INVESTMENTFONDSTAGE DER BÖRSEN-ZEITUNG

Hüther wirbt für Einsatz von Bad Banks

IW-Chef warnt die EZB vor Bilanzrisiken durch ABS-Käufe

Hüther wirbt für Einsatz von Bad Banks

lz Frankfurt – Die sich erneut abkühlende Konjunktur in der Eurozone und die sinkende Investitionsquote ist nach Meinung von Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, auch eine Folge der noch nicht bewältigten Anpassung nach der Finanzkrise. Solange beim notwendigen Entschuldungsprozess noch kein Ende in Sicht sei, werde die “Wellblechkonjunktur” fortdauern, sagte er bei den Investmentfondstagen der Börsen-Zeitung. Auch die deflatorischen Entwicklungen in der Eurozone sind seiner Ansicht nach Folge dieser Entwicklung, weil Preisanpassungen vorgenommen würden, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.Die eher verhaltenen konjunkturellen Aussichten führte Hüther auch darauf zurück, dass die Weltwirtschaft nach dem Platzen der Kreditblase und den jetzt offenkundigen Problemen in den Emerging Markets noch kein neues Geschäftsmodell gefunden habe. “Wir stehen vor einer Neujustierung der Ökonomie”, stellt Hüther fest.Problematisch ist die Lage in der Eurozone aus seiner Sicht auch deshalb, weil sich Frankreich noch uneinsichtig zeigt, was die klare Notwendigkeit von Reformen angeht. Paris halte die auch gerade aus Berlin immer wieder herangetragenen Reformforderungen für eine “Zumutung”. Hüther: “Unser Trauma ist die Inflation, das Trauma der Franzosen sind wir.”Um die Konjunktur in der Eurozone wieder zum Laufen zu bringen, warb Hüther für den verstärkten Einsatz von Bad Banks, wo notleidende Kredite von Krisenbanken gebündelt werden. Damit würden die Geschäftsbanken entlastet und würde ihnen die Vergabe von neuen Krediten erleichtert. Zugleich werde die Abwicklung fauler Kreditbestände Spezialisten überlassen.Den Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Ankurbelung der Kreditvergabe neben zusätzlichen Liquiditätsspritzen auch auf den Ankauf von Kreditpaketen (Asset Backed Securities, ABS) zu setzen, hält er für gefährlich. Zudem sei dem Programm wohl auch kein Erfolg beschieden. Hüther: “ABS von guter Qualität, welche die EZB kaufen will, kriegen die Banken auch so am Markt los oder wollen sie natürlich eher behalten. Und ABS von schlechter Qualität gehören einfach nicht in die Bilanz der EZB.”Den Beschluss der Notenbank vom Sommer 2012, einen Zerfall der Währungsunion mit allen Mitteln und notfalls auch mit dem Ankauf von Staatsanleihen zu verhindern, verteidigte Hüther. Derzeit wird vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verhandelt, ob die seinerzeit genehmigten sogenannten Outright Monetary Transactions (OMT) noch vom Mandat der Notenbank gedeckt oder bereits der Sphäre der Staatsfinanzierung zuzurechnen sind.Hüther hält es für selbstverständlich, dass die EZB “nicht nur die Stabilität einer Währung zu wahren hat, sondern auch die Fortexistenz der Währungsunion sichern muss”. OMT sei ein “ganz pragmatischer Zugang zu einer Geldpolitik, die sich breiter aufstellt, als das früher der Fall gewesen ist”. Letztlich gehe es auch darum, die Unternehmensrisiken von den Staatsrisiken zu entkoppeln. Denn die damit zusammenhängende Fragmentierung der Kreditmärkte in der Währungsunion sei derzeit eines der größten Probleme.