13. INTERNATIONALER RETAIL-BANKENTAG

Höhere Preise gegen niedrige Zinsen

Frankfurter Sparkasse: Banken bieten viele Produkte zu günstig an - Geldpolitik bläht Rückstellungen auf

Höhere Preise gegen niedrige Zinsen

Um die Folgen niedriger Zinsen zu bewältigen, sollten Banken unter anderem die Preise für ihre Dienste erhöhen, meint die Frankfurter Sparkasse. Viele Leistungen würden zu günstig angeboten.bn Frankfurt – Mit Hilfe einer Digitalisierung ihrer Prozesse, vermehrter Kooperationen sowie unter anderem einer Erhöhung der Preise sollten Retail-Banken nach Einschätzung der Frankfurter Sparkasse den sich verschärfenden Auswirkungen der Niedrigzinsphase begegnen. Wer sich die Abschlüsse der Retail-Institute für 2014 anschaue, könnte fast den Eindruck gewinnen, die niedrigen Zinsen hätten keinen Einfluss: “Das wird sich 2015 ändern, und die Entwicklung beschleunigt sich”, sagte Stephan Bruhn, Mitglied des Vorstands der Frankfurter Sparkasse, auf dem 13. Internationalen Retail-Bankentag, veranstaltet von der Börsen-Zeitung und Wincor Nixdorf. Dank eines günstigen Bewertungsergebnisses sowie eines Veräußerungsgewinns hat die viertgrößte Sparkasse Deutschlands im vergangenen Jahr das zweitbeste Vorsteuerergebnis in ihrer 193-jährigen Geschichte erzielt.Neben dem Rückgang der Risikokosten weit unter deren Durchschnitt habe eine außerordentlich gute wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren für “eine Riesenentlastung in den Abschlüssen” der Banken gesorgt, sagte Bruhn.Schon im laufenden Jahr aber dürften verstärkt die Folgen der Geldpolitik die Gewinn-und-Verlust-Rechnung der Banken prägen – in Sparkassen entfallen 80 %, in allen Bankengruppen 72 % der operativen Erträge auf den Zinsüberschuss. Bruhn erwähnte das Problem auslaufender Eigenanlagen, die bislang 3,5 % Rendite abwarfen, nach der Wiederanlage indes nur mehr 90 Basispunkte einbringen. Hinzu komme die Verflachung der Zinsstrukturkurve. Im Einlagegeschäft wiederum sei ein Faktor der Marge inzwischen bei null angelangt und eine weitere Absenkung könne er sich zumindest für Retail-Einlagen nicht vorstellen, spielte er auf die Einlagezinsen an. Im Kreditgeschäft wiederum verstärke sich der Margendruck, da Marktteilnehmer schon deshalb Risiken akzeptierten, “um überhaupt eine Anlage zu finden”. Folgen habe das Zinsumfeld auch auf die Bereitschaft von Kunden zur privaten Altersvorsorge. Was diesen vor Jahren an Renditen in Aussicht gestellt worden sei, “wird so nicht eintreffen”. Das ohnehin sperrige Thema der privaten Altersvorsorge werde für Kunden damit nur noch unattraktiver. Bruhn: “Wenn Sie als Banker mal unter sich bleiben wollen, machen Sie eine Veranstaltung zum Thema private Altersvorsorge, denn dann können Sie sich gut unterhalten.” Wenn aber die Menschen, wie das Beispiel Japan mit einer Sparquote nahe null zeige, mangels Guthabenzinsen mehr konsumierten und weniger sparten, “heißt das für unseren Kuchen nichts Gutes”, sagte Bruhn.Noch härter schlägt auf lange Sicht der Effekt niedriger Zinsen auf abzuzinsende Rückstellungen zu Buche, etwa für Pensionsleistungen, wie er ausführte. Bruhn nannte beispielhaft eine Verbindlichkeit, für die der abzuzinsende Satz 2013 noch bei 4,88 % gelegen habe, allein im laufenden Jahr aber um 72 Basispunkte sinken dürfte. In der Folge dieser Entwicklung rechnet die Frankfurter Sparkasse in den kommenden Jahren mit einem Anstieg ihrer Rückstellungen um 40 Mill. Euro, wie Bruhn erklärte: Dies sei “nahe an verheerend”, zumal da der abzuzinsende Satz auf einem gleitenden Durchschnitt beruhe und die Belastungen erst einmal weiter zunähmen, selbst wenn die Zinsen stiegen.Die Schlussfolgerung, dass Banken in dieser Situation die Erträge steigern und die Kosten senken müssten, sei “banal, aber richtig”, sagte Bruhn. Spielraum zur Steigerung der Erträge bietet sich der Frankfurter Sparkasse seiner Ansicht nach im Geschäftsfeld Private Banking sowie in der Preispolitik. “Wir bieten viele unserer Leistungen noch immer zu günstig an”, sagte Bruhn etwa mit Blick auf kostenlose Girokonten.Um die Kosten ans Umfeld anzupassen, empfiehlt Bruhn eine Digitalisierung, aber auch eine Überprüfung interner Prozesse. Womöglich müsse man dann manche Leistung gar nicht mehr auslagern, da man feststelle, dass sie gar nicht mehr benötigt werde. Zur Kostendisziplin gehört für Bruhn auch, nicht jeden Kundenkontakt in ein ausführliches Beratungsgespräch ausufern zu lassen, etwa wenn der Kunde bloß rasch ein Konto eröffnen will. Auch sei es an der Zeit, nun mit Kooperationen Ernst zu machen, etwa bei der gemeinsamen Nutzung von Schulungszentren.