HNA vor Ausstieg bei Deutscher Bank
bn/nh Frankfurt/Schanghai – Der Deutschen Bank steht offenbar der Rückzug ihres größten Aktionärs, des chinesischen Mischkonzerns HNA, bevor. Wie Bloomberg und das “Wall Street Journal” vor dem Wochenende unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet haben, ist das Konglomerat von der Regierung in Peking aufgefordert worden, seine Beteiligung von zuletzt noch fast 8 % am Institut abzustoßen und sich auf das Luftfahrtgeschäft und Logistik zu konzentrieren. Die Deutsche Bank äußerte sich am Freitag zu den Berichten nicht. Alexander Schütz, der von HNA in den Deutsche-Bank-Aufsichtsrat entsandte Chef des Wiener Assetmanagers C-Quadrat, über den das Konglomerat seine Beteiligung hält, ließ eine Anfrage unbeantwortet. Deutsche-Bank-Aktien gingen mit 9,60 Euro 1,4 % schwächer ins Wochenende.Offen blieb einstweilen, wann und auf welche Art sich HNA aus dem Aktionariat der Deutschen Bank zurückziehen könnte. Bei entsprechenden Überlegungen dürften auch die den Deutsche-Bank-Anteil absichernden Derivategeschäfte eine Rolle spielen. Deren Laufzeit reicht dem Vernehmen nach bis Ende kommenden Jahres. Bei der Suche nach Investoren, die HNA Anteile abnehmen könnten, richtete sich der Blick im Markt am Freitag unter anderem auf Cerberus, die sowohl bei der Deutschen Bank als auch bei der Commerzbank beteiligt ist.Mit dem Ausstieg von HNA bei der Deutschen Bank wäre ein schleichender Ausstieg der Gruppe aus dem Finanzdienstleistungsgeschäft verbunden. Der jahrelang für das operative Geschäft und die Akquisitionsstrategie der Gruppe verantwortliche Mitgründer und Co-Chairman der Gruppe, Wang Jian, war im Juli auf einer Auslandsreise tödlich verunglückt.Die HNA Group hatte sich mit einer aufsehenerregenden internationalen Einkaufstour bei Akquisitionen von rund 50 Mrd. Euro verhoben und war im vergangenen Jahr deshalb in eine Verschuldungs- und Liquiditätsklemme geraten. Die über Derivatekonstruktionen abgesicherte Beteiligung an der Deutschen Bank von zunächst knapp 10 % hat HNA in diesem Jahr in mehreren Schritten auf 7,6 % reduziert, wobei sich der direkt gehaltene Anteil von ursprünglich 5,5 auf 3,7 % verringert hat.Nachdem der Mischkonzern in diesem Jahr bereits Aktivaverkäufe über rund 17 Mrd. Dollar (14,5 Mrd. Euro) eingeleitet hat, ist der Verschuldungsdruck etwas geschwunden. So hat die Gesamtverschuldung im Konzern im ersten Halbjahr um 9,5 % auf 541,6 Mrd. Yuan (68,3 Mrd. Euro) abgenommen. Analysten sehen im Zuge der laufenden Sanierungsbemühungen keinen unmittelbaren Zwang, die Deutsche-Bank-Beteiligung abzustoßen.—– Bericht Seite 3