HSBC schockt mit Gewinneinbruch
Der Vorsteuergewinn der britischen Großbank HSBC hat sich im Schlussquartal 2014 mehr als halbiert. Schwache Geschäfte im Investment Banking, höhere Aufwendungen für Compliance und Strafen für Fehlverhalten der Vergangenheit belasteten das Ergebnis.hip London – Die britische Großbank HSBC hat die Börse mit einem unerwartet heftigen Gewinneinbruch überrascht. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, schrumpfte das Vorsteuerergebnis im Schlussquartal 2014 auf 1,73 (i.V. 3,96) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 4,0 Mrd. Dollar gerechnet.Chief Executive Stuart Gulliver sprach lapidar von einem “schwierigen Jahr”. Das Ergebnis habe enttäuscht. Das schlechte vierte Quartal verdecke einen Teil der Fortschritte, die man in den ersten neun Monaten gemacht habe. Die Aktie verlor in London 4,6 % auf 577,20 Pence. Richard Hunter, Head of Equities bei Hargreaves Lansdown, machte dafür neben den schwachen Zahlen auch den “vorsichtigen Ausblick” des Managements verantwortlich. Gulliver hatte gesagt, die ersten Wochen seien “zufriedenstellend” verlaufen. HSBC feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. “Außerordentlich schwach”Investec-Analyst Ian Gordon strich in einer ersten Einschätzung zwei Schwachstellen heraus. Das Zinsergebnis sei auf 8,5 (9,0) Mrd. Dollar zurückgegangen. Die Erträge von Global Banking & Markets, wie HSBC die hauseigene Investmentbanksparte nennt, seien um 23 % geschrumpft und damit “außerordentlich schwach” ausgefallen. Die Aufwand-Ertrag-Relation verschlechterte sich auf 67,3 (i.V. 59,6) %. Die Bank strebt hier einen Wert zwischen 50 und 60 % an. Die Kosten für Compliance und Regulierung stiegen auf 2,4 (1,6) Mrd. Dollar. Die Bezüge der Belegschaft erhöhten sich um 4 % auf 20,37 Mrd. Dollar – in etwa im Gleichklang mit den Ausschüttungen an die Aktionäre. Der Pool für variable Vergütungsformen verkleinerte sich dagegen um 7 % auf 3,66 Mrd. Dollar. Die Eigenkapitalrendite ging auf 7,3 (9,2) % zurück und entfernte sich damit noch weiter von der vor vier Jahren angepeilten Spanne von 12 bis 15 %. Chief Financial Officer Iain Mackay hatte bereits nach den Neunmonatszahlen eingeräumt, dass es unter den derzeitigen Eigenkapitalvorgaben der Regulierer schwieriger sei, das ursprüngliche Ziel zu erreichen. Konto in der SchweizUnterdessen wurde auch Gulliver in den Skandal um die Schweizer Tochtergesellschaft hineingezogen, der unter anderem vorgeworfen wird, wohlhabenden Briten bei der Steuerhinterziehung behilflich gewesen zu sein. Er unterhält in der Eidgenossenschaft ein Konto mit rund 5 Mill. Pfund im Namen einer panamaischen Gesellschaft, Worcester Equities, wie sich Reuters von HSBC bestätigen ließ. Es sei noch während seiner Zeit in Hongkong eingerichtet worden, um die Höhe seiner Bezüge vor seinen damaligen Kollegen geheim zu halten. Seinen Steuersitz hat Gulliver nach wie vor in der ehemaligen Kronkolonie, deshalb muss er jenseits der Landesgrenzen erzieltes Einkommen und Kapitalerträge nicht in Großbritannien versteuern. Die Bank betonte, dass er sämtliche Einkünfte ordnungsgemäß versteuert hat. Chairman Douglas Flint sprang ihm in einer Telefonkonferenz mit Journalisten bei. Das sei überhaupt keine Geschichte, sagte er. “Nichts von dem, was Stuart getan hat, ist nicht völlig transparent, legal und angemessen.”Flint entschuldigte sich zugleich im Namen der Bank für das Fehlverhalten und die Regelverstöße bei der Schweizer Tochter, die man zutiefst bedauere. Sie “erinnern uns daran, wie viel noch zu tun ist und wie sehr sich die Erwartungen der Gesellschaft geändert haben, wenn es um die Verantwortlichkeiten einer Bank geht”. Als eines der größten Risiken nannte er einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU.