In der US-Vermögensverwaltung wird konsolidiert

Goldman Sachs stemmt einen der größten Deals des Jahres - Technologie erleichtert Weggang von Beratern

In der US-Vermögensverwaltung wird konsolidiert

Von Stefan Paravicini, New YorkDie US-Investmentbank Goldman Sachs hat vor ein paar Tagen ihre größte Übernahme der vergangenen zwanzig Jahre gestemmt und damit die Konsolidierung von unabhängigen Vermögensverwaltern in den USA angetrieben. Ziel ist der Vermögensverwalter United Capital, ein sogenannter Registered Investment Adviser (RIA), der mit 220 Beratern für seine Kunden rund 24 Mrd. Dollar verwaltet und auf seiner Technologie-Plattform FinLife Partners für andere Berater noch einmal 13 Mrd. Dollar unter seinen Fittichen hat. Der Kaufpreis liegt bei 750 Mill. Dollar und nach Einschätzung von Marktbeobachtern ungefähr beim 17-Fachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).Der Marktbeobachter Echelon zählte im ersten Quartal 49 M&A-Deals unter Beteiligung von RIAs. Es ist die größte Zahl von Zusammenschlüssen und Übernahmen in dem Sektor seit dem dritten Quartal 2013, als Echelon mit der Erhebung der Daten begonnen hat. Im gesamten vergangenen Jahr zählte Echelon mit 176 M&A-Deals ebenfalls einen Höchstwert. Die durchschnittlichen verwalteten Vermögen der RIAs, die im vergangenen Jahr übernommen wurden, stiegen auf 1,3 Mrd. Dollar und haben sich im Vergleich mit 2014 nahezu verdreifacht (siehe Grafik).Der größte Deal zum Jahresauftakt 2019 war die Übernahme von Kestra Financial mit einem verwalteten Vermögen von 75 Mrd. Dollar durch den Finanzinvestor Warburg Pincus, der laut Echelon zwischen 600 Mill. und 800 Mill. Dollar zahlte und damit etwa das 8- bis 10-Fache des Ebitda auf den Tisch legte. Der Preis, den Goldman Sachs für United Capital aufbringt, ist deutlich höher, bewegt sich nach Einschätzung von Analysten aber auf dem Niveau, auf dem sich auch Hellman & Friedman im vergangenen Jahr bei Financial Engines zu einem Deal entschloss, bevor sie den Assetmanager mit 22 Mrd. Dollar verwaltetem Vermögen mit Edelman Financial Services zusammenlegte.Für Goldman Sachs, deren Private-Banking-Sparte sich üblicherweise an eine Klientel mit einem Vermögen ab 10 Mill. Dollar wendet, ist der Zukauf ein weiterer Schritt Richtung Retail-Geschäft, mit dem die Bank die Gewichte in ihrer Ertragsstruktur verschieben will. Bei United Capital werden Kunden schon ab einem Vermögen von 1 Mill. Dollar fündig. Dafür kommt vielleicht auch der eine oder andere Einlagenkunde der Online-Plattform “Marcus” in Frage, mit der Goldman Sachs seit dem Start vor drei Jahren 46 Mrd. Dollar Kundengelder gewonnen hat. Bank of America verliertAuch das Wealth Management wird von technologischen Neuerungen geprägt. Unternehmen wie Dynasty Financial Partners bieten unabhängigen Vermögensverwaltern Plattformen an, die es Beraterteams erleichtern, sich auf eigene Füße zu stellen. Allein Bank of America (BoA) verzeichnete in den vergangenen zehn Monaten “Breakaways” von Beratern, die 4 Mrd. Dollar für Kunden verwaltet haben. Echelon verzeichnete im ersten Quartal 147 solcher Ausbrüche und damit ein Drittel weniger als im Vergleichszeitraum. Dennoch könnte der Trend nach Einschätzung von Analysten den Konsolidierungstendenzen entgegenwirken. Unabhängige Vermögensverwalter werden nach Einschätzung von Cerulli Analytics mit Unterstützung von Plattformen wie Dynasty ihren Marktanteil bis 2020 auf 28 % steigern, während sie 2015 noch 25 % ausmachten.