Wohnkreditflaute

Hypoport senkt Umsatzprognose erneut

Weil das Neugeschäft mit Wohnkrediten am Boden liegt, macht auch der FInanzplattformbetreiber Hypoport weniger Geschäft. Auf eine Umsatzwarnung reagiert die Börse allerdings gelassen.

Hypoport senkt Umsatzprognose erneut

Hypoport senkt Umsatzprognose erneut

Wohnkreditgeschäft erholt sich nur langsam – Doch ein erneuter Kursrutsch bleibt aus

jsc Frankfurt

Das vermittelte Wohnkreditgeschäft über Finanzplattformen kommt nach dem Einbruch im vergangenen Jahr deutlich langsamer in Fahrt als erwartet: Am Donnerstagabend senkte der Finanzplattformbetreiber Hypoport per Ad-hoc-Mitteilung erneut die Umsatzprognose: Um bis zu 25% werde der Umsatz im Gesamtjahr im Vergleich zu 2022 sinken, teilte das Berliner Unternehmen mit. Nach einem Umsatz von annähernd 456 Mill. Euro im vergangenen Jahr dürfte der Wert somit bei rund 342 Mill. Euro oder etwas mehr landen.

Die Gesellschaft lebt vor allem von der Vermittlung von Wohndarlehen, so dass die aktuelle Kreditflaute in der Kreditwirtschaft die Umsatzentwicklung bremst. Die Zinswende hatte im vergangenen Jahr zu einem Einbruch im Neugeschäft mit Wohnkrediten geführt.

Im Geschäftsbericht für 2022, der im März publiziert worden war, hatte Hypoport für das laufende Jahr einen Umsatzrückgang von 10% vorausgesagt. Ende Juli hatte die Gesellschaft dann einen Rückgang von bis zu 15% in Aussicht gestellt. Vor einer Woche berichtete der Konzern von wieder steigenden Umsätzen im dritten Quartal. Allerdings fehle dabei die "nötige Dynamik", um "aus dem tiefen Tal zu kommen".

Gewinnprognose bekräftigt

Die bereits gesenkte Gewinnprognose von Juli bekräftigt der Konzern indes: Jetzt zielt Hypoport auf einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 10 Mill. bis 15 Mill. Euro im laufenden Gesamtjahr. Im Juli war von "mindestens 10 Mill. Euro" die Rede. Der Konzern hofft damit auf eine Erholung im Schlussquartal, denn nach neun Monaten summiert sich das Ebit auf einen Verlust von annähernd 3 Mill. Euro. Zum Jahresende sollen Einmaleffekte wie nicht verbrauchte Kaufpreisverbindlichkeiten das Ergebnis stützen.

Im Geschäftsbericht im März war der Konzern noch optimistischer: Dort prognostizierte Hypoport einen Rückgang um bis zu 30%. Bezogen auf das Ebit im Jahr 2022 in Höhe von 24,7 Mill. Euro ergäbe sich somit ein Ergebnis von mindestens 17,3 Mill. Euro. Dieses Ziel scheint nun außer Reichweite.

Erholung an der Börse

An der Börse reagierten die Anleger gelassen auf die Umsatzwarnung von Hypoport. Zwar brach die Aktie kurz nach Handelsbeginn um 7,0% ein, erholte sich aber rasch. Am Abend ging das Papier mit einem Plus von 5,0% auf 111,20 Euro aus dem Handel. Damit schloss Hypoport am Freitag als zweitstärkster Wert im SDax ab. Allerdings hatte die Aktie in den vergangenen Monaten deutlich nachgegeben. Bezogen auf den höchsten Schlusskurs im Juli fiel der Wert um 43,0% ab. Die mäßigen Geschäftsaussichten haben den Börsenkurs also bereits geprägt – jetzt sind die Aktionäre nicht mehr überrascht.

Hypoport steht hinter der Plattform Europace, die von Banken und Versicherern genutzt wird, sowie hinter Finmas und Genopace, die in Sparkassen und Genossenschaftsbanken zum Einsatz kommen. Auch die Plattform Dr. Klein sowie die Immobilienbewertungsfirma Value gehören zum Konzern. Neben Wohndarlehen vermittelt die Plattformen etwa auch Ratenkredite oder Bausparverträge. An der Börse ist der SDax-Wert derzeit 764 Mill. Euro schwer.

Kreditwirtschaft unter Druck

Der Rückgang im Wohnkreditneugeschäft trifft auch die gesamte Bankenbranche deutlich. Nach Hochrechnung der Bundesbank reichte die deutsche Kreditwirtschaft im laufenden Jahr in der Wohnfinanzierung mit 109,4 Mrd. Euro bis Ende August rund 45% weniger an private Haushalte aus als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zwar stieg das Neugeschäft in den vergangenen Monaten wieder leicht an, es liegt aber noch immer weit unter seinem früheren Niveau. Hypoport hofft perspektivisch auf steigende Marktanteile in der Vermittlung von Wohnkrediten.

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