HSBC bangt um Ausstieg bei Ping An
Die britische Großbank HSBC möchte ihren knapp 10 Mrd. Dollar schweren Anteil am chinesischen Versicherer Ping An versilbert sehen. Der geplante Verkauf an ein thailändisches Konglomerat, das bislang nicht im Finanzsektor engagiert war, wird nun jedoch von einer undurchsichtigen Finanzierungsproblematik in China in Frage gestellt.nh Schanghai – Die britische Großbank HSBC muss befürchten, dass der Anfang Dezember verkündete Verkauf ihrer Beteiligung von 15,6 % am zweitgrößten chinesischen Versicherer Ping An scheitert. Dem thailändischen Firmenkonglomerat Charoen Pokphand Group (CP Group) als designiertem Käufer des auf 72,7 Mrd. HK-Dollar beziehungsweise 9,4 Mrd. Dollar veranschlagten Pakets der in Hongkong notierten Ping-An-Aktien droht nämlich eine Finanzierungszusage seitens des staatlichen chinesischen Förderkreditinstituts China Development Bank (CDB) über 44 Mrd. HK-Dollar wegzubrechen.Nach Informationen einer Reihe chinesischer Medien ist die für eine Kreditfinanzierung ausgeguckte Hongkonger Filiale der CDB von der Pekinger Zentrale angewiesen worden, die allem Anschein nach nur mündlich festgehaltene Zusage an die CP Group zurückzuziehen. Ohne den Einsatz der chinesischen Bank dürfte die von einem thailändischen Tycoon namens Dhanin Chearavanont kontrollierte CP allerdings auf große Schwierigkeiten stoßen, den Kauf der Ping-An-Beteiligung zu stemmen.Als Auslöser für die Hängepartie gilt eine vom chinesischen Finanzmagazin “Caixin Century Weekly” losgetretene Untersuchung, derzufolge es bereits Anfang Dezember bei der Abgleichung einer ersten Tranche von rund 3 % der Ping-An-Aktien im Wert von 15 Mrd. HK-Dollar, die von HSBC an CP gingen, zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll. Mysteriöse MittelsmännerDabei wird kolportiert, dass die an HSBC geflossenen Gelder nicht von der CP-Gruppe selbst stammen, sondern von dem früheren thailändischen Premierminister Thaksin Shinawatra sowie dem sowohl zur chinesischen Regierung als auch zur Konzernleitung der Ping An enge Beziehungen pflegenden chinesischen Investor Xiao Jianhua. Seitens “Caixin” wird die Vermutung geäußert, dass das Management der nicht-staatlichen Ping An nach Bekanntwerden des Ausstiegswunsches der HSBC nach einem ihm genehmen neuen Großaktionär mit Ausschau gehalten habe und dabei auf die CP Group als einem passiven Investor gestoßen sei.In dieser Sichtweise wäre das Manöver vor allem darauf ausgerichtet zu verhindern, dass das Ping-An-Paket von einem staatlichen chinesischen Investor wie dem Finanzkonglomerat Citic Group, dem Bankenbeteiligungsverwalter Central Huijin oder dem Sozialversicherungsfonds National Social Security Fund übernommen wird, was dem Management der Ping An einen indirekten Autonomieverlust bescheren würde.Bei Bekanntgabe des Deals durch HSBC und CP hatte es geheißen, dass die erste Tranche über vier auf den British Virgin Islands angesiedelte Tochtergesellschaften abgewickelt und die zweite, größere Tranche dann mit Barmitteln der Gesellschaft sowie der Überbrückungsfinanzierung der China Development Bank beglichen werde.Analysten hatten allerdings bereits im Dezember darauf verwiesen, dass die CP Group mit der Transaktion überfordert sein könnte, da der Kaufpreis für das Paket ihr ausgewiesenes Eigenkapital in Höhe von 9 Mrd. Dollar übersteigt. Überhaupt wurde gerätselt, aus welchen Beweggründen die bislang nicht im Finanzsektor engagierte CP das Ping-An-Engagement anstrengt.Die Übertragung der restlichen 80 % des HSBC-Pakets von Ping-An-Aktien steht noch unter dem Vorbehalt einer regulatorischen Freigabe durch die chinesische Versicherungsaufsichtsbehörde, die bis zum 1. Februar entscheiden soll. Danach müsste CP Group dann den restlichen Kaufpreis entrichten. Ob dies auch im Falle eines Ausscheidens der China Development Bank möglich sein wird, steht in den Sternen. Die Bereitschaft der CDB, an der Transaktion mitzuwirken. wurde ursprünglich als Zeichen gewertet, dass das geplante Engagement der CP Group in Peking gutgeheißen wird. Die thailändische Gruppe ist in China vor allem mit Investments im Agrarsektor vertreten, betreibt aber auch eine Supermarktkette und Autozulieferungsgeschäft.Insbesondere im Zusammenhang mit dem Agrargeschäft in China soll CP bereits mehrfach auf Kreditlinien der Förderbank zurückgegriffen haben. Angesichts der nun im Blickpunkt der Medien stehenden mysteriösen Hintergründe für ein Engagement der CP im chinesischen Versicherungssektor gilt es als eher unwahrscheinlich, dass die CDB mit einer Finanzierungslinie beispringt. Hoffnung auf BuchgewinneFür die HSBC kann das im Zweifelsfall bedeuten, dass sie einen neuen Käufer für ihre Ping-An-Beteiligung suchen muss, was einen unangenehmen Rückschlag darstellen würde. Die Bank hatte ihr Engagement bei Ping An in den Jahren 2002 bis 2005 relativ billig tätigen können und würde zum vereinbarten Verkaufspreis Buchgewinne von rund 3 Mrd. Dollar bilanzieren. Damit ist die Transaktion ein wichtiges Element einer Entscheidung der Bank, eine Reihe von Randaktivitäten zu verkaufen, um ihre Bilanz zu stärken. Die Mittelspritze via Ausstieg bei Ping An käme auch deshalb gelegen, weil die HSBC in der Aufarbeitung eines Geldwäscheskandals durch die US-Behörden zu einer Strafzahlung in Höhe von 1,9 Mrd. Dollar verdonnert worden war.