Inflationsjahr schärft Finanzkompetenz in Deutschland
Inflationsjahr schärft Finanzkompetenz in Deutschland
Verständnis für Zins und Teuerung steigt laut Umfrage der BaFin spürbar – Solides Wissen auch im internationalen Vergleich
jsc Frankfurt
Die Finanzkompetenz in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren verbessert: Grundlegende Fragen zu Zins, Zinseszins, Inflation und Risikostreuung werden häufiger richtig beantwortet als noch vor wenigen Jahren, wie eine Umfrage der BaFin zeigt.
Demnach weiß heute fast jeder, dass Inflation mit steigenden Lebenshaltungskosten einhergeht. Auch wissen die allermeisten, dass eine Geldanlage mit hoher Rendite wahrscheinlich sehr risikoreich ist. Und annähernd drei Viertel verstehen in einem Rechenbeispiel den Effekt des Zinseszinses (siehe Grafik). Drei Jahre zuvor lagen die Werte ähnlich wie auch bei einigen weiteren Fragen noch tiefer. Die BaFin ließ 1.000 Personen im September und Oktober des vergangenen Jahres per Telefon befragen.
Insgesamt stellten die Forscher diesmal zehn Wissensfragen – im Durchschnitt beantwortete jede Person acht davon richtig. So wissen die meisten, dass Kryptowährungen keine gesetzlichen Zahlungsmittel wie Münzen und Scheine sind oder dass persönliche Daten im Internet zur Werbung genutzt werden können. Auch das Konzept des Nullzinses – wer zu 0% verleiht, bekommt die gleiche Summe zurück – haben die meisten begriffen. Die BaFin zeigt sich mit dem Ergebnis gleichwohl unzufrieden: „Beim Finanzwissen in Deutschland gibt es Luft nach oben.”
Die Kompetenz ist nämlich ungleich verteilt: Je geringer der Bildungsabschluss oder das monatliche Einkommen, desto schwächer schneiden die Befragten tendenziell in dem Wissenstest ab. Darüber hinaus liegen ältere Menschen öfter daneben, nur den Zielkonflikt zwischen Risiko und Rendite begreifen sie häufiger. Männer wissen statistisch betrachtet etwas mehr als Frauen. Auch geben Frauen etwas seltener den Besitz von Kapitalanlagen wie Aktien, Anleihen oder Fonds zu Protokoll und lassen sich umgekehrt etwas häufiger vom Partner helfen.
Die Schwankungsbreite ist aber insgesamt hoch: Gut ein Fünftel (21%) beantwortet alle Fragen korrekt, knapp ein Drittel (31%) liegt weniger als achtmal richtig. Die Befragten zeigen ein Gespür für ihre Kompetenz: Wer sein Wissen als schwach einstuft, beantwortet tatsächlich weniger Fragen richtig – und umgekehrt.
Schlaue Köpfe in Hongkong
Die Aufsicht beteiligt sich mit der Umfrage an einer internationalen Studie der OECD, die im Jahresverlauf veröffentlicht wird. Bereits im Jahr 2019 zeigte sich dabei noch eine vergleichbar gute Finanzkompetenz in Deutschland. Bei damals insgesamt sieben Fragen schnitten die Bundesbürger mit durchschnittlich 5,2 korrekten Antworten besser ab als der internationale Durchschnitt mit 4,4 Punkten. Lediglich in Österreich und noch öfter in Hongkong erzielten die Befragten damals bessere Werte als hierzulande. Auch der Umgang mit Finanzen ist in Deutschland überdurchschnittlich solide, wie die Studie damals ergab.