Venture Capital

Immer weniger Geld für Insurtechs

Noch vor wenigen Quartalen floss das Geld in Strömen. Jetzt haben es Start-ups aus der Versicherungsbranche zunehmend schwer, an Venture Capital zu kommen. Die Auswirkungen sind deutlich zu spüren.

Immer weniger Geld für Insurtechs

Immer weniger Geld für Insurtechs

Venture Capital wird knapp für Start-ups in der Assekuranz – Nur eine Sparte boomt

ak Düsseldorf

Die Risikokapitalgeber halten sich bei Start-ups in der Versicherungsbranche immer mehr zurück. Die Investments in Insurtechs sind nach einer Erhebung des zu Morningstar gehörenden Datendienstleisters Pitchbook zu Jahresbeginn im siebten Quartal in Folge gesunken. Weltweit sank zwischen Januar und März das Volumen an Venture Capital für Jungunternehmen in der Assekuranz auf 1,1 Mrd. Dollar, rund 10% weniger als im Vorquartal. Die Marktaussichten bleiben nach Einschätzung der Pitchbook-Analysten düster, was an zögerlichem IPO-Geschehen, hoher Inflation und Zinsen, starkem Wettbewerb und auch nicht nachhaltig tragenden Geschäftsmodellen liegt. Die Insurtechs stünden zunehmend unter Druck: Das führe zu Kostensparprogrammen und vorsichtigerer Kapitalverwendung. Im Endeffekt resultiere daraus langsameres Wachstum.

Beispiele für die Entwicklung lassen sich schnell finden: So sorgte das deutsche Insurtech-Einhorn Wefox im Februar mit einem Stellenabbau für Schlagzeilen, auch wenn der sich mit nach Angaben des Unternehmens weniger als 10% der Arbeitsplätze in Grenzen hielt.

Doch die Zeit der dicken Deals für Insurtechs scheint erst einmal vorbei. Größtes Einzelinvestment im ersten Quartal 2023 war eine Series-A-Finanzierung über 150 Mill. Dollar für den digitalen indischen Versicherungs-Marktplatz Insurancedekho. Danach folgte mit dem digitalen US-Versicherer für Hausbesitzer Kin noch eine Transaktion im dreistelligen Millionenbereich – und dann kam lange nichts.

In fast allen Segmenten haben Venture-Capital-Geber in den vergangenen Monaten weniger Geld investiert – mit einer Ausnahme: Das Volumen für junge Unternehmungen im Bereich Gewerbeversicherung hat sich mehr als verdoppelt. Insurtechs in dieser Nische erhielten zusammen im ersten Quartal 224 Mill. Dollar. Dennoch dominieren weiterhin Start-ups, die sich mit Vertrieb und Vermittlung von Versicherungen beschäftigen, den Venture-Capital-Markt in der Assekuranz. Hierhin flossen rund 414 Mill. Dollar in den ersten drei Monaten des Jahres.

Die Investoren haben es derzeit auch schwer auszusteigen. Pitchbook listet lediglich neun Transaktionen im ersten Quartal auf. Exits sind nur schwer möglich, weil im gesamten Tech-Sektor das IPO-Fenster derzeit nahezu dicht ist. Das Rekordjahr für Exits im Insurtech-Segment bleibt weiterhin unangefochten das Jahr 2021, als 51 Transaktionen mit dem gigantischen Volumen von 36,6 Mrd. Dollar für Furore sorgten. Dazu zählten die milliardenschweren IPOs von Oscar, Metromile und Bright Health.

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