Hochschulbildung für nachhaltiges Handeln

Nachhaltigkeitsthemen werden auch weiterhin einen wichtigen Stellenwert für Finanzinstitute einnehmen - Hochschule prüft die Einrichtung einer Forschungsstelle

Hochschulbildung für nachhaltiges Handeln

Das Thema Nachhaltigkeit nimmt durch Anforderungen bestimmter Kundengruppen und sogenannter Nichtregierungsorganisationen (Non-governmental Organizations, NGOs), aber auch durch staatlich-regulatorisches Engagement für die Ausrichtung der Unternehmenspolitik an Bedeutung zu. In Anlehnung an die Definition im Bericht der World Commission on Environment and Development (“Our Common Future”, der sogenannte Brundtland-Bericht) von 1987 geht es bei “Nachhaltigkeit” um eine faire und gerechte Verteilung von Ressourcen, und zwar innerhalb einer Generation, aber auch generationenübergreifend, was Klima- und Umweltschutzthemen eine besondere Bedeutung einräumt. Verantwortungsvoll agierenAuf Unternehmensebene werden Nachhaltigkeitsziele umgesetzt, indem das Unternehmen Verantwortung für die Auswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit auf die Gesellschaft übernimmt, was unter dem Begriff “Corporate Social Responsibility” bekannt ist. Dabei geht es weniger um die sozial verantwortliche Verwendung von Unternehmensgewinnen in Form von Spenden und Sponsoring, sondern hauptsächlich um Nachhaltigkeit im betrieblichen Umsatzprozess, also bei der Finanzierung, der Beschaffung, der Produktion und dem Absatz.Die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen durch verantwortungsvolles Handeln von Unternehmen wird durch zahlreiche staatliche Initiativen und Vorgaben unterstützt. So sind große kapitalmarktorientierte Unternehmen verpflichtet, regelmäßig über Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange zu berichten (CSR-Berichtspflicht), was auch Sparkassen mit mehr als 500 Beschäftigten betrifft. Viele Sparkassen informieren inzwischen auch auf freiwilliger Basis in jährlichen Nachhaltigkeitsberichten, zum Beispiel als Bericht an die Gesellschaft, die Öffentlichkeit über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten.Auch auf EU-Ebene finden Nachhaltigkeitsthemen zunehmend Eingang in die Finanzdienstleistungsbranche. So wurde 2018 ein Aktionsplan mit dem Ziel entwickelt, finanzierungsseitig einen Wandel der Wirtschaft zu fördern, Anlegern einen transparenten Zugang zu nachhaltigen Finanzprodukten zu ermöglichen und Nachhaltigkeit stärker in das Risikomanagement zu integrieren. Unmittelbare Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit von Sparkassen stehen durch die Änderungen im Rahmen von Mifid II (Markets in Financial Instruments Directive) bevor, wonach Nachhaltigkeitsaspekte in der Anlageberatung verpflichtend angesprochen werden sollen. Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht kündigt an, über einen risikoorientierten Aufsichtsansatz das Thema Nachhaltigkeit in der laufenden Aufsicht verstärkt und systematisch zu berücksichtigen. Bedeutung in SparkassenNicht nur durch staatlichen Regulierungsdruck, sondern auch durch die wegen des öffentlichen Auftrags besonderen Erwartungen der Gesellschaft an die Geschäftstätigkeit hat Nachhaltigkeit in Sparkassen eine besondere Bedeutung. Diese muss insbesondere auf der Ebene der Mitarbeiter/innen im Rahmen der Aus- und Weiterbildung in angemessener Weise vermittelt werden. Denn es sind die Mitarbeiter/innen und Führungskräfte, die maßgeblich das Wertesystem der Sparkassen beeinflussen und dieses nach außen tragen.Im Bereich Nachhaltigkeit ausgebildete Mitarbeiter/innen und Führungskräfte sind unabdingbar zur Entwicklung eines institutsspezifischen Nachhaltigkeitsmanagements. Eine professionelle Befassung mit der Entwicklung von Nachhaltigkeitszielen, Instrumenten zur Umsetzung sowie einer stakeholderorientierten Berichterstattung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung wirtschaftlicher Erfolge durch die Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen.Wirtschaftliche Erfolgspotenziale ergeben sich aus den positiven Auswirkungen auf die Unternehmensreputation. Unternehmen werden für die immer größer werdende Gruppe nachhaltigkeitsaffiner Privat- und Firmenkunden und Geschäftspartner attraktiver, was sich in Ertragszahlen widerspiegelt. Andere Argumente beziehen sich darauf, dass eine