Zinswende

Hilfe für spanische Hypothekenkunden

Um die Folgen von Zinswende und Inflation für einkommensschwächere Haushalte abzufedern, hat sich die spanische Regierung mit den Banken auf einen Verhaltenskodex verständigt.

Hilfe für spanische Hypothekenkunden

ths Madrid

Die spanische Regierung hat sich mit der Bankbranche auf Maßnahmen verständigt, um bestimmte Haushalte mit Hypotheken vor dem Zinsanstieg zu schützen. Der Mechanismus hilft Kunden mit einem Jahreseinkommen von bis zu 29 400 Euro, die mittlerweile mehr als die Hälfte ihrer Mittel für die Zahlung des Baukredits aufwenden müssen. Das betrifft rund eine Million Haushalte, wie das Wirtschaftsministerium am Dienstag bekannt gab. Das Kabinett verabschiedete das Paket, obwohl noch einige Details mit der Finanzbranche ausgehandelt werden müssen.

Die großen Banken hatten im Vorfeld ihre Unterstützung für die Maßnahmen zum Ausdruck gebracht, da sie selbst ein Interesse daran haben, dass ihre Kunden durch die Umstrukturierung der Darlehen zahlungsfähig bleiben. Die Hilfen basieren auf einem freiwilligen Verhaltenskodex. Es steht jedem Kreditinstitut frei beizutreten: sobald dies erfolgt ist, greifen die Verpflichtungen automatisch. Die drei Branchenführer Santander, BBVA und Caixabank bestätigten am Dienstag ihren Beitritt. „Wir haben gute Erfahrung mit den Verhaltenskodexen gemacht. Ich hoffe, dass alle Kreditinstitute mitmachen, denn wir müssen nun gemeinsam den Familien helfen, die vom raschen Anstieg der Zinsen getroffen werden“, er­klärte Wirtschaftsministerin Nadia Calviño.

Haushalte mit einem Jahreseinkommen von bis zu 25 200 Euro, die mehr als die Hälfte davon für die Hypothekenzahlung ausgeben, haben Anspruch auf eine Senkung der Zinsen und eine fünfjährige Karenzzeit bei der Rückzahlung des Kredits. Die Koalitionsregierung aus Sozialisten und Linken wollte die Hilfen aber unbedingt und gegen den Willen der Banken auf Teile der Mittelschicht ausweiten. Daher können auch Haushalte mit Einkommen von bis zu 29 400 Euro ihre Monatsbeiträge einfrieren und die Laufzeit um sieben Jahre verlängern. Die Kommissionen für den Wechsel von einem Darlehen zu variablen Zinsen zu einem festen Satz entfallen für zwei Jahre.

Angesichts der steigenden Zinsen wurden im laufenden Jahr drei von vier Hypotheken zu einem festen Zinssatz abgeschlossen. Doch zu Zeiten der Negativzinsen hatte die große Mehrheit der Wohnungskäufer Darlehen zu variablen Zinsen gewählt, die daher etwa 70 % des gesamten Bestandes ausmachen.

Die Banken machen sich jedoch zugleich Sorgen, dass sie die Kredite, auf die die Hilfen entfallen, neu bewerten und daher die Risikovorsorge erhöhen müssen. Trotz des Konjunkturabschwungs bereitet die Situation in der spanischen Kreditbranche den Bankvorständen allerdings noch keine Kopfschmerzen. Der Anteil fauler Kredite lag im August im Schnitt bei 3,86 %. Im Gegensatz zur Finanzkrise von 2008 ist der Arbeitsmarkt sehr robust, was die Zahlungsfähigkeit der Verbraucher stärkt.

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