Hindernisse für grüne Investments

Anleger wollen nachhaltig investieren, finden aber nur wenige Unternehmen mit Umweltstrategie

Hindernisse für grüne Investments

Investoren, die auf der Suche nach nachhaltigen Investments sind, werden nicht so leicht fündig. Denn nur eine Minderheit der Unternehmen hat eine Umweltstrategie und noch weniger geben darüber Auskunft, zeigt eine Studie.sto Frankfurt – Investoren würden gerne mehr dazu beitragen, dass die Wirtschaft umweltfreundlicher wird – doch es fehlt ihnen an entsprechenden Daten seitens der Unternehmen. Dies ergab eine Studie von HSBC. 65 % der hierbei befragten Anleger gaben an, dass sie mehr Kapital in kohlenstoffarme und klimabezogene Anlagen investieren wollen. Demgegenüber legt weniger als ein Viertel der Unternehmen (24 %) die Auswirkungen ihrer Tätigkeiten auf die Umwelt überhaupt offen. Lediglich 13 % der Gesellschaften sind mit ihrer Unternehmensstrategie auf nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten ausgelegt. Bewertung erschwertFür die Studie mit dem Titel “Sustainable Finance” wurden 277 Unternehmen weltweit befragt, die einen Durchschnittsumsatz von 18,6 Mrd. Dollar vorweisen. Zugleich wurden 276 Investoren interviewt, die durchschnittlich über ein Fondsvolumen von 13,9 Mrd. Dollar verfügen. Die mangelnde Offenlegung der Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen und der messbaren Umweltfolgen ihres Wirtschaftens begrenzen die Investmentmöglichkeiten. Denn dies erschwert die Bewertung und den Vergleich der Unternehmen für Analysten und Anleger. Durch unzureichende Vergleichbarkeit und fehlenden Zugang zu hochwertigen Research-Ergebnissen stoßen drei Viertel (74 %) der professionellen Anleger der Umfrage zufolge auf Investmenthürden (siehe Grafik).Immerhin besteht Hoffnung auf Besserung: 24 % der befragten Unternehmen, die gegenwärtig die Umweltfolgen ihres Tuns noch nicht offenlegen, planen dies in den nächsten zwölf Monaten. 49 % verfügen bereits über Strategien zur Verringerung ihrer Umweltauswirkungen. 34 % wollen diese Nachhaltigkeitsstrategie innerhalb eines Jahres veröffentlichen.Die Bereitschaft, umweltfreundliche Unternehmensstrategien zu entwickeln, ist in Europa deutlich größer als in anderen Regionen der Welt. In Europa bejahen 76 % der Befragten, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu haben. In den USA sind dies nur 53 %, in Asien 36 % und im Nahen Osten sogar nur knapp über ein Viertel.Ein Zusammenhang ist auch erkennbar bei der Größe der Unternehmen. Je größer dieses ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass es zum Beispiel eine Strategie zur Reduzierung des Kohlenstoffdioxidausstoßes hat: 55 % bei Firmen mit mehr als 10 Mrd. Dollar Umsatz im Vergleich zu 37 % bei einer Umsatzgröße darunter.Bei den Investoren ist man mit Blick auf eine Umweltstrategie schon weiter als bei den Unternehmen: 59 % haben eine Nachhaltigkeitsstrategie. Am ehesten geht es dabei um den sogenannten Carbon Footprint, also die Menge des freigesetzten Kohlenstoffdioxids durch die eigenen Aktivitäten. Bei 45 % der konsultierten Investoren gehören Nachhaltigkeitskriterien mit in den Auswahlprozess für ein Investment. Hier führen wiederum Europäer (64 %), während etwa der Nahe Osten nur 17 % vorweist. Kapitalfundus ist vorhanden”Die Entwicklung zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft hängt von einem leistungsfähigen Kreislauf für grüne Finanzierungen und Investitionen ab”, hebt Andre Brandao, Leiter des Climate Business Council der HSBC, hervor. Die Umfrage lasse darauf schließen, dass umweltfreundlichen Unternehmen ein beträchtlicher, bislang nicht allozierter Kapitalfundus zur Verfügung stehe.Brandao fordert, dass die Bankenbranche sich gemeinsam mit Politik und Aufsicht darum bemühen müsse, die Hindernisse zu beseitigen. “Das bedeutet Rahmenbedingungen für eine standardisierte klimabezogene Offenlegung, eine verstärkte Erarbeitung und Nutzung klimabezogener Research-Aktivitäten und eine Diskussion umweltbezogener Anreize für Unternehmen und Investoren.” Der Umfrage zufolge stehen alle Befragten etwa entsprechenden Steuervergünstigungen erwartungsgemäß offen gegenüber.HSBC zufolge haben sogenannte Green Bonds in diesem Jahr fast zwei Prozentpunkte schlechter abgeschnitten als vergleichbare “normale” Anleihen. Dies liege aber auch in der eher kurzen Laufzeit von Green Bonds begründet. Die weltweiten Klima-Investments werden auf 25 Mrd. Dollar taxiert. Nötig wären laut HSBC aber zehnmal so viel, um den Klimawandel zu verhindern. Dies sei eine signifikante Investmentlücke.