Hongkongs Börse gibt so schnell nicht auf
hip London – Hong Kong Exchanges & Clearing (HKEx) hat sich von der Zurückweisung durch den Board der London Stock Exchange Group nicht abschrecken lassen. Sie hatte 30 Mrd. Pfund für die Gruppe geboten, machte jedoch den Verzicht auf die von Chief Executive David Schwimmer vorangetriebene Übernahme des Datenanbieters Refinitiv zur Bedingung. “Angesichts der grundsätzlichen Schwächen Ihres Vorschlags sehen wir keinen Grund für ein weiteres Engagement”, lautete der Satz, mit dem Don Robert, der Chairman des Betreibers der Börsen von London und Mailand, sein Schreiben an die HKEx-Führung um Chief Executive Charles Li beendete. Gegenwind kam auch aus Peking: Von einem Propagandaorgan der kommunistischen Partei wurde die LSEG dafür gelobt, dass sie ihre Partnerschaft mit der Börse Schanghai vorzieht, wenn es um den Zugang zu den Märkten der Volksrepublik geht.Der Board der Hongkonger zeigte sich enttäuscht, dass ein konstruktives Engagement offenbar nicht gewünscht wird. Aus seiner Sicht ist ein Zusammenschluss der beiden Börsen attraktiver für die Anteilseigner der LSEG als die Übernahme des schuldenbeladenen Datenanbieters. Wie die “Financial Times” berichtet, will der Betreiber der Börse von Hongkong nun mit einer “Charmeoffensive” auf Aktionäre und andere Stakeholder zugehen. Eine Reihe von Treffen habe er bereits organisiert. “Es ist ungewiss, wohin das direkte Engagement der HKEx mit den Aktionären der LSE führen wird”, schreiben die Analysten der UBS. Medienberichten zufolge könnte sie ihr Angebot attraktiver für die Anteilseigner machen. Sie hat nach britischem Übernahmerecht bis zum 9. Oktober Zeit, ein verbindliches Angebot abzugeben. Die HKEx bräuchte die Unterstützung von 5 % der Aktienkapitals, um eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, oder eine Verschiebung des für Dezember geplanten Votums über den Erwerb von Refinitiv zu erreichen. Die UBS-Analysten gehen davon aus, dass die Anteilseigner am Ende für den Kauf von Refinitiv stimmen werden, allerdings dürfte der Deal zuvor genauer unter die Lupe genommen werden als bisher. Die HKEx habe den 36-fachen erwarteten Gewinn für die LSEG ohne Refinitiv geboten. Das mache es für Rivalen teuer, ein Gegengebot abzugeben. Man halte einen Bieterwettkampf deshalb für wenig wahrscheinlich.