HSBC blickt in eine trübe Zukunft

CEO John Flint liefert zum Abschied starke Zahlen - Stellenstreichungen angekündigt

HSBC blickt in eine trübe Zukunft

Der abrupte Abschied von HSBC-Chef John Flint hat den Geschäftszahlen der 154 Jahre alten Bank ihren Glanz genommen. Dabei stiegen die Erträge stärker als die Kosten. Der bereinigte Vorsteuergewinn übertraf den Schnitt der Analystenschätzungen. Doch politische Spannungen trüben den Ausblick. hip London – Die Mitteilung, dass HSBC-Chef John Flint sein Amt nach nur 18 Monaten mit sofortiger Wirkung niederlegt, hat am Montag die Geschäftszahlen der britischen Großbank in den Hintergrund treten lassen. Wie das 154 Jahre alte Institut mitteilte, übernimmt Noel Quinn, der Chef der Sparte Global Commercial Banking, übergangsweise die Geschäfte. Die Sparte sei “ein Kernelement der Gruppe”, Quinn “ein erfahrener Führer”, sagte Chairman Mark Tucker in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Trennung von Flint erfolge “in gegenseitigem Einvernehmen”, hieß es in der Pflichtveröffentlichung.Flint verabschiedete sich mit starken Zahlen. Der bereinigte Vorsteuergewinn für das abgelaufene Quartal von 6,17 Mrd. Dollar übertraf die Analystenschätzungen deutlich. Tucker wurde mit folgenden Worten zitiert: “In dem zunehmend komplexen und schwierigen weltweiten Umfeld, in dem die Bank tätig ist, glaubt der Board, dass ein Wechsel nötig ist, um den Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, zu begegnen und die sehr signifikanten Chancen, die vor uns liegen, zu ergreifen.” Eher fallende ZinsenWelche Herausforderungen? Der Brexit, die Situation in Nahost, Russland, China, der Welthandel – “es gibt derzeit keinen Mangel an geopolitischen Herausforderungen”, so Tucker. Der Blick in die Zukunft fiel entsprechend trübe aus. Die Bank rechnet nur für den Dollarraum eher mit fallenden als mit steigenden Zinsen. “Geopolitische Probleme könnten sich auf eine wesentliche Zahl unserer wichtigen Märkte auswirken”, heißt es im Ausblick auf das laufende Geschäft. Art und Auswirkungen des britischen Ausstiegs aus der EU seien weiterhin in hohem Maße ungewiss. Man rechne deshalb nicht damit, die in den USA für 2020 angestrebte Eigenkapitalrendite (ROTE) von 6 % zu erreichen. Für die Gruppe halte man am Ziel von 11 % fest.Alles in allem zeichnet sich ab, dass die Bank ihre Renditeziele künftig wohl nicht durch Ertragswachstum erreichen wird, sondern durch Reduzierung ihres Aufwands (siehe Grafik). “Eine aggressive Herangehensweise an das Kostenmanagement wird vermutlich der Schlüssel sein”, schrieb der UBS-Bankenexperte Jason Napier in einer ersten Einschätzung.Es habe keinen Streit im Board über Kostensenkungsmaßnahmen gegeben, sagte Tucker. Die nun mitgeteilten Schritte seien ohnehin seit Monaten geplant gewesen, sagte Finanzchef Ewen Stevenson. Die Kosten der Stellenstreichungen bezifferte er auf 650 Mill. bis 700 Mill. Dollar. Sie träfen “weniger als 2 % der Belegschaft”, allerdings würden dadurch 4 % der Summe der gezahlten Gehälter eingespart. Die Mehrheit der Betroffenen habe man bereits informiert, “aber nicht alle”. Deshalb wollte er keine weiteren Einzelheiten nennen. Wo das Geschäft wachse, baue man die Belegschaft aus, etwa in verschiedenen Teilen Asiens und in Hongkong. In anderen Regionen versuche man die Größe der Belegschaft “aktiver durch natürliche Fluktuation zu managen”. Es gehe nicht darum, die Kosten zu drücken, sondern darum, das Wachstum der Kosten zu begrenzen. Die Erträge waren zuletzt – unter anderem dank des gestiegenen Hongkonger Referenzzinses Hibor – schneller gewachsen als die Kosten. HSBC kündigte einen Aktienrückkauf im Volumen von 1 Mrd. Dollar an. Er sei Teil der Bemühungen, die in Aktien gezahlten Dividenden mit der Zeit zu neutralisieren, sagte Stevenson. 2018 hatten dafür noch 2 Mrd. Dollar zur Verfügung gestanden. – Personen Seite 12