PERSONEN

HSBC-Chef wird abrupt verabschiedet

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 6.8.2019 Wie schon seine 21 Vorgänger ist auch John Flint aus den eigenen Reihen gekommen, als er vor 18 Monaten Chief Executive der britischen Großbank HSBC wurde. Vor der Veröffentlichung der...

HSBC-Chef wird abrupt verabschiedet

Von Andreas Hippin, LondonWie schon seine 21 Vorgänger ist auch John Flint aus den eigenen Reihen gekommen, als er vor 18 Monaten Chief Executive der britischen Großbank HSBC wurde. Vor der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen kam nun die Mitteilung, er trete mit sofortiger Wirkung zurück. “In dem zunehmend komplexen und schwierigen weltweiten Umfeld, in dem die Bank tätig ist, glaubt der Board, dass ein Wechsel nötig ist, um den Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, zu begegnen und die sehr signifikanten Chancen, die vor uns liegen, zu ergreifen”, ließ sich Chairman Mark Tucker zitieren.In der auf die Zahlen folgenden Telefonkonferenz mit Journalisten fiel es ihm schwer, die Geschehnisse zu erklären. Die Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal waren überraschend gut ausgefallen, so dass es eigentlich keinen Grund gab, sich von Flint zu trennen. Und schließlich hatte Tucker Flint damals zum CEO ernannt. Und das, obwohl auch der Portugiese António Horta-Osório, der die Lloyds Banking Group führt, und der ehemalige AIG-Chef Peter Hancock als mögliche Nachfolger von Stuart Gulliver genannt wurden.”Es war damals die richtige Entscheidung”, sagte Tucker. Aber die Umstände veränderten sich, Dinge änderten sich und man müsse sich daran anpassen. Es habe weder einen Zusammenprall unterschiedlicher Persönlichkeiten gegeben noch Uneinigkeit über die richtige Strategie. Bei Flints Ernennung dürfte eine Rolle gespielt haben, dass schon Tucker von außen gekommen war und das Amt des CEO deshalb intern besetzt werden sollte. Seitdem hat sich die Bank schon einen Finanzchef von außen geholt: Ewen Stevenson kam von der Royal Bank of Scotland. Vielleicht besteht ja nun die Möglichkeit, einen CEO zu ernennen, der nicht über viele Jahre hinweg in der Bank aufgestiegen ist. Übergangsweise wird Noel Quinn die Geschäfte führen, der Chef der Sparte Global Commercial Banking. Zu den zahlreichen Funktionen, die er bereits innehatte, seitdem er 1987 zu einer Tochter der Midland Bank stieß, gehören Head of Commercial Finance Europe und Head of Commercial Banking UK.Flint hatte 2018 das Glück, seine neuen Aufgaben mit Rückenwind angehen zu können. Zum einen zeichneten sich steigende Zinsen ab, was dem Geschäft der Bank zugutekommt. Zum anderen waren die Skandale der Vergangenheit weitgehend abgearbeitet. Seinem Nachfolger bläst der Wind dagegen ins Gesicht. Die viel zitierte Zinswende wollte sich nicht einstellen. Der Handelskonflikt zwischen der Volksrepublik China und den Vereinigten Staaten hat sich gefährlich zugespitzt. “Auf den ersten Blick scheint der Board keinen Strategiewechsel zu verlangen”, schreibt der UBS-Bankenexperte Jason Napier. “Aber bei jeder Nachfolge sind wesentliche Veränderungen möglich, insbesondere wenn externe Kandidaten bevorzugt werden.” Kenner der BankDer aus Yorkshire stammende Flint ist nicht mit Douglas Flint verwandt, der das Amt des Chairman Ende September 2017 niederlegte. Er kam 1989 zu HSBC und kennt das Geschäft der Bank wie vermutlich nur wenige andere. Im Laufe seiner Karriere arbeitete der Absolvent der Portsmouth Polytechnic in Bahrain, Großbritannien, Hongkong, Indien, Indonesien, Singapur, Thailand und in den Vereinigten Staaten für das Institut. Zu den Positionen, die er dabei innehatte, gehören Group Treasurer, CEO Global Asset Management, Chief of Staff und Group Head of Strategy and Planning.