In der Londoner City steigt die Stimmung

Großer Optimismus - Konjunkturelle Erholung bringt mehr Geschäft - Beschäftigungswachstum so hoch wie zuletzt 2007 - Weiterer Anstieg erwartet

In der Londoner City steigt die Stimmung

hip London – Seitdem der britische Unternehmensverband CBI gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC die Stimmung in der Finanzbranche untersucht, hat es noch nie so viel Optimismus gegeben. Ganze 69 % der Finanzdienstleister gaben in der neuesten CBI/PwC Financial Services Survey an, dass sie ihre Geschäftssituation insgesamt positiver sehen. Lediglich 1 % war weniger optimistisch. Der Nettowert von + 68 % ist der höchste seit Beginn der Erhebung 1989. Gründe dafür gibt es reichlich: Die Rentabilität ist das fünfte Quartal in Folge gestiegen. Außer mit Finanzinstituten hat das Geschäft mit allen Kundengruppen zugelegt. Und im laufenden Quartal wird mit weiterem Wachstum gerechnet. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet mehr Geschäft.Die anziehende Binnenwirtschaft habe die Nachfrage nach Bankdienstleistungen sowohl im Retail- als auch im Firmenkundengeschäft deutlich angetrieben, sagt Kevin Burrowes, UK Financial Services Leader bei PwC. Der CBI rechnet im laufenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 2,4 % in Großbritannien. Am Markt wird spekuliert, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) heute seine Prognose von 1,9 % auf 2,4 % anheben wird. Zinsen entscheidenSubventionsprogramme für den Eigenheimbesitz wie “Help to Buy”, das einen Immobilienkauf mit nur 5 % Eigenkapital ermöglicht, verleihen dem Hypothekengeschäft Auftrieb. Zahlungsausfälle, Räumungsklagen – all das kommt derzeit auf der Insel eher selten vor. “Wenn sich die Anzeichen für steigende Zinsen mehren sollten, könnte sich der Optimismus aber ein wenig abschwächen”, sagt Burrowes. Die Arbeitslosenquote sinkt derzeit schneller als von der Bank of England erwartet. Notenbankchef Mark Carney hatte im August angekündigt, den seit März 2009 unveränderten Zinssatz von 0,5 % zumindest so lange beizubehalten, bis die Erwerbslosenquote auf 7 % zurückgegangen sei. Dieser Zeitpunkt rückt näher und die Spekulationen schießen ins Kraut. “Es ist in der Branche noch sehr unklar, was passieren würde, wenn die Zinsen steigen, und welche Auswirkungen das auf die privaten Haushalte und deren Schulden hätte”, sagt Burrowes.Die Firmen der Finanzbranche sorgen sich dieser Tage weniger um mögliche Interventionen der Aufsichtsbehörden oder neue gesetzliche Vorgaben. Stattdessen stellen sie sich die Frage, ob sie der wachsenden Nachfrage gewachsen sind, wo investiert und was für Leute eingestellt werden sollen. “Die Banken haben das Gefühl, dass sie die regulatorische Agenda im Griff haben”, konstatiert Burrowes. Sie glaubten, die Probleme mit missbräuchlich verkauften Restschuldversicherungen und Zinsswaps mittlerweile unter Kontrolle zu haben. Compliance bleibe zweifellos ein großes Thema, aber es nehme nicht mehr alle Ressourcen in Anspruch. Aber die Mehrheit der Firmen will in den kommenden zwölf Monaten mehr dafür ausgeben.Künftig fließt aber auch mehr Geld in den Aufbau nachhaltiger IT-Prozesse. Die Kunden verlangten heutzutage die nahtlose Integration von Callcenter, Filiale, Internet und Mobile Banking. Die Finanzdienstleister wollten keine Marktanteile verlieren und seien deshalb zum Handeln gezwungen.Bei den Vermögensverwaltern wächst dagegen die Angst vor dem Regulierer (siehe Grafik). Martin Wheatley, der Chef der Financial Conduct Authority (FCA), hatte “signifikante Probleme” im Asset Management festgestellt. Ihm geht es unter anderem um mehr Transparenz bei den an Broker gezahlten Kommissionen. Governance-Experten gefragtIm vierten Quartal ist die Zahl der Beschäftigten in der Finanzdienstleistungsbranche der Studie zufolge um netto 10 000 gestiegen – so rasant wie zuletzt 2007. Im laufenden Quartal soll sie nach den Erwartungen der Verfasser um weitere 15 000 auf dann 1,16 Millionen zulegen. Netto 39 % der Firmen gaben an, mehr Mitarbeiter eingestellt zu haben, der höchste Wert seit März 2007 und deutlich mehr als erwartet.Dem Personalvermittler Astbury Marsden zufolge wurden im Dezember in der City 67 % mehr Stellen ausgeschrieben als im vergleichbaren Vorjahresmonat. Dem Wettbewerber Morgan McKinley zufolge belief sich der Zuwachs auf 51 %. Wenn man sich genauer ansehe, um welche Tätigkeiten es sich handele, gehe es oft um Aufgaben mit Governance-Bezug, sagt Hakan Enver, Operations Director bei Morgan McKinley Financial Services. Er ist positiv gestimmt, was den Januar angeht, in dem die Zahl der Neueinstellungen traditionell nach oben schnellt.”Mit Blick auf 2014 insgesamt rechnen wir mit anhaltendem Optimismus in der City”, sagt Enver. Wenn sich auch in der EU die Situation verbessere, seien auch für London positive Auswirkungen auf den Stellenmarkt zu erwarten.