Bankenstresstest

Im deutschen Finanzsektor herrscht Zufriedenheit

Nach Publikation der Stresstestergebnisse durch die European Banking Authority (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Freitagabend weitestgehend Zufriedenheit im deutschen Finanzsektor geherrscht, nicht zuletzt in den Reihen der...

Im deutschen Finanzsektor herrscht Zufriedenheit

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Nach Publikation der Stresstestergebnisse durch die European Banking Authority (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Freitagabend weitestgehend Zufriedenheit im deutschen Finanzsektor geherrscht, nicht zuletzt in den Reihen der Aufseher. Tenor: In Anbetracht eines Horrorszenarios haben sich die Institute sehr achtbar geschlagen.

„Die Institute haben im Stresstest ihre Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt“, resümierte Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling. „Auch vor diesem Hintergrund begrüße ich ausdrücklich den Schritt der EZB, ihre Aufforderung zur Einschränkung von Dividendenausschüttungen auslaufen zu lassen.“ Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) argumentierte, sowohl in der Pandemie als auch bei den Stresstests hätten sich die Vorteile einer guten Eigenkapitalausstattung gezeigt: „Wir haben im Krisenszenario der EU-weiten Stresstests gesehen, dass einige Banken ihre zusätzlichen Kapitalpuffer zum Teil nutzen mussten“, teilte Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht, mit. Dies zeige, dass es richtig sei, über das harte Kernkapital hinaus für Krisenfälle solche Kapitalpuffer zu fordern. So sackte die harte Kernkapitalquote der Deutschen Bank im adversen Szenario um sechs Punkte auf 7,6% ab, unter die individuelle Kapitalvorgabe (SREP-Quote) der europäischen Bankenaufsicht. Allerdings lag sie damit noch immer 165 Basispunkte über den aufsichtsrechtlichen Mindestanforderungen, wie Finanzvorstand James von Moltke erklärte. In den Tagen vor Publikation der Resultate war man im Markt bemüht gewesen, die Rigidität der Prüfung herauszustellen und einer möglicherweise abschreckenden Wirkung der Resultate vorzubeugen.

Die Vorgaben waren in der Tat nicht von Pappe: In ihrem mit dem Europäischen Systemrisikorat erarbeiteten Szenario hatte die EBA für das laufende und die beiden kommenden Jahre die Banken unter anderem einen Einbruch des Bruttoinlandsproduktes um 3,6%, einen Anstieg der Arbeitslosenquote um 4,7 Prozentpunkte, um 1,5% fallende Verbraucherpreise sowie einen Einbruch der Preise von Gewerbeimmobilien um 31% simulieren lassen, und zwar ausgehend vom Niveau nach dem Coronajahr 2020. Wie die EBA vorgerechnet hatte, unterstellte das adverse Szenario diesmal gegenüber der Ausgangsbasis per Ende 2019, also einschließlich des Krisenjahrs 2020, kumuliert einen Einbruch der Wirtschaftsleistung bis Ende 2023 um nicht weniger 12,9%.

Unter diesen Prämissen wurde unter anderem der Immobilienfinanzierer Aareal Bank schwer gebeutelt, zumal er erst kurz vor dem Stresstest-Stichtag zum Jahresende noch Bewertungen im Bestand angesichts von Covid-19 reduziert hatte. „Die Ergebnisse der Aareal Bank bestätigen erneut die hohe Portfolioqualität und die Solidität ihrer Kapitalausstattung“, erklärte eine Sprecherin vor dem Wochenende. „Trotz im Vergleich zum Stresstest 2018 nochmals deutlich verschärften Preisabschlägen“ auf gewerbliche Immobilien habe die harte Kernkapitalquote der Bank in allen drei Jahren „komfortabel oberhalb der regulatorischen Anforderungen“ gelegen.

Widerstandsfähigkeit

Das Resultat der Belastungsprobe relativierte auch Stefan Ermisch, Chef der Hamburg Commercial Bank, die wie die Aareal Bank im adversen Szenario einen hohen Eigenkapitalverzehr zeigt (siehe Tabelle): „Das von der EZB ermittelte Ergebnis im makroökonomischen Stressfall unterzeichnet nach unserer Ansicht die tatsächliche Widerstandsfähigkeit unserer Bank, da die dynamische Neuaufstellung der HCOB in der Methodik des Tests nur begrenzt berücksichtigt wurde“, erklärte er. „Für die kommenden Jahre gehen wir hier von deutlich geringeren Abschlägen aus. Gleichwohl sind die Eigenarten bei solch statischen Erhebungen bekannt, und was letztlich zählt, ist die Bestätigung, dass die HCOB vor und nach dem Stresstest zu den am stärksten kapitalisierten Banken Europas zählt.“

Bundesbank-Vorstandsmitglied Wuermeling trat einem möglichen Vergleich des Kapitalverzehrs deutscher Banken mit jenem von Instituten im EU-Ausland sowie in Belastungsproben außerhalb Europas entgegen: „Gerade im Vergleich mit dem diesjährigen Szenario des Stresstests der U.S. Federal Reserve wird die besondere Härte der aktuellen EU-weiten Stresstests sichtbar“, erklärte er: „Wegen der hohen Exporte der deutschen Volkswirtschaft und der starken Abhängigkeit deutscher Banken vom Zinsgeschäft ist der Kapitalverzehr bei den deutschen Banken leicht höher als im EU-Durchschnitt.“

Wie Deutschlands Banken im Stresstest 2021 abgeschnitten haben
Von der EBA gestresstVon der EZB gestresst
NameHarte Kern-kapital-quote Ende 2020 (%)Harte Kernkapitalquote in adversem Szenario per Ende 2023 (%)NameMaximaler Kapitalverzehr in Prozentpunkten per Ende 2023, BasispunkteMinimales Niveau der harten Kernkapitalquote (%) im adversen Szenariobis Ende 2023 (Spanne)
BayernLB15,99,7Aarealmehr als 9008–11
Commerzbank13,28,2Apo-Bank300–60011–14
Deutsche Bank13,67,6DekaBank300–6008–11
DZ Bank15,110,2Deutsche Pfandbriefbank300–60011–14
LBBW14,88,4Erwerbsges. der S Finanzg.300–6008–11
Helaba14,48,6Haspa Holding300–60011–14
Volkswagen Bank18,115,5HCOBmehr als 900über 14
Münchener Hypo600–90011–14
State Street Europe Hld.unter 300über 14
Quelle: EBA, EZBBörsen-Zeitung