Kreditnachfrage

In Euroland werden weniger Kredite nachgefragt

Die Nachfrage bei Krediten geht in den Ländern der Eurozone 2023 und 2024 zurück und legt erst 2025 wieder deutlich zu. Nach Prognosen von EY sind Immobilienkredite und Deutschland besonders stark betroffen.

In Euroland werden weniger Kredite nachgefragt

In Euroland werden Kredite weniger nachgefragt

Prognose: Kreditvolumen schwächt sich in Deutschland noch stärker ab – Erst 2025 soll das Finanzierungsgeschäft wieder deutlich anziehen

Von Thomas List, Frankfurt
Von Thomas List, Frankfurt

Die Nachfrage nach Krediten schwächt sich in der Eurozone ab. Dies gilt insbesondere für Immobilienkredite. In Deutschland soll sich das Kreditwachstum den Prognosen zufolge 2023 im Vergleich zu 2022 mehr als halbieren und 2024 nur knapp positiv sein. Erst 2025 soll der Kreditbestand wieder deutlich zulegen.

Die schwächere Konjunktur, die im ersten Quartal zu einer Rezession in Euroland führte, die hohe Inflation und die steigenden Zinsen schlagen sich unmittelbar in der Kreditnachfrage nieder. Das Kreditvolumen werde 2023 nur noch um 2,1% auf 11,3 Bill. Euro wachsen, heißt es im European Bank Lending Forecast des Beratungsunternehmens EY. Im Vorjahr lag das Plus mit einem 14-Jahre-Peak noch bei 5,0%. Für 2024 rechnet EY mit einem weiteren Rückgang auf nur noch plus 1,7%. Basis der EY-Vorhersagen sind Konjunkturprognosen und Daten der Europäischen Zentralbank.

Noch verhaltener sind die Aussichten für Deutschland. Hierzulande soll die Kreditvergabe im laufenden Jahr nur noch um 2,8 (i.V. 6,9)% zulegen und 2024 auf +0,3% abstürzen, so die EY-Experten. Erst 2025 soll sich das Bild wieder deutlich aufhellen. Das Abklingen des globalen Energiepreisschocks und die für 2024 erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank würden die Ausgaben ankurbeln, das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen stützen und die Nachfrage nach Krediten wieder erhöhen, erwarten die Berater von EY. Daraus ergibt sich dann die Prognose eines Wachstums der gesamten Kreditnachfrage in Euroland von 3,3% auf 11,9 Bill. Euro.

Ganz besonders mau sieht es in der kurzen Frist bei den Immobilienkrediten aus. In Deutschland erwartet EY für 2023 nur noch ein Wachstum von 0,5 (5,3)% auf 1,27 Bill. Euro, während es in der gesamten Eurozone noch +1,4 (4,9)% auf 5,3 Bill. Euro sein sollen. „In Deutschland fällt die Abschwächung besonders stark aus, weil hierzulande die vielfältigen Auswirkungen der Krise auch besonders stark zu spüren sind“, sagt Ralf Eckert, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. „So wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich nicht wachsen, und die Abkühlung auf dem Immobilienmarkt ist in Deutschland besonders heftig.“

Im freien Fall

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) meldete für seine Mitglieder (die den weitaus größten Teil des Marktes abdecken) für das erste Quartal 2023 neu vergebene Immobiliendarlehen im Wert von über 25,6 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahresquartal ergab das ein Minus von 47,8%. Dabei fiel der Rückgang bei den Krediten für Wohnzwecke nur leicht stärker aus als der für Gewerbeimmobilien. Bei Wohnfinanzierungen rechnet EY im Jahresverlauf mit einer weiteren Abschwächung der Nachfrage. „Steigende Hypothekenzinsen, gestiegene Baupreise und gleichzeitig sinkende verfügbare Einkommen bei einer gleichzeitigen Verschärfung der Kreditvergabekriterien – all das wirkt sich derzeit sowohl auf die Nachfrage als auch auf die Verfügbarkeit von Hypotheken aus“, sagt Eckert.

Für die Unternehmenskredite erwartet EY 2023 in den Ländern der Eurozone ein Wachstum von 3,0 (5,5)% auf 5,27 Bill. Euro. 2024 soll das Plus dann nur noch bei 0,9% auf 5,32 Bill. Euro liegen, um dann 2025 auf 3,5% (5,5 Bill. Euro) anzuziehen. In Deutschland sind die Zahlen für 2023 stärker (+4,7% auf 1,94 Bill. Euro), dafür schrumpft 2024 das an Unternehmen vergebene Kreditvolumen um 0,4% auf 1,93 Bill. Euro. 2025 soll es dann wieder ein Wachstum um 3,2% auf 1,99 Bill. Euro geben. Der Bestand an Verbraucherkrediten soll in Euroland 2023 um 2,0% und 2024 um 1,4% zulegen. In Deutschland liegen die Vergleichszahlen bei plus 0,6% und 1,8%. Bei den Kreditausfällen rechnet EY nur mit einem leichten Anstieg. In Euroland wird mit einem Anteil notleidender Kredite am gesamten Kreditbestand von 2,6 (1,8)% 2023 und 3,9% im Jahr 2024 gerechnet. Für Deutschland lauten die Werte 1,1% (2022), 1,5% (2023) und 2,1% (2024).

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