BÖRSENFUSION

ICE verzichtet auf Gegengebot

CEO Sprecher: Führung der London Stock Exchange war nicht gesprächsbereit - Gewinn legt 17 Prozent zu

ICE verzichtet auf Gegengebot

Der US-Börsenbetreiber Intercontinental Exchange (ICE) verzichtet auf eine Gegenofferte für die London Stock Exchange (LSE) und macht damit den Weg für die Offerte der Deutschen Börse frei. CEO Jeffrey Sprecher kündigte an, sich auf andere Expansionsoptionen konzentrieren zu wollen. Im ersten Quartal ist ICE auch so kräftig gewachsen. Die Nettoerträge legten um ein Drittel, der Gewinn um ein Fünftel zu.scd/ck New York/Frankfurt – Der US-Börsenbetreiber Intercontinental Exchange hat sich gegen eine Offerte für die London Stock Exchange entschieden und macht damit den Weg für die Übernahme durch die Deutsche Börse frei. ICE-Chairman und CEO Jeffrey Sprecher zeigte sich enttäuscht über das Verhalten der Führungsriege des britischen Börsenbetreibers. Weder Chairman Donald Brydon noch CEO Xavier Rolet hätten sich auf Gespräche mit dem US-Wettbewerber eingelassen. Über ein Jahr hätten Board und Berater erfolglos versucht, ein Treffen mit Brydon zu arrangieren, ehe im März das Interesse an der LSE öffentlich gemacht worden sei. Die enttäuschend geringe Gesprächsbereitschaft der LSE habe eine vollständige Einschätzung der Integrationsvorteile und damit verbundenen Risiken unmöglich gemacht. Damit fehlten die notwendigen Informationen, um ein Gegengebot zu rechtfertigen, erklärte Sprecher. “Wir richten unseren Fokus auf andere Gelegenheiten, um unsere Bilanz erfolgreichen Wachstums weiter auszubauen.” Wie bei der Übernahme von Nyse Euronext vor drei Jahren war das Kerngeschäft der Londoner Börse nicht das Hauptziel der ICE. Bei Nyse hatte es der Börsenbetreiber aus Atlanta (Georgia) in erster Linie auf die Derivatebörse London International Financial Futures and Options Exchange abgesehen (Liffe). Bei der LSE war laut Branchenkennern in erster Linie das Clearinghaus LCH.Clearnet im Fadenkreuz des akquisitionshungrigen US-Konzerns. Das Clearing-Geschäft wird von ICE als integraler Bestandteil der globalen Derivate-Wachstumsstrategie gesehen. Deutsche Börse zurückhaltendDie Deutsche Börse hielt sich bezogen auf den Rückzieher der ICE zunächst bedeckt. “Der Vorstand der Deutsche Börse AG hat die heutige Ankündigung der Intercontinental Exchange zur Kenntnis genommen, dass die Intercontinental Exchange keine Absicht hat, ein Angebot für die London Stock Exchange Group plc abzugeben”, hieß es lediglich. Vor dem Rückzug der ICE hatte der Vorstandsvorsitzende des Börsenbetreibers im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung in Frankfurt erklärt, dass das Unternehmen mit der Fusionsvereinbarung mit der Londoner Börse einem Gebot einer anderen Börse für die LSE habe zuvorkommen wollen.Derweil hat die ICE für das erste Quartal auch ohne den Londoner Wettbewerber kräftiges Wachstum gemeldet. Die Erträge kletterten um knapp ein Drittel auf 1,55 Mrd. Dollar. Abzüglich transaktionsbasierter Kosten zogen die Erträge um knapp 36 % auf 1,15 Mrd. Dollar an. Der Nettogewinn legte derweil unter anderem wegen kräftig gestiegenen Abschreibungsbedarfs nur um 17 % auf 377 Mill. Dollar zu. Der bereinigte Gewinn je Aktie kletterte um ein Fünftel auf 3,68 Dollar. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 3,65 Dollar bereinigtem Gewinn je Aktie gerechnet.CEO Sprecher freute sich über das bislang beste Quartal des Börsenbetreibers und die siebte Periode in Serie mit prozentual zweistelligem Gewinnwachstum. Mit dem 11-prozentigen Anstieg der Transaktionserträge hat sich ICE zudem klar von den großen US-Banken abgesetzt, die in den ersten drei Monaten des Jahres rückläufige Erträge in ihren Handelssparten hinnehmen mussten. Getrieben wurden die Erträge auch vom Zukauf des Datendienstleisters IDC. Die Sparte Daten und Dienstleistungen hat ihre Erträge auf 477 Mill. Dollar mehr als verdoppelt. Die ICE-Aktie legte am Mittwoch um 6,7 % auf 257,25 Dollar zu.