Analysten halten massive Anhebung der Mindestreserve für unwahrscheinlich
EBA kalkuliert Folgen
höherer Mindestreserve
Deutliche Folgen für Liquidität der europäischen Banken
lee Frankfurt
Die in Zentralbankkreisen diskutierte Erhöhung der Mindestreserve könnte nach Ansicht der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA die Liquiditätskennziffern der Banken massiv verschlechtern. Wie aus einem kurz vor Weihnachten veröffentlichten EBA-Bericht hervorgeht, würde eine Erhöhung der nicht verzinsten Mindestreserve, die Kreditinstitute bei der Europäischen Zentralbank (EZB) halten müssen, von derzeit 1% auf 4% zu einer Belastung der aggregierten Liquidity Coverage Ratio (LCR) von 7 Prozentpunkten führen.
Moderate Erhöhung verkraftbar
Nicht nur vor dem Hintergrund der Liquiditätsengpässe, die der Bankensektor im vergangenen Frühjahr im Kielwasser der Credit-Suisse-Rettung erlebt hat, wäre dies aus Sicht der EBA besorgniserregend. In einem Kurzreport legt Commerzbank-Analyst Nigel Myer die Annahme zugrunde, dass die aggregierte LCR mit jedem Anstieg der Mindestreserve um 2,3 Prozentpunkte sinkt. Auf dieser Basis sei eine Erhöhung der von der Europäischen Zentralbank geforderten Mindestreserve um ein bis zwei Prozentpunkte für die meisten Institute unproblematisch.
Anders sähe es aus, wenn sich der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Robert Holzmann, mit seiner Forderung nach einer Erhöhung auf 5 bis 10% durchsetzen würde. Er begründet diesen Vorschlag damit, dass die Banken von der unkonventionellen Geldpolitik der Notenbanken in der Krise erheblich profitiert hätten. In der Branche sorgt dieser Ansatz für Entrüstung.
TLTRO gestrichen
Wie die EBA herausstellt, leidet die Liquiditätsausstattung der europäischen Banken bereits durch das Ende der während der Coronakrise bereitgestellten langfristigen Refinanzierungsprogramme (TLTRO). Für 2024 erwartet die Aufsichtsbehörde eine Belastung der LCR von etwa 15 Prozentpunkten.
Während der Effekt der anstehenden TLTRO-Rückzahlungen durch die Geschäftsbanken relativ gut vorhersagbar sei, hält Commerzbank-Analyst Myer andere Parameter für schwerer kalkulierbar. "Tendenziell wird es unserer Meinung nach aber nach unten gehen", heißt es in dem Report.
Vor diesem Hintergrund sei eine massive Erhöhung der Mindestreserve unwahrscheinlich. Keine Zentralbank würde sich dem Vorwurf aussetzen wollen, die Liquiditätsausstattung der Banken auf ein besorgniserregendes Niveau zu drücken und damit womöglich auch die Kreditvergabe auszubremsen, schreibt Myer.