ausdrückliche Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen Risiken der Geschäftstätigkeit mindert. Auch kann eine Langfristorientierung des Managements unterstellt werden, was möglicherweise dazu führt, dass die Geschäftsergebnisse geringeren Schwankungen unterliegen. Zudem kann die gesteigerte Anziehungskraft des Unternehmens für sozial verantwortungsbewusste Investoren zu Wettbewerbsvorteilen führen.Eine freiwillige Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen mindert die Gefahr von staatlichen Regulierungsmaßnahmen und einschränkenden gesetzlichen oder fiskalischen Regelungen. Darüber hinaus ergeben sich Kostenvorteile durch verantwortungsbewussten Umgang mit eingesetzten Energien und Rohstoffen im Produktionsprozess. Auch kann durch die Berücksichtigung von Mitarbeiterinteressen Motivation und Leistung erhöht werden. Vielfältige StudienangeboteDie Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe bietet im Bachelor-Studiengang “Finance” das Modul “Unternehmensethik und nachhaltige Entwicklung” für Studierende des 6. Semesters verpflichtend an. Hier werden Ethik, Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility als Gegenstände ökonomischer Betrachtungen eingeführt. Jeweils in den Wintersemestern haben Studierende die Möglichkeit, wahlweise das Modul “Nachhaltiges Investieren an Wertpapierbörsen” zu belegen. Hier werden Methoden für die Erstellung eines auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Anlagekonzeptes vermittelt. Doppelabschluss möglichAuch im Kooperationsstudiengang “Management of Financial Institutions”, der zu dem Doppelabschluss “Master of Business Administration” und “diplomierte Sparkassenbetriebswirtin/diplomierter Sparkassenbetriebswirt” führt, kommt den Fragestellungen der Unternehmensethik und Nachhaltigkeit ein besonderer Stellenwert zu. Dieser Studiengang bereitet passgenau auf die Übernahme anspruchsvoller Führungsaufgaben in der Finanzwirtschaft vor, für die ein verantwortungsvoller Umgang mit den Interessen der Stakeholder einen zentralen Erfolgsfaktor darstellt.Auch im Rahmen der wissenschaftlichen Weiterbildung werden Nachhaltigkeitsthemen vermittelt. So wurde der diesjährige Alumni Academic Day des Alumni-Vereins der Hochschule zum Thema “Ethik und Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft” durchgeführt. Neben zahlreichen Fachvorträgen lieferte ein informativer und anregender Erfahrungsaustausch mit den Nachhaltigkeitsmanagerinnen der Kreissparkasse Köln und der Stadtsparkasse Wuppertal wertvolle Umsetzungshinweise für Nachhaltigkeitskonzepte in Sparkassen.Zudem befasst sich die Hochschule mit dem Nachhaltigkeitsthema Geschlechtergerechtigkeit. Hintergrund dabei ist, dass die zunehmend von der Politik und Öffentlichkeit angestrebte geschlechterparitätische Besetzung in Führungspositionen von Banken und Sparkassen nicht ausreichend umgesetzt ist. Um genderspezifische Weiterbildungskompetenzen zu bündeln und eine breitere Zielgruppe zu erreichen, bieten Hochschule und NRW-Akademie ein gemeinsames eintägiges Symposium an, das sich an weibliche Führungskräfte der Finanzbranche richtet. Die Auftaktveranstaltung fand am 7. März 2019 in Dortmund unter der Schirmherrschaft der Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Liane Buchholz, statt. Gute HilfestellungFür das Symposium “Frauen im Sparkassen-Management” hatten die Hochschule und die Sparkassenakademie NRW ein Fachprogramm entwickelt, das die Genderperspektive gezielt in aktuelle Führungsthemen integrierte. Persönliche Erfahrungsberichte von Top-Managerinnen der Sparkassen-Finanzgruppe zeigten vielfältige Karrierepotenziale, aber auch die damit verbundenen Herausforderungen auf und lieferten mit vielen Beispielen und Anregungen eine hervorragende Hilfestellung für die Karriereplanungen junger Frauen.Nachhaltigkeitsthemen werden auch weiterhin ein wichtiges Element der Hochschulbildung sein. Zudem prüft die Hochschule die Einrichtung einer Forschungsstelle Nachhaltigkeit, die sich mit der Konzeption und Durchführung nachhaltigkeitsorientierter wissenschaftlicher Weiterbildung, der Entwicklung von entsprechenden Lehrmaterialien sowie der Koordinierung von Forschungsthemen befassen soll. Claudia Breuer, Professur für Finanzwirtschaft und Nachhaltigkeit an der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe