In volatilen Zeiten auf Extreme der Produktwelt setzen

Spekulative Papiere mit Hebel stehen dann stets verstärkt im Fokus, aber auch Discount-Zertifikate spielen ihre Stärken aus

In volatilen Zeiten auf Extreme der Produktwelt setzen

Das Börsenjahr 2016 steht im Zeichen ausgeprägter Marktschwankungen. Gleich zum Auftakt brachen die Leitindizes weltweit ein, der Dax verzeichnete sogar den drittgrößten Januarverlust seiner Geschichte. Entsprechend schossen Volatilitätsindizes wie der VDax New in die Höhe – das Schwankungsbarometer des Dax erreichte im Januar und Februar ein ähnliches Niveau wie im turbulenten Sommer 2015. Ob Ölpreis, globale Konjunkturaussichten oder die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: Es gibt gleich eine Reihe von Gründen, warum die Märkte auch nach dem Paukenschlag zu Jahresbeginn recht schwankungsintensiv geblieben sind.Das hat Auswirkungen auf das Verhalten privater Anleger. Einerseits halten sich einige deutlich zurück und warten erst einmal ab, wohin sich angesichts vielfältiger Unwägbarkeiten die Märkte entwickeln. Andererseits sind an der Börse Stuttgart viele Privatanleger aktiv, die auf die Marktbewegungen eingehen und auch im aktuellen Umfeld ihre persönliche Anlagestrategie umsetzen möchten. Passgenau investierenDiesen aktiven Anlegern stehen an der Börse Stuttgart zahlreiche Möglichkeiten offen – insbesondere mit Blick auf das breite Spektrum strukturierter Produkte. Dabei kommt ein entscheidender Vorteil dieser Anlageklasse zum Tragen: Sie erlaubt maßgeschneiderte Investments, die exakt zur persönlichen Marktmeinung und Risikoneigung passen. Dabei können in Zeiten erhöhter Volatilität insbesondere die Extreme im Produktuniversum der verbrieften Derivate interessant sein.Am einen Ende finden sich sehr spekulative Papiere: derivative Hebelprodukte, also Optionsscheine, Knock-out-Produkte und Faktor-Zertifikate stehen bei hoher Volatilität stets verstärkt im Fokus. Risikobereite, kurzfristig orientierte Anleger sind dann aktiver und möchten die Schwankungen der Märkte für sich nutzen.Entsprechend haben die Handelsumsätze in Hebelprodukten an der Börse Stuttgart zum Jahresbeginn gegenüber Ende 2015 deutlich angezogen. Von Anfang Januar bis Ende März wurden Kundenorders mit einem Volumen von rund 3,7 Mrd. Euro ausgeführt, ein Anstieg von rund 8 % im Vergleich zu den drei Vormonaten. Die beliebtesten Basiswerte 2016 waren bisher – mit weitem Abstand zum Dax als traditionell unangefochtener Nummer 1 – Gold, die Aktien von Daimler und Volkswagen sowie das Währungspaar Euro/Dollar. Die Kurse all dieser Underlyings wiesen im ersten Quartal erhebliche Bewegungen auf.Das Stichwort Volatilität führt einen Teil der Anleger auch ans konservative Ende des Produktspektrums der verbrieften Derivate. Insbesondere Discount-Zertifikate, die mit Abstand meistgehandelten Anlageprodukte, spielen ihre Stärken aus. Gegenüber einem Direktinvestment in den Basiswert erwirbt der Anleger dabei den Basiswert mit einem Abschlag, dem Discount. Dieser vergünstigte Einstieg schafft einen Risikopuffer gegen Kursverluste des Underlyings – ein willkommenes Produktmerkmal in der derzeitigen Marktlage. Während der Laufzeit nehmen Anleger an der Entwicklung des Basiswerts teil. Steigt dessen Kurs, so gewinnt auch das Discount-Zertifikat an Wert. Allerdings nur bis zur definierten Obergrenze, dem Cap: Liegt der Basiswert am Laufzeitende auf dieser Marke oder darüber, erhalten Anleger den Gegenwert des Caps als maximal mögliche Rendite. Notiert der Basiswert darunter, wird dessen aktueller Kurswert ausgezahlt. Nur wenn am Laufzeitende der Kurs des Basiswerts unter den Kaufpreis des Discount-Zertifikats gesunken ist, entstehen Verluste. Reizvolle KonstruktionNicht nur ihr Charakter als Teilschutzprodukte macht Discount-Zertifikate in schwankungsintensiveren Marktphasen interessant. Die erhöhte Volatilität erlaubt den