PERSONEN

Horst Köhler 75

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 21.2.2018 Afrika, Nachhaltigkeit, globale Partnerschaft - das sind die heutigen Themen und Herzensanliegen des ehemaligen Sparkassen- und Bundespräsidenten Horst Köhler. Was Afrika angeht, fordert er...

Horst Köhler 75

Von Bernd Wittkowski, FrankfurtAfrika, Nachhaltigkeit, globale Partnerschaft – das sind die heutigen Themen und Herzensanliegen des ehemaligen Sparkassen- und Bundespräsidenten Horst Köhler. Was Afrika angeht, fordert er unermüdlich, den Menschen, vor allem der Jugend, Perspektiven zu eröffnen. Es brauche globale Rahmenbedingungen, die Afrika helfen, wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. Mit Blick auf Nachhaltigkeit ruft Köhler dazu auf, die extreme Armut auszurotten und die natürlichen Lebensgrundlagen des Planeten zu erhalten. Das eine dürfe nicht auf Kosten des anderen gehen. “Deshalb brauchen wir eine Transformation unserer Wirtschaften und Gesellschaften.” Denn der westliche Lebensstil sei so ressourcenintensiv, “dass er nicht auf die gesamte Weltbevölkerung übertragen werden kann.” In Sachen “Globale Partnerschaft” stellt er fest, das transatlantische Verhältnis sei abgekühlt, und die europäische Einigung stecke fest. Köhler mahnt für die interdependente Welt ein neues Leitmotiv der Partnerschaft und der Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen an. Das alles ist keine wohlfeile Phrasendrescherei eines Altpräsidenten und “Elder Statesman”. Köhler bringt vielmehr seine reiche, in ihrer Mannigfaltigkeit wohl beispiellose wirtschaftliche und politische Erfahrung und seine weltweit außergewöhnlich hohe Reputation mit beeindruckender Energie und Tatkraft ein, um konsequent, intensiv und effektiv an einer besseren Welt zu arbeiten. Vor allem in diesem Sinne nimmt der Bundespräsident a. D. weiterhin eine Vielzahl von Ehrenämtern und Aufgaben wahr. Zuletzt wurde er zum Sondergesandten der Uno für die Westsahara ernannt. Schirmherr der Aktion Deutschland Hilft, Senatspräsident der Deutschen Nationalstiftung, Kuratoriumsvorsitzender der Friedrich August von Hayek Stiftung, Ehrenmitglied des Club of Rome, Kuratoriumsmitglied der Stiftung Weltethos und des Wittenberg-Zentrums für globale Ethik, Schirmherr des Kunstprojekts Operndorf Afrika, Ehrenpräsident des Deutschen Künstlerbundes – eine Auswahl von Aktivitäten, die das breite Spektrum und die Interessenschwerpunkte von Köhlers heutigem Wirken verdeutlichen. Das CDU-Mitglied, einst Staatssekretär im Bundesfinanzministerium (seit 1990) und Gipfel-Sherpa von Bundeskanzler Helmut Kohl, hat die deutsch-deutsche Währungsunion ebenso maßgeblich mitgestaltet (und “nebenbei” auch den Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR verhandelt), wie der Maastricht-Vertrag über die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion seine Handschrift trägt. Später musste er freilich beklagen, dass vertragliche Regeln zur Haushaltsdisziplin und zum Schuldenabbau verletzt und der Stabilitätspakt ausgehebelt worden seien. Auch das Versprechen, der Währungseinheit werde die gebotene politische Union folgen, sei nicht eingelöst worden. Von seinem Glauben an den europäischen Zusammenhalt und namentlich auch an die Gemeinschaftswährung hat sich Köhler gleichwohl bis heute nicht abbringen lassen. An seine Verdienste als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) von 1993 bis 1998 wurde erst kürzlich wieder erinnert. Gehörte Köhler seinerzeit doch zu den Architekten der Fusion von Deutscher Girozentrale und Deka zur neuen DekaBank, die dieser Tage ihr 100-jähriges Jubiläum feierte. Weitere Stationen auf seinem Berufsweg waren dann die Präsidentschaft der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London und der Posten des Geschäftsführenden Direktors des Internationalen Währungsfonds (IWF), ehe Köhler – “Horst … WER?”, fragte damals die “Bild”-Zeitung, die ihn später zum “Super-Horst” beförderte – 2004 zum Bundespräsidenten gewählt wurde. 2010 trat er von diesem Amt zurück. In Erinnerung geblieben ist aus dieser Zeit nicht zuletzt sein vernichtendes Urteil über die internationalen Finanzmärkte. Diese hätten sich “zu einem Monster” entwickelt, sagte er 2008 nach Ausbruch der Finanzkrise. Vision für unsere Zukunft Am morgigen Donnerstag vollendet Köhler bei guter Gesundheit sein 75. Lebensjahr. Gefeiert wird im Kreis der Familie, zu der Ehefrau Eva Luise, zwei Kinder und vier Enkelkinder gehören, und von Freunden auf einer Nordseeinsel. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb dem Jubilar: “Gerade in der gegenwärtigen Zeit mit den Debatten um Migration, Terrorismus und Demokratie brauchen wir Menschen wie Sie, die mit Klugheit und Sachverstand eine gemeinsame Vision für unsere Zukunft entwickeln.”