HSH geht bei Pleiteschiffen von Bord

Bei erster Transaktion übernimmt die Navios-Gruppe zehn Schiffe - 130 Mill. Dollar fließen in bar

HSH geht bei Pleiteschiffen von Bord

m. Hamburg – Die in New York notierte griechische Navios-Gruppe übernimmt von der HSH Nordbank zehn Schiffe und löst Altkredite von 130 Mill. Dollar ab. Weitere 170 Mill. Dollar wandelt die HSH in einen nachrangig gesicherten “Participating Loan” um, der von der griechischen Reederei bedient werden soll. Der Vorteil dieser Konstruktion liegt darin, dass die HSH nicht selbst in die Rolle eines Reeders schlüpfen muss, von einer späteren Werterholung der Schiffe profitieren kann und eine Abschreibung vermeidet.Die Bank spricht von einem “innovativen Finanzierungsmodell”, das auch für andere Banken interessant sein könnte. “Wir führen momentan Gespräche mit Vertretern der Hamburger Reederschaft über den Einstieg in ein vergleichbares Portfolio”, sagte HSH-Generalbevollmächtigter Wolfgang Topp. Die Bank hält es für möglich, künftig Schiffe mit einem Bilanzwert von mehr als 1 Mrd. Euro mit dem neuen Finanzierungsmodell zu begleiten. Das gesamte Schiffsportfolio beim weltweit führenden Schiffsfinanzierer beträgt gegenwärtig rund 26 Mrd. Euro. Dabei befinden sich Schiffskredite von 17 Mrd. Euro in der Kernbank und 9 Mrd. Euro in der internen Abbaubank. Insgesamt hat die HSH rund 2800 Schiffe finanziert. Davon befinden sich jetzt 1100 Einheiten in der Abwicklungseinheit. Bei rund 10% der Schiffe, die sich in der Abwicklungseinheit befinden, hält Topp eine Ausstiegsmöglichkeit über das neue Modell für denkbar.Entsprechend den Brüsseler Bilanzauflagen muss die HSH Nordbank bis Ende 2014 das Volumen in der Abbaubank von gegenwärtig 55 auf 38 Mrd. Euro reduzieren, egal wie. Das bedeutet, dass trotz der desaströsen Verfassung der maritimen Märkte Schiffe verwertet werden müssen.Bei der nach einer vieljährigen Stillhaltephase jetzt anrollenden Zwangsverwertungswelle bleibt in der Regel das wirtschaftliche Risiko bei der Bank. Nur der Betreiber der Schiffe wechselt. Die Reeder haben die vergleichsweise schwache Position der schiffsfinanzierenden Banken genutzt. Im Wissen um die kapitalbelastenden aufsichtsrechtlichen Wirkungen beschäftigungsloser Schiffe konnten sie vielfach ein weiteres Stillhalten und weitere Verzichte erzwingen – getreu dem Motto: Finanziert uns oder das Schiff gehört euch.Bei dem von Navios übernommenen Schiffsportfolio seien “die gesamten Möglichkeiten der Restrukturierung ausgeschöpft worden”, sagt Topp. Teilweise habe die HSH selbst die Hafengebühren und die Bunkerkosten zahlen müssen. Dies spiegelt sich in einem Loan-to-Value-Wert von im Schnitt 150 wider.Navios sei ein strategischer Investor und kein Finanzinvestor, der auf ein Schnäppchen aus sei, betonte Topp. Von den zehn Schiffen seien acht Fondsschiffe aus KG-Modellen. Zwei stammten von Reedern. Bei allen Schiffen habe die Bank jahrelang stillgehalten. Bei der neuen Finanzkonstruktion komme es bei den Fondsschiffen nicht zu Rückforderungen von früher ausgeschütteten Beträgen.Von Navios fließen 130 Mill. Dollar in bar an HSH, wobei 120 Mill. Dollar über eine externe Senior-Bank-Finanzierung stammten und 10 Mill. Dollar von der Gruppe selbst aufgebracht würden. Bei der HSH Nordbank komme “cash und sofort” eine Nettofinanzentlastung von 130 Mill. Dollar an. Aus den künftigen Erträgen der zehn Schiffe würden zunächst die Fremdkapitalkosten der neuen Finanzierung gedeckt, danach das Eigenkapital der griechischen Reederei (Renditeerwartung 12,7%). Der Rest fließe zu 80% an die HSH und zu 20% an die Navios-Gruppe.Ein wesentlicher betriebswirtschaftlicher Vorteil liege darin, dass bei Navios die Schiffe gepoolt würden und so die Anforderungen an das Working Capital reduziert werden könnten.