DIE SPARKASSEN-FINANZGRUPPE IM GEGENWIND

Immer mehr Kredite, immer weniger Gewinn

Zinsüberschuss der Sparkassen sinkt auf 15-Jahres-Tief - Institute stocken ihre Reserven kräftig auf

Immer mehr Kredite, immer weniger Gewinn

bn Frankfurt – Die deutschen Sparkassen polstern in verstärktem Maße ihre Reserven, nachdem ein rückläufiger Zinsüberschuss und steigende Kosten im vergangenen Jahr ihre Ergebnisse belastet haben. Vor Bewertung reduzierte sich der Gewinn 2019 um knapp 4 % oder 400 Mill. auf 9,6 Mrd. Euro. Das entspricht 0,76 % der durchschnittlichen Bilanzsumme, wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband am Donnerstag mitgeteilt hat (siehe Tabelle).Der Rückgang des Zinsüberschusses ist mit 2,7 % dabei deutlich stärker ausgefallen als bei den Volks- und Raiffeisenbanken. Er hat den “niedrigsten Wert der vergangenen 15 Jahre” erreicht, wie DSGV-Präsident Helmut Schleweis bei der Präsentation der Ergebnisse in einer Telefonkonferenz feststellte. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hatte am Dienstag über ein Minus von 0,6 % berichtet. Bewertungsergebnis hilftDas Betriebsergebnis sei aufgrund der dauerhaften Niedrigzinsphase weiter zurückgegangen, obwohl die Sparkassen im Geschäft mit ihren Kunden auf Rekordniveau abgeschlossen hätten, erklärte Schleweis. Sinkende Belastungen aus dem Bewertungsergebnis haben diesen Effekt ausgeglichen. Vor allem im Wertpapiergeschäft profitierte die Gruppe wie die Kreditgenossen von einem starken Basiseffekt nach dem Ausverkauf an den Märkten Ende 2018. Dies resultierte dort in einem positiven Zuwachs im Umfang von 2 Mrd. Euro. Gut 1,9 Mrd. Euro waren es bei den Kreditgenossen.Ungeachtet der Abschwächung ihres Ergebnisses vor Bewertung stocken die Sparkassen ihre Vorsorgereserven kräftig auf. Mit 4,1 Mrd. Euro stellen sie dort 32 % mehr ein als vor Jahresfrist, die Volks- und Raiffeisenbanken haben sich auf ein Viertel mehr Zuführung beschränkt. Vor Steuern steht ein Ergebnisrückgang um knapp 200 Mill. auf 4,3 Mrd. Euro zu Buche, der Jahresüberschuss ist unterdessen dank sinkender Abgaben mit 1,8 Mrd. Euro letztlich stabil geblieben. Wohnungsbaukredite laufenDie Zahlen zeigen dabei, dass Deutschlands Sparkassen, wie ihr Präsident Schleweis erklärte, “trotz kräftiger Ausweitungen des Kredit- und Einlagengeschäfts immer weniger” verdienen. So haben die Sparkassen mit Neuzusagen für Kredite über 170 Mrd. Euro im vergangenen Jahr 7,3 % mehr Darlehen als 2018 vergeben – “mehr Kredite als je zuvor”, sagte Schleweis. Die Zusagen für private Wohnungsbaukredite schossen dabei um 17,3 % auf rund 59 Mrd. Euro in die Höhe.Der Wertpapiernettoabsatz ist hingegen um 22 % auf 10,8 Mrd. Euro eingebrochen und damit auf das Volumen im vorvergangenen Jahr gefallen. Im Falle festverzinslicher Wertpapiere ist der Nettoabsatz nach einem Rückgang von 3,9 Mrd. Euro gar mit rund 200 Mill. Euro ins Minus gedreht. Der Verband spricht von einem weiter hohen Niveau. Sichteinlagen schwellen anDas Wachstum der Kundeneinlagen hat sich unterdessen, befeuert von der Entwicklung bei Sichteinlagen, fortgesetzt und von 4,3 % auf eine Rate von 4,8 % beschleunigt. Die Mittelzuflüsse in Sichteinlagen bedeuteten auch, “dass weite Teile der Bevölkerung – leider nicht alle – über erhebliche liquide Mittel verfügen, um die aktuelle Krise abzupuffern”, erklärte Schleweis mit Blick auf die Corona-Pandemie. Mittlerweile entfallen 63,5 % aller Privatkundendepositen auf Sichteinlagen. Vor Jahresfrist waren es 60,8 %.Vor diesem Hintergrund dauern die Bemühungen der Institute um Kostensenkungen an. Im vergangenen Jahr haben die Sparkassen rund 4 800 Mitarbeiterkapazitäten abgebaut. Mit 12 590 Filialen gibt es 429 weniger als vor Jahresfrist.