In der Pandemie verdrängt die Karte das Bargeld

Anteil an der Ladenkasse steigt auf ein Viertel

In der Pandemie verdrängt die Karte das Bargeld

kb Frankfurt – Corona hat das Zahlungsverhalten im Euro-Währungsraum spürbar beeinflusst. Das geht aus einer im Juli von der Europäischen Zentralbank (EZB) im Euroraum durchgeführten Erhebung hervor. Seit dem Ausbruch der Pandemie hätten 40 % der Befragten Bargeld weniger häufig verwendet, und 90 % dieser Gruppe wollten dies auch danach so beibehalten. Die Erhebung zeigt aber auch, dass knapp die Hälfte der Bargeldnutzer während der Pandemie unverändert mit Scheinen und Münzen bezahlten und 10 % sogar mehr als zuvor. Zugleich haben 40 % der Befragten öfter mit kontaktloser Karte bezahlt. “Der Trend in Richtung bargeldloses Bezahlen scheint sich während der Pandemie beschleunigt zu haben, obgleich die Verfestigung dieser vorläufigen Ergebnisse noch unsicher ist”, so EZB-Direktor Fabio Panetta.Bereits vor der Pandemie hatten die Menschen im Euroraum zum bargeldlosen Bezahlen tendiert. Laut einer anderen Erhebung durch die EZB war 2019 Bargeld zwar mit 73 % immer noch das am stärksten genutzte Zahlungsmittel an der Ladenkasse (Point of Sale/POS), jedoch mit abnehmender Tendenz. In der Erhebung der EZB für das Jahr 2016 hatte der Anteil noch bei 79 % gelegen. Entsprechend stieg der Anteil der Kartenzahlungen von 19 auf 24 %.Im vergangenen Jahr erfolgten bereits 38 % der Kartenzahlungen kontaktlos, ein Verfahren, das erst zuvor sukzessive durch den Austausch der Karten und Erweiterung der Terminals eingeführt wurde. Gemessen am Volumen stieg der Kartenanteil beim Bezahlen an der Ladenkasse im Betrachtungszeitraum nur leicht von 39 auf 41 %, der Volumenanteil der Barzahlungen fiel dagegen stärker von 54 auf 48 %, auf andere Zahlungsarten entfielen 11 nach 7 %. Durchschnittlich wurden an den Kassen 17 Euro bar und mit Karte 49 Euro bezahlt. Bei der Begleichung kleinerer Beträge gehen die Verbraucher laut EZB allmählich zur Kartenzahlung über.Online-Einkäufe wurden größtenteils mit Karte bezahlt (49 %), eine von vier Online-Transaktionen mithilfe elektronischer Zahlungslösungen. Von zehn Rechnungen wurden vier per Lastschrift und zwei per Überweisung beglichen. Neue Methoden fördernMithilfe der Studie – die nächste erfolgt in zwei Jahren – will die EZB den Bedarf der Verbraucher und Markttrends besser verstehen. Sie soll zudem das Eurosystem bei der Umsetzung seiner Strategie für den Massenzahlungsverkehr und seiner Bargeldstrategie unterstützen, um wettbewerbsfähige, innovative und widerstandsfähige Zahlungslösungen zu fördern. An der Zusage, dass Bargeld auch weiterhin als Zahlungsmittel im ganzen Euroraum zugänglich ist und akzeptiert wird, hält die EZB fest. “Für uns ist es überaus wichtig, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Zahlungsmethode frei wählen können. Unser Ziel ist es daher, die Akzeptanz von Bargeld und den Zugang zu Bargeld im Euroraum sicherzustellen und gleichzeitig Innovationen im elektronischen Zahlungsverkehr zu fördern. Dazu gehört auch unsere Arbeit an der möglichen Einführung eines digitalen Euro”, so Panetta.