Hongkong lizenziert vier neue "virtuelle Banken"

Techkonzerne kooperieren mit Finanzdienstleistern

Hongkong lizenziert vier neue "virtuelle Banken"

lee Frankfurt – Der seit langem befürchtete Einstieg von Technologiekonzernen in die Finanzbranche scheint sich zumindest in Hongkong nicht zwingend auf disruptive Weise zu vollziehen. Obwohl die Hongkonger Bankenaufsicht HKMA seit dem vergangenen Jahr ausdrücklich auch Technologieunternehmen ohne klassisches Bankgeschäft die Möglichkeit einräumt, eine Lizenz für eine “virtuelle Bank” zu erwerben, handelt es sich bei zwei der vier jüngsten Lizenznehmer um Gemeinschaftsunternehmen von Technologiekonzernen und Finanzdienstleistern. Gemäß ihren Geschäftsplänen würden die neuen Anbieter in den kommenden sechs bis neun Monaten an den Markt gehen, heißt es in der Mitteilung der Behörde vom Donnerstag. Unter “virtueller Bank” versteht die Behörde eine Online-Bank ohne Filialen. Der Leiter der Aufsichtsbehörde, Norman Chan, bezeichnete die Gründung virtueller Banken als Schlüsselkomponente für die von ihm propagierte Smart Banking Initiative Hongkongs. “Virtuelle Banken werden finanzielle Innovationen befördern und einen Beitrag leisten zu einem besseren Kundenerlebnis und zur finanziellen Inklusion”, so Chan weiter. Früheren Angaben zufolge haben sich insgesamt 29 Unternehmen um eine virtuelle Banklizenz bemüht. Laut HKMA hat sich die Zahl der Lizenzen für virtuelle Banken durch die vier Neuzugänge auf acht erhöht. Die Zahl aller Banklizenzen bezifferte die Behörde auf nunmehr 160.Die vier neuen Lizenznehmer heißen Ant SME Services (Hongkong), Infinium, Insight Fintech und Ping An One Connect Company. Ant SME gehört zur Finanztochter des gerne mit Amazon verglichenen chinesischen Internethandelskonzerns Alibaba, Ping An One Connect gehört zur chinesischen Versicherungsgruppe Ping An, die sich über Beteiligungen an Fintech-Firmen weltweit zu digitalisieren versucht. Die beiden andere Neulinge sind Gemeinschaftsunternehmen: Hinter Infinium steht ein Konsortium des Technologiekonzerns Tencent, der Asien-Tochter der Industrial & Commercial Bank of China (ICBC), des Börsenbetreibers Hongkong Exchanges & Clearing, des Investmentmanagers Hillhouse Capital sowie des Geschäftsmanns Adrian Cheng. Insight Fintech ist ein Joint Venture des Smartphone-Herstellers Xiaomi und des Finanzkonzerns AMTD. “Nahtlose Dienstleistungen”Die virtuelle Bank von Insight Fintech wird sich laut AMTD-Website zunächst auf die Integration von neuen Technologien wie künstliche Intelligenz, Big Data und Blockchain in das traditionelle Bankgeschäft konzentrieren. Das Gemeinschaftsunternehmen hat es sich demnach zum Ziel gesetzt, “nahtlose Finanzdienstleistungen für die gesamte Lieferkette” sowie die Kunden der Xiaomi-Gruppe anzubieten. Dabei werde es von dem Finanzdienstleistungsknow-how und dem Wissen um die regionalen Kundenbedürfnisse von AMTD profitieren.