Emittenten auch eine attraktivere Ausgestaltung von Discount-Zertifikaten mit größeren Risikopuffern und höheren Renditechancen. Der Grund liegt in der Konstruktion der Papiere: Bei der gängigsten Variante erwirbt der Emittent den Basiswert und verkauft darauf zugleich eine Call-Option. Der Käufer der Option muss bei einer hohen impliziten Volatilität eine hohe Prämie bezahlen. Dadurch nimmt der Emittent beim Verkauf der Option einen hohe Betrag ein, den er in Form des Discounts an den Anleger weitergeben kann. Mit dem Abschlag vergrößert sich auch der Abstand zum Cap – so steigt die Maximalrendite des Discount-Zertifikats. Nimmt die implizite Volatilität im Zeitverlauf wieder ab, verringert sich der Wert der Option und der Discount reduziert sich entsprechend. Anleger, die das Produkt schon zuvor erworben haben, können durch diesen Wertzuwachs des Discount-Zertifikats zusätzlich profitieren.Viele Privatanleger haben diese Vorzüge erkannt: Unter den derivativen Anlageprodukten haben sich die Handelsumsätze bei Discount-Zertifikaten im ersten Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum am besten entwickelt. Von Januar bis März belief sich das Volumen ausgeführter Kundenorders an der Börse Stuttgart auf über 1,6 Mrd. Euro. Der Löwenanteil entfiel dabei auf Papiere mit dem Dax als Underlying. Laut Deutschem Derivate Verband konnte auch das ausstehende Volumen von Discount-Zertifikaten im Januar 2016 deutlich um 5,9 % auf 4,9 Mrd. Euro zulegen – entgegen dem allgemeinen Trend am Zertifikatemarkt in Deutschland.Wer ein besonders hohes Maß an Absicherung wünscht, kann sogenannte Deep-Discount-Zertifikate in den Blick nehmen. Diese Produkte werden genauso konstruiert wie Discount-Zertifikate und funktionieren wie diese. Der entscheidende Unterschied ist, dass das Chance-Risiko-Profil bei dieser Untergruppe aufgrund eines höheren Risikopuffers noch defensiver ist. Der Kurs des Basiswerts kann also deutlich stärker nachgeben als bei einem klassischen Discount-Zertifikat, ohne dass der Anleger am Laufzeitende auf die maximal mögliche Rendite verzichten muss. Im Gegenzug ist diese Rendite entsprechend niedriger. Allerdings liegt sie meist immer noch höher als das, was Tages- oder Festgeldkonten im aktuellen Niedrigzinsumfeld abwerfen. Große AuswahlAuch bei Deep-Discount-Zertifikaten haben Anleger eine große Auswahl zwischen verschiedenen Basiswerten, Caps und Emittenten. Beispielsweise waren Anfang April an der Börse Stuttgart rund 3 500 Deep-Discount-Zertifikate mit dem Underlying Dax gelistet, bei denen der Abschlag gegenüber dem Basiswert bei 25 % oder mehr lag.Damit sicherheitsbewusste wie risikoaffine Privatanleger ihren Investmentzielen und Präferenzen entsprechend agieren können, schafft die Börse Stuttgart hervorragende Handelsbedingungen – auch und gerade in schwankungsintensiven Zeiten. Kernaspekte sind die hohe Preisqualität und Ausführungssicherheit im Handelssegment Euwax: Sie beruhen auf dem Zusammenwirken leistungsfähiger Informationstechnologie und menschlicher Handelsexperten in einem hybriden Marktmodell.Europas führender Börsenplatz für strukturierte Produkte hat zudem auch seine Entgeltregelung angepasst. Bei verbrieften Derivaten entfällt an der Börse Stuttgart das variable Transaktionsentgelt für Orders bis 1 100 Euro. Für größere Aufträge wird – wie bisher – ein variables Entgelt von 0,95 Promille des Ordervolumens plus Mehrwertsteuer fällig. Die Obergrenze des Transaktionsentgelts reduziert sich auf 11,90 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer pro Order. Die neue Entgeltregelung soll insbesondere Privatanlegern mit kleinen Orders den Einstieg in den Handel mit verbrieften Derivaten erleichtern. Das kann ein zusätzlicher Anreiz sein, auch in volatileren Zeiten nicht abseits zu stehen, sondern die Chancen an den Finanzmärkten aktiv zu nutzen.—Ralph Danielski, Geschäftsführer der Börse Stuttgart GmbH