ING-DiBa nimmt Gewinneinbuße hin

Vorsteuerergebnis sinkt um gut ein Viertel - Vorstandschef Boekhout prophezeit Branchenkonsolidierung

ING-DiBa nimmt Gewinneinbuße hin

Die ING-DiBa wächst zum Ärger des Wettbewerbs im Kundengeschäft auf allen Ebenen. Allerdings nagt das Zinsniveau am Ergebnis. Die Bank ist sich sicher, das besser auszuhalten als die Retail-Konkurrenz.bg Frankfurt – Trotz eines beachtlichen Zuwachses bei den Kundenzahlen sowie eines kräftigen Einlagenwachstums hat die ING-DiBa im abgelaufenen Geschäftsjahr vorläufigen Zahlen zufolge einen Gewinnrückgang vor Steuern um gut ein Viertel auf 485 Mill. Euro hingenommen. Insbesondere das niedrige Zinsniveau nagte am Ergebnis der Direktbank – das Zinsergebnis ging um 8 % zurück.Bei um 8 % auf 83 Mill. Euro gestiegener Risikovorsorge wurde beim Personalaufwand um 14 % auf 232 Mill. Euro draufgesattelt. Da zudem im sonstigen Ergebnis Verluste aus dem Verkauf von Anleihen aus der Euro-Peripherie in Kauf genommen wurden, summierten sich diese Einzelpