Industrieversicherung wird teurer
tl Frankfurt
In der Industrieversicherung sind die Preise weltweit im zweiten Quartal dieses Jahres um durchschnittlich 15% gestiegen. Damit sind Risikoabdeckungen für Industriebetriebe im 15. Quartal in Folge teurer geworden, zeigt der aktuelle Global Insurance Market Index von Marsh, einem der weltweit größten Industrieversicherungsmakler und Risikoberater. Allerdings geht die durchschnittliche Steigerungsrate seit dem vierten Quartal 2020 zurück. Der Index bildet die Entwicklungen an den Versicherungsmärkten in den USA, in Großbritannien, Kontinentaleuropa, Lateinamerika, Asien und Pazifik ab.
Großbritannien zieht an
Ursache dieser Abflachung waren global geringere Preiszuwächse in der Sach- und in der Managerhaftpflichtversicherung. Gegenläufig entwickelte sich allerdings die Cyberversicherung. Dort zogen die Prämien um 56% in den USA und 35% in Großbritannien an, wobei sich die Steigerungsrate im Vereinigten Königreich zum Ende des zweiten Quartals 50% annäherte.
In Kontinentaleuropa verläuft die Preisentwicklung über alle Industrieversicherungsparten traditionell moderater als in der globalen Betrachtung. Im zweiten Quartal 2021 lag der Preisauftrieb mit 13% zwei Prozentpunkte unter dem weltweiten Indexstand. Dabei zeigten sich aber deutliche Unterschiede in den einzelnen Versicherungszweigen. So sticht die Sachversicherung mit einem Plus von 18% hervor. Allerdings habe es in einzelnen Bereichen Abschwächungen gegeben, schreibt Marsh. Der Wettbewerb und die Versicherungskapazitäten hätten weiter zugenommen. Die Versicherer versuchten, die Versicherungsbedingungen (wording) zu verändern und Ausschlüsse insbesondere bei übertragbaren Krankheiten und Cyberrisiken durchzusetzen.
Sonderfall USA
Deutlich schwächer als in der Sachversicherung, nämlich nur mit 5%, legten die Preise in der Unfall- und Haftpflichtversicherung (casualty) zu, wobei die Preisbildung in US-basierten Risiken als (weiterhin) herausfordernd bezeichnet wird. In der Kfz-Haftpflichtversicherung sind die Prämien auf dem europäischen Kontinent stabil geblieben.
Große Finanzrisiken
Am stärksten nahmen die Prämien in Europa (ohne Großbritannien) in den sogenannten „financial and professional lines“ zu. Hier weist der Marktindex von Marsh ein Plus von 20% aus, etwas weniger als im Quartal zuvor (siehe Grafik). In der Managerhaftpflicht (D&O, Directors and Officers) sind die durchschnittlichen Prämien in Frankreich, Deutschland und Italien zwischen 10% und mehr als 30% gestiegen, wobei die Steigerungsraten bei großen D&O-Programmen in gefährdeteren Sektoren und mit US-Exposure höher waren.
Insgesamt bleiben die Versicherer bei der Absicherung von D&O-Risiken vorsichtig, heißt es in dem Bericht. Für Finanzdienstleister und in der allgemeinen Berufshaftpflicht bewegten sich die durchschnittlichen Preissteigerungen zwischen 5% und über 30%. „Beträchtliche“ Prämienzuwächse seien derweil weiterhin bei Cyberdeckungen festzustellen, wobei die Versicherer versuchten, ihr Risikoexposure zu verringern. Dieser Trend werde sich bis Jahresende fortsetzen, glaubt Marsh.