Neugeschäft bei Immobilienfinanzierungen bricht ein
Neugeschäft bei Immobilienfinanzierungen bricht ein
Befragungen im Rahmen des German Debt Projects lassen ein Minus von einem Viertel erwarten
tl Frankfurt
Das Neugeschäft bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen wird im laufenden Jahr um mehr als ein Viertel im Vergleich zum schon leicht schwächeren Vorjahr einbrechen. Dies ist eine Schätzung auf Grundlage von Interviews, die im Rahmen des German Debt Projects der IREBS Immobilienakademie der Universität Regensburg durchgeführt wurden. Persönlich befragt wurden insgesamt zwölf Kreditinstitute von Aareal Bank über HypoVereinsbank, Kreissparkasse Köln, DekaBank, Haspa bis zur Münchener Hyp und der Volksbank Odenwald. Der Rückgang im Neugeschäft würde damit so hoch ausfallen wie 2020 (−26,5%).
Große Streubreite
Tobias Just vom Lehrstuhl für Immobilienwirtschaft der IREBS betonte bei der Präsentation des jährlich durchgeführten Projekts allerdings, dass die Streubreite bei den Antworten sehr groß war. Sie lag zwischen Stagnation und einem Minus von 75%. Bei den Befragungen zeigte sich außerdem, dass Institute, die 2022 beim Neugeschäft besonders stark zugelegt hatten, sehr pessimistisch auf das laufende Jahr sehen. Wer hingegen im Vorjahr nur ein geringes Neugeschäftswachstum auswies, sieht optimistischer in die Zukunft des Geschäfts.
Die Talsohle soll 2024 erreicht werden. Anschließend werde allerdings bestenfalls eine moderate Belebung erwartet. Die Darlehensbestände sind 2022 laut IREBS noch um 1,2% gewachsen. Das höchste Wachstum wurde 2019 erreicht, als das Plus bei 8,1% lag.
Interessante Verschiebungen
Bei der Verteilung der Finanzierungen auf die einzelnen Nutzungsarten ergaben sich interessante Verschiebungen. Zwar wuchsen Wohnen und Logistik weiterhin stark. Bei den Bürofinanzierungen zeigte sich hingegen ein unterdurchschnittliches Wachstum. Bei Einzelhandels-, Hotel- und Gesundheitsimmobilien dominierten weiterhin die negativen Einschätzungen. Bei Hotel und Einzelhandel sei immerhin eine leichte Verbesserung, aber von einem niedrigen Niveau zu beobachten, sagen die Interviewpartner des German Debt Projects.
Finanzierungen konzentrierten sich stark auf Großobjekte in dreistelliger Mill.-Euro-Höhe, was eigentlich untypisch für Rezessionen ist. Normalerweise herrschen dann kleine Tickets vor. Zur Begründung, warum es jetzt anders ist, werden zwei Entwicklungen genannt: Viele Transaktionen wurden auf Eis gelegt und die Investoren haben sich auf hochpreisige Core-Immobilien konzentriert.
Regulierung belastet Banken
Die Regulierung sei zu einer großen Belastung für die Banken geworden. Mehr Vor-Ort-Prüfungen, intensive Diskussionen über angemessene Bewertungen und mangelndes Fachwissen bei der Differenzierung von Assetklassen und Regionen könnten zu prozyklischen Entwicklungen führen, heißt es warnend.