mittwoch einen neuen Strategieplan vor. Obwohl das Unternehmen den zum Jahresende auslaufenden Dreijahresplan erfüllen konnte, steht CEO Philippe Donnet unter Druck.

High Noon im Kampf um Generali rückt näher

bl Mailand

Philippe Donnet steht seit 2016 an der Spitze des italienischen Versicherers Generali. Der Total Shareholder Return beträgt seither 117%. Aktionäre kassierten seit 2019 fast 5 Mrd. Euro an Dividenden. Die Solvency Rate liegt bei sehr soliden 233%. Der Nettogewinn stieg bis Ende September gegenüber Vorjahr um 74% auf 2,25 Mrd. Euro. Alle Ziele des zum Jahresende auslaufenden dreijährigen Strategieplans wurden erreicht. An diesem Mittwoch will der französische CEO nun einen neuen Plan vorlegen.

Dem Vernehmen nach zielt Donnet auf einen weiteren Ausbau des Private Bankings. Generali hat bereits 680 Mrd. Euro Assets under Management. Er dürfte weiter üppige Dividenden versprechen, einen Schwerpunkt auf den Ausbau des Schadengeschäfts sowie der Gesundheits- und Reiseversicherungen legen und eine beschleunigte Digitalisierung betreiben. Übernahmen werden nicht im Zentrum stehen, sind aber auch nicht ausgeschlossen.

Trotz der durchaus guten Ergebnisse will eine Gruppe von Großaktionären um den greisen Leonardo Del Vecchio (86), größter Anteilseigner des Optik-Riesen EssilorLuxottica, und den Bau-Unternehmer Francesco Gaetano Caltagirone (78), Donnet loshaben. Sie wollen eine ehrgeizigere Strategie, finden, dass Generali gegenüber Konkurrenten wie Axa, Zurich und Allianz zurückgefallen ist. Der von ihnen initiierte Aktionärspakt, dem auch die Sparkassenstiftung CRT angehört, kontrolliert mehr als 15% des Kapitals. Das ist fast so viel wie Großaktionär Mediobanca, der Donnet bei der Hauptversammlung im April 2022 eine dritte Amtszeit ermöglichen will, und seinen Anteil durch eine Wertpapierleihe vorübergehend auf 17,2% aufgestockt hat.

Was genau Del Vecchio und seine Unterstützer wollen, ist unklar. Auch einen Gegenkandidaten gibt es nicht. Das ist angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Verwaltungsrat auch nicht verwunderlich. Welcher glaubhafte Manager geht das Risiko ein, gegen Donnet zu kandidieren und sich eine blutige Nase zu holen?

Del Vecchio & Co machen massiv mobil gegen die vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Liste für das neue Aufsichtsgremium. Dabei gehen sie mit Haken und Ösen vor: Abgeordnete der linken Regierungsparteien Partito Democratico und der Fünf-Sterne-Bewegung haben einen Gesetzentwurf erarbeitet, der dem Verwaltungsratspräsidenten Gabriele Galateri di Genola eine weitere Amtszeit verböte und es dem Aufsichtsgremium untersagen würde, Donnet eine weitere Amtszeit anzubieten.

Beobachter glauben, Del Vecchio hege vor allem persönliche Animositäten gegenüber Mediobanca-Chef Alberto Nagel: Der hatte 2018 eine Spende Del Vecchios über 500 Mill. Euro für ein Krebsforschungsinstitut abgelehnt, weil Del Vecchio die Kontrolle über das Institut verlangte. Del Vecchio habe Nagel das nie verziehen, heißt es in Mailand. Der Unternehmer, der bisher nie großes Interesse an Finanzunternehmen gezeigt hatte, stieg mit 20% bei Mediobanca ein und nahm den Kampf gegen das von der Bank unterstützte Generali-Management auf. Zum High Noon kommt es spätestens im April.

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