Hypo-Alpe-Aufspaltung rückt näher
Bei der Hypo Alpe Adria fliegen kurz vor ihrer endgültigen Zerschlagung noch mal die Fetzen. Aufsichtsratschef Herbert Walter räumt den Platz an der Spitze für Wolfgang Hartmann. Den Verkauf des Balkan-Geschäftes will Walter aber bis Ende Oktober noch bewerkstelligt haben.bg Frankfurt – Während die Organisation der Abwicklung der Hypo Alpe Adria langsam Formen annimmt, kommt es bei der Besetzung in den verschachtelten Strukturen der Aufsichtsgremien erneut zu Änderungen. Der erst im Mai vom inzwischen zurückgetretenen Finanzminister Michael Spindelegger an die Spitze des Aufsichtsrats der Holding berufene Herbert Walter bestätigte am Donnerstag Gerüchte, dass er sich von dem Posten in Kürze zurückziehen wird. Das dürfte Ende Oktober der Fall sein, wenn die Balkan-Tochter wie geplant herausgelöst und verkauft ist sowie die Abspaltung der übrigen Assets in die Abbaueinheit Heta Asset Resolution übertragen worden sind. Darüber steht dann als Mutter die ABBAG (Abbaubeteiligungs-Aktiengesellschaft). Keine HarmonieIn dieser soll der Ex-Dresdner-Bank-Chef Walter dann als einfacher Aufsichtsrat fungieren, während der ehemalige Commerzbank-Risikovorstand Wolfgang Hartmann AR-Chef beim Holding-Nachfolger Heta Asset Resolution wird sowie der auf ABBAG-Ebene angesiedelten und auf Abwicklung stehenden Italien-Tochter vorsteht. In österreichischen Medien heißt es, dass die beiden deutschen Banker überhaupt nicht miteinander harmonierten und es in einer Sitzung vergangene Woche ordentlich gekracht haben soll – was zu Verzögerungen bei Personalentscheidungen für die Südosteuropa-Tochter geführt haben soll. Bäumchen wechsel dichHartmann wäre der fünfte Aufsichtsratschef bei der Hypo Alpe in diesem Jahr. Spindelegger hatte mit Berufung der beiden erfahrenen deutschen Manager eine Professionalisierung und Entpolitisierung in dem Kontrollgremium herbeiführen wollen. Das hatte sich der Ex-Finanzminister auch etwas kosten lassen und Bezüge des fünfköpfigen Gremiums von 250 000 Euro pro Jahr genehmigt, was über der Vergütung der Vorgängergremien liegt. Darüber hinaus soll Walter auch einen Zuschuss von 1 500 Euro im Monat für sein Frankfurter Büro kassieren, schreibt “Der Standard”. Diese Zuwendung sollte auch dazu dienen, dass Walter sich vor Ort in der Mainmetropole so leichter mit Hartmann, unter anderem Initiator des Frankfurter Instituts für Risikomanagement und Regulierung (FIRM), zusammenfinden könne, begründete Spindelegger seinerzeit das kleine Extra-Budget, das auch einen Zuschuss für Walters Kommunikationsberater beinhalten soll.Die nächste Aufsichtsratssitzung der Hypo Alpe ist für den 8. Oktober angesetzt. Bis dahin muss sich das Gremium zusammengerauft haben, um das Personaltableau in der eigentlichen Bad Bank sowie im Balkan-Geschäft festzulegen, die restlichen technischen Dinge für die formale Teilung der Bank zu erledigen sowie den Verkaufsprozess des Balkan-Netzwerks abzuschließen. Dies alles muss bis zum 4. November geschehen sein, bevor die EZB formal die Bankenaufsicht übernimmt und möglicherweise dazwischenfunkt. Dabei befindet sich der Verkauf des Balkan-Geschäfts auf der Zielgeraden, wird doch dem Vernehmen nach inzwischen mit dem Finanzinvestor Advent, der im Tandem mit der sogenannten Osteuropabank EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) bietet, exklusiv über den Zuschlag verhandelt. Der konkurrierende Bieter, ein Konsortium aus bulgarischen Investoren mit der ukrainischen Bank Delta des Eigners Nikolai Lagun, soll trotz eines höheren Gebotes aus dem Rennen sein, da diese Offerte angeblich mit einer Reihe von diffizilen Nebenvereinbarungen verbunden ist. Buchwertverlust kalkuliertEigentlich sollte das Balkan-Geschäft bereits bis Ende August verkauft worden sein. Dass ein Abschluss der Transaktion auf sich warten lässt, muss nicht am Bummeltempo der zerstrittenen Hypo-Alpe-Gremien liegen. Nachdem es in einer ersten Runde zwölf Interessensbekundungen gab, blieben nur die genannten zwei Bieter übrig, wobei lediglich das Advent-Konsortium als seriös und kapitalstark genug für ein solches Asset im krisengeschüttelten Südosteuropa gilt – eine Situation, die ein Private-Equity-Haus wie Advent ausnutzt, um den Preis zu drücken. Der angepeilte Kaufpreis von 500 Mill. Euro werde deutlich verfehlt, wird in österreichischen Medien ohne Angabe von Quellen spekuliert. Sollte der Kaufpreis unter der Erwartung liegen, könnte der Buchwertverlust für die Hypo Alpe höher ausfallen als ohnehin budgetiert. Zum Halbjahr hatte die Konzern-Holding einen Fehlbetrag von 1,67 Mrd. Euro verbucht, wobei hier ein gewisser Buchwertverlust aus der Balkan-Transaktion bereits berücksichtigt wurde.Laut EU-Beihilfeverfahren müsste das Balkan-Netz erst bis Mitte 2015 verkauft werden, die Hypo Alpe ist aber bemüht, eine solche Frist nicht auszureizen. Die Transaktion wird von der Deutschen Bank betreut. Das Portfolio hat ein Volumen von rund 7 Mrd. Euro, Niederlassungen bestehen unter anderem in Kroatien, Slowenien und Serbien. Knapp 4 000 Beschäftigte zählten Ende 2013 zum Südosteuropa-Netzwerk. Im zweiten Quartal hatte die Hypo Alpe eine Sonderlast von 1,44 Mrd. Euro verbucht, mit der Vorsorge getroffen wurde für erwartete Verluste, die aus der Übertragung zu Marktpreisen von Assets im nominalen Umfang von 18 Mrd. Euro entstehen können.