Opfer der Konzernvereinfachung

HSBC gibt Zing nach nur einem Jahr auf

HSBC stampft die Payment-App nach nur einem Jahr wieder ein. Die Bank wollte damit Kunden erreichen, die sonst von Fintech-Wettbewerbern wie Wise oder Monzo bedient werden.

HSBC gibt Zing nach nur einem Jahr auf

HSBC gibt Zing nach nur einem Jahr auf

Payment-App sollte Fintechs wie Revolut und Wise Konkurrenz machen

hip London

HSBC wird die erst vor einem Jahr mit großem Aufwand an den Start gebrachte App Zing wieder aufgeben. Sie ermöglichte grenzüberschreitende Zahlungen in zahlreichen Währungen. Die britische Großbank wollte damit Kunden erreichen, die sonst von Fintech-Wettbewerbern wie Wise oder Monzo bedient werden: digitale Nomaden, Expats oder internationale Studenten.

Man hatte Asien, Nahost und die EU-Märkte im Visier. Am Ende schaffte die Bank es nicht über das Vereinigte Königreich hinaus. „Nach einer strategischen Überprüfung von Zing innerhalb der HSBC-Gruppe und nach sorgfältiger Überlegung haben wir die Entscheidung getroffen, Zing zu schließen und die zu Grunde liegende Technologieplattform in die HSBC zu integrieren“, sagte ein Sprecher des Instituts.

Opfer der Vereinfachung

Den Kunden werde man anbieten, Bankkunden von HSBC UK zu werden und deren Angebot „Global Money“ zu nutzen. Der Beschluss sei Teil der am 22. Oktober des vergangenen Jahres angekündigten Vereinfachung der HSBC Group, sagte der Sprecher. Damals wurde die Zahl der Geschäftsbereiche auf vier eingedampft. Das Führungsgremium der Gruppe schrumpfte von 18 auf zwölf Mitglieder.

Man wolle sich auf Bereiche konzentrieren, in denen man einen klaren Wettbewerbsvorteil habe, und in denen man die größten Chancen sehe, sagte der Sprecher. Auf der Website von Zing gibt es noch keinen Hinweis auf die bevorstehenden Veränderungen.

Nuno Matos' Nachlass

„Financial News“ hatte zuerst über das sich abzeichnende Aus für Zing berichtet. Im Juli 2024 übernahm der ehemalige Finanzchef Georges Elhedery bei der HSBC den Chefsessel. Die App gehörte zum Bereich von Nuno Matos. Der ehemalige Chef der Sparte Wealth & Personal Banking wäre ebenfalls gerne CEO geworden und verließ im August die Bank.

Zing ist keine Bank, sondern ein E-Geld-Institut. Das bedeutet, dass Einlagen nicht der Einlagensicherung unterliegen. Die App gehört MP Payments UK, einem Unternehmen, das sich im Besitz der HSBC befindet. Wie Reuters unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle berichtet, dürfte die Schließung 400 Stellen kosten. Bei einem wesentlichen Teil davon handele es sich um externe Mitarbeiter.

Von Anfang an kein Selbstläufer

HSBC ist nicht die erste Großbank, die sich von digitalen Geschäften trennt. Natwest gab ihre Digitalbank bereits nach sechs Monaten wieder auf. Barclays zog 2021 beim Zahlungsdienstleister Pingit den Stecker.

Zing war von Anfang an kein Selbstläufer. Wie Tech.eu unter Berufung auf Daten von Apptopia berichtete, wurde die App vom Start am 3. Januar bis zum 27. Februar 2024 in Großbritannien 36.000 mal heruntergeladen. Wise sei dagegen auf 203.000 Downloads gekommen, Revolut gar auf 1.087.000.

30 Pfund Begrüßungsgeld

Dabei war HSBC großzügig: Wer sich Zing über einen bestimmten Link besorgte, Geld einzahlte und damit eine Zahlung von 5 Pfund leistete, erhielt 30 Pfund Begrüßungsgeld.

Wise meldete diesen Monat, dass die Zahl der Kunden im abgelaufenen Quartal um ein Fünftel gestiegen sei. Die Zahl der White-Label-Partner, die auf die Plattform zurückgreifen, stieg von 15 zur Zeit des Listings 2021 auf mehr als 85.

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