Ex-Finanzminister Christian Lindner beim Pfandbriefbankenverband VDP

Im Candystorm mit Musk und Milei

Auch in der Finanzwirtschaft erhält Ex-Minister Christian Lindner längst nicht nur Applaus für seinen kompromisslosen Kurs.

Im Candystorm mit Musk und Milei

Im Candystorm mit Musk und Milei

Auch in der Finanzwirtschaft erhält Ex-Minister Christian Lindner längst nicht nur Applaus.

Von Andreas Heitker, Berlin

Der Auftritt von Christian Lindner beim Jahresempfang des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) in Berlin hatte viel von einer direkten Fortsetzung seines Besuchs bei Caren Miosga wenige Tage zuvor. Immer wieder wurden Fäden aus dem TV-Talk wieder aufgegriffen. Der FDP-Chef verwies einmal mehr auf sein Bild vom Hagelschauer, in dem er üblicherweise gerade stehe („mit faustgroßen Hagelkörnern“). Der Empfang durch die rund 300 VDP-Gäste kam ihm dagegen wie ein „Candystorm“ vor.

Vielleicht befeuerte dies Lindners Lust an der Provokation noch einmal zusätzlich. Zu den großen Aufregern der Miosga-Sendung gehörte schließlich sein Rat, Deutschland solle mehr Musk und Milei wagen. Selbst CDU-Chef Friedrich Merz hatte diese Aussage „entsetzt“ zur Kenntnis genommen. Es gehe ihm nicht um Stil oder um Frisuren, legte Lindner jetzt beim VDP noch einmal nach. Elon Musk sei aber schließlich der erfolgreichste Unternehmer der Gegenwart, sagt er. Und der gewählte argentinische Präsident wolle nur ein ruinös heruntergewirtschaftetes Land im Interesse seiner Bevölkerung wieder ökonomisch neu aufstellen. Mut zur Disruption, so lautet Lindners Botschaft.

Der VDP hätte sich von Lindner „mehr konkrete Ergebnisse“ erhofft

Auch die meisten anderen Aussagen des Ex-Finanzministers kannten die Miosga-Zuschauer schon: die Sticheleien gegen die Habeck'sche Wirtschafts- und Energiepolitik, die Attacken gegen Sozialstaat und Bürokratie und natürlich das übliche Loblied auf die Schuldenbremse („das süße Gift der Verschuldung“).

Viele klatschen an dieser Stelle. Viele an diesem Abend aber auch nicht. Auch in der Finanzwirtschaft erhält der FDP-Chef nicht nur Candys zugeworfen. VDP-Präsident Gero Bergmann hatte bereits in seiner Begrüßung plädiert, die Schuldenbremse moderat zu reformieren. Wie sonst könnten kurzfristig unabdingbare staatliche Investitionen in die Infrastruktur und die Verteidigungsfähigkeit gelingen, fragt er in Richtung seines Ehrengastes und spricht von Fehlern, die in der deutschen Sparpolitik seit 2010 gemacht worden seien. Lindner habe als Finanzminister für die Branche immer ein offenes Ohr gehabt, sagt Bergmann, um dann aber deutlich nachzusetzen: „Auch wenn wir uns häufiger mehr konkrete Ergebnisse erhofft hatten.“ In der Bankenregulierung sei man ohnehin nicht immer einer Meinung gewesen.

Der FDP-Chef bei seinem Auftritt beim VDP-Jahresempfang in Berlin (Foto: A. Heitker)

Die Pfandbriefbanken treibt derzeit insbesondere die strikte Umsetzung von Basel III um und die befürchteten Wettbewerbsverzerrungen zu den USA. Es gehe hier um Europas zukünftige Position im globalen Finanzsystem, warnt Bergmann. Lindner wiederum stellt klar, dass Banken unverzichtbar seien, aber auch ein schlechtes Image hätten. „Ich kenne das“, kokettiert der 45-Jährige – und hat zumindest damit die Lacher auf seiner Seite.

Leitartikel Seite 2

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