Immobilien können zum Treiber der Klimawende werden
Obwohl wir uns seit Monaten mit den Auswirkungen der Pandemie beschäftigen müssen, gehört eine andere große Krise längst wieder auf die Tagesordnung: die Klimakrise. Um sie zu bewältigen, muss der Wohnungsbestand in Deutschland bis 2050 nahezu klimaneutral sein. Denn: Wohngebäude gehören zu den größten Verursachern von schädlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland. Der Umbau des Bestands ist mit hohen Kosten verbunden. Entsprechend groß ist das dahinterstehende Finanzierungspotenzial für die genossenschaftliche Finanzgruppe – wenn Politik, Immobilienbesitzer und Finanzinstitute an einem Strang ziehen.Klimaneutral bis 2050 soll er sein – der Gebäudebestand in Deutschland. So hat es die Politik beschlossen. Doch was steckt konkret dahinter? Die Wärme von Wohn- und Gewerbegebäuden ist mit 190 Mill. Tonnen CO2 pro Jahr einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen – nur der Verkehr erzeugt mehr. Das liegt an folgenden Faktoren: Allein von den derzeit rund 19 Millionen Wohngebäuden in Deutschland wurden etwa zwei Drittel errichtet, bevor 1979 die erste Wärmeverordnung in Kraft trat. Rund 65 % dieser Gebäude haben immer noch keine ausreichende Dämmung. Sie verbrauchen laut Deutscher Energie-Agentur Dena bis zu fünf Mal mehr Energie als Gebäude, die nach 2001 erbaut wurden. Enormer Effekt fürs KlimaSaniert man diese Gebäude fachgerecht, kann ihr Energieverbrauch um bis zu 80 % sinken. Das ist eine beachtliche Größe. Stellen die Bewohner zudem die alte, meist fossile Heizung noch auf erneuerbare Energieformen wie Biomasse oder Luft-Wärme-Pumpen um, sinkt der direkte CO2-Ausstoß rechnerisch sogar auf fast null. Ein enormer Effekt fürs Klima, der parallel noch die Energiekosten in jedem Haushalt senkt. Mammutaufgabe kostet GeldImmobilien können also zum Treiber der Klimawende werden. Um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen, benötigen wir in Deutschland jedoch eine Sanierungsquote von mindestens 2 % pro Jahr. Derzeit liegt sie bei unter 1 %. Die Lücke zwischen gewünschter und aktueller Sanierungsquote zeigt, dass die bisherigen Bemühungen nicht ausgereicht haben. Und Studien lassen auch erkennen: Diese Mammutaufgabe kostet viel Geld. Je nach Schätzung kommt bis zu 1 Bill. Euro zusammen.Eine beachtliche Summe, die auch deutlich macht: Mit dieser Aufgabe darf der Staat die Immobilienbesitzer in Deutschland nicht allein lassen. Sie brauchen Klarheit über die gesetzlichen Vorgaben und eine transparente, unkomplizierte Förderung. Eine Umfrage des Bundesumweltministeriums zeigt, dass staatliche Förderung ein zentraler Hebel ist: Neun von zehn Befragten bewerten Fördergelder für mehr Energieeinsparung in Wohngebäuden als wichtige Politikmaßnahme in der Energiewende.Mit dem Klimapaket hat die Politik seit Jahresbeginn wichtige, neue Förderinstrumente für Hausbesitzer aufgelegt: Immobilienbesitzer, die jetzt ihre alte Ölheizung durch eine neue, klimaschonende Heizanlage ersetzen, bekommen fast die Hälfte der Kosten erstattet. Gleichzeitig gelten neue steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für energetische Modernisierungen wie beispielsweise die Dämmung von Dach oder Fassade von bis zu 40 000 Euro pro Wohneinheit. Steigende CO2-PreiseDiese finanziellen Anreize werden flankiert von der gezielten Verteuerung fossiler Brennstoffe. Ab 2021 wirkt sich die neue CO2-Bepreisung aus: Jedes Jahr, das Hausbesitzer länger mit der Modernisierung warten, verteuert die Öl- und Gasrechnung. Denn fossile Heiz- und Kraftstoffe werden ab nächstem Jahr schrittweise teurer. Der CO2-Preis wird zunächst bei 25 Euro pro Tonne liegen, bis 2025 werden es 55 Euro sein. Konkret heißt das: Hauseigentümer, die in einem durchschnittlichen 150-m2-Haus mit rund 2 000 Litern Heizölverbrauch leben, müssen von 2021 bis 2025 Zusatzkosten von insgesamt 1 200 Euro einkalkulieren. Ab 2025 dürften die CO2-Preise dann noch weiter