Bankensystem

Höher verzinste Depositen schmerzen US-Banken

Großkunden ziehen Depositen bei US-Instituten ab, wenn sie keine erhöhten Verzinsungen für ihre Einlagen erhalten. Es wird unangenehm für den Bankensektor.

Höher verzinste Depositen schmerzen US-Banken

Bei einigen Banken in den USA manifestieren sich Probleme mit ihrer Depositenbasis. Denn Firmenkunden und institutionelle Anleger verlangen immer höhere Verzinsungen für ihre Einlagen oder ziehen diese bereits ab. Ende vergangener Woche stürzte die Aktie von State Street um 12% ab, nachdem das Institut einen Rückgang des Nettozinsergebnisses um 10% verkündete und davor warnte, dass es Depositen nun besser vergüten müsse.

Der Trend hat gedreht

Damit steht State Street stellvertretend für eine ganze Reihe Institute, die Druck auf das Zinsergebnis verspüren. Bank of America, PNC und Citi stimmten ein in den Chor, sodass Analysten bereits feststellen, dass der Trend drehe beim Zinsergebnis – nachdem die Branche zunächst die Zinsen für Ausreichungen hochdrehen konnte, müssen sie nun Depositen höher verzinsen. Dabei sind Firmenkunden mitunter schneller dabei, Konsequenzen zu ziehen, da sie besser Zugang zu alternativen Anlagemöglichkeiten wie Geldmarktfonds haben als Retail.

Besonders im Fokus stehen derzeit Institute mit einem hohen Exposure zu Firmenkunden wie PNC und eben State Street. Bei State Street waren es vor allem unverzinste Depositen, die abgezogen wurden. Nach den Prognosen für das laufende Quartal wird das Nettozinsergebnis um weitere 12 bis 18% fallen, nachdem es sich zunächst nur um 10% abschwächte. Ein solcher Trend muss schnell gestoppt werden, denn die Aufsicht kann bei großen Depositenbewegungen alarmiert sein.

State Street ein erstes Opfer

State-Street-Chief-Executive-Officer Ron O’Hanley wollte das Problem denn auch nicht auf sein Institut beschränkt sehen und wies süffisant darauf hin, dass andere Banken damit auch noch konfrontiert würden. Einige Digitalbanken würden Einlagenverzinsungen von 4% und in kurzfristige Wertpapiere investierte Geldmarktfonds schon 5% bieten. State Street leide nur früher als andere Banken darunter, da man „sophisticated clients“ habe. Dabei ist State Street noch vergleichsweise wenig zinssensitiv aufgestellt, kommen doch 80% der Einnahmen aus Gebührenstrukturen wie der Verwahrung von Wertpapieren.

Unter Beobachtung stehen Institute wie die Citigroup, deren Depositenbasis zu 60% von Firmenkunden stammt. Meist sind deren Konten aber Teil der Working-Capital-Planung und werden keinesfalls großflächig abgezogen. Überschüssige Liquidität tragen Treasurer aber auch gerne weiter in höher verzinste Konten. Citi-Chief-Financial-Officer Mark Mason hat schon zu Protokoll gegeben, dass Firmenkunden nun mal sensibler auf Zinsbewegungen reagieren. Und da man das weiß, ermögliche Citi gerade „Multinationals“ schneller von sich aus bessere Verzinsungen.

Das Kräfteverhältnis hat sich also geändert: Im Fahrwasser der US-Zinserhöhungen spielen Großkunden ihre Macht zum Depositenhopping aus und erhalten, um das zu verhindern, von den Banken häufig besser verzinste Angebote. Das Zinsergebnis im Sektor dürfte sich also weiter verringern.

Institute müssen Depositen immer höher verzinsen

Firmenkunden ziehen große Mengen an Einlagen ab

bg Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt
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