steigen.Die Politik hat also den Rahmen gesetzt. Die Entscheidung zur Modernisierung treffen aber die Immobilienbesitzer. Die jährlichen Schwäbisch-Hall-Befragungen ergeben hier ein klares Bild: Energiesparen steht bei Eigentümern weiter hoch im Kurs – 83 % sind der Ansicht, dass darauf beim Bauen und Renovieren ein großer Wert gelegt werden sollte.Konkret befragt, planen rund 2,5 Millionen Haushalte, in den nächsten zwei bis drei Jahren Modernisierungsmaßnahmen an ihrer Immobilie vorzunehmen. Die meistgenannten Motive dabei: Verbesserung der Wohnqualität und das Einsparen von Energie. Die Hälfte der künftigen Modernisierer verfügt über Ersparnisse von unter 25 000 Euro, rund 15 % haben nach eigener Aussage kein Kapitalvermögen. Sie werden Fremdkapital für ihre Vorhaben aufnehmen müssen, denn die meisten umfassenden Sanierungsvorhaben bewegen sich erfahrungsgemäß zwischen 50 000 und 150 000 Euro. Die neuen finanziellen Anreize des Klimaschutzpakets werden dabei Dynamik in die Umsetzung bringen und in den nächsten Jahren für ein großes Finanzierungspotenzial für die genossenschaftliche Finanzgruppe sorgen. Letzte noch fehlende BausteineEine solide und faire Beratung bei der Finanzierung energiesparender Bau- und Umbaumaßnahmen und die Unterstützung bei der Inanspruchnahme möglicher Fördermittel sind die letzten noch fehlenden Bausteine, um die Immobilienbesitzer für die Klimaziele zu gewinnen. Die Heimatexperten der Bausparkasse Schwäbisch Hall und der Genossenschaftsbanken halten passende Finanzprodukte bereit, die sich auch bei eingeschränkter Öffnungszeit von Bankfilialen per Video gut beraten lassen. Das Modernisierungsdarlehen “FuchsEnergie” zum Beispiel gibt es bis zu einem Volumen von 30 000 Euro ohne Grundschuldeintrag, hinzu kommt ein Zinsabschlag von 0,25 %. Das Besondere: Mitglieder einer genossenschaftlichen Bank erhalten einen zusätzlichen Zinsvorteil von 0,1 %.Viele Immobilienbesitzer verfügen außerdem bereits über einen Bausparvertrag, der genau diese späteren Investitionen finanziell abdecken soll. Jeder vierte neue Bausparvertrag wird zum Zweck der Modernisierung einer bestehenden Immobilie abgeschlossen. Deshalb können die vorhandenen Bausparmittel ein finanzieller Motor für die Klimawende einer Immobilie werden. Die durchschnittliche Bausparsumme von rund 54 000 Euro eignet sich ideal für energetisch motivierte Modernisierungen. Denn gerade für kleinere Kreditsummen sind Bauspardarlehen optimal, da hier keine Kleindarlehenszuschläge erhoben werden und die Finanzierungskosten vollständig planbar sind und bei Bedarf zeitnah zurückgezahlt werden können. Daher ist die Modernisierungsneigung in Bausparerhaushalten fast doppelt so hoch wie in Haushalten ohne Bausparvertrag. Kunden zeigen, wie es gehtDie Praxis zeigt: Energetische Modernisierung und nachhaltiger Neubau wirken. Sie helfen, den CO2-Ausstoß maßgeblich zu reduzieren. Wie viel CO2-Emissionen die Schwäbisch-Hall-Kunden jährlich vermeiden, wenn sie neu bauen oder energetisch sanieren, kann Schwäbisch Hall beziffern. Die Methode dafür hat das Unternehmen gemeinsam mit der Universität Stuttgart entwickelt. Im vergangenen Jahr haben unsere Kunden durch Investitionen in mehr Nachhaltigkeit zu einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes in Höhe von mehr als 500 000 Tonnen beigetragen. Das entspricht dem jährlichen CO2-Verbrauch von rund 51 000 Menschen, also der Bevölkerung einer mittelgroßen Stadt wie Passau.Wenn es darum geht, die Energiewende zu erreichen und damit die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzumildern, sind alle in der Pflicht: Politik, Kreditwirtschaft, Gesellschaft – es betrifft jeden einzelnen Bauherrn und Immobilienbesitzer. Die genossenschaftliche Finanzgruppe kann das Finanzierungspotenzial der Genossenschaftskunden nutzen, um die Klimawende im Wohnimmobilienbereich voranzubringen. Peter Magel, Vertriebsvorstand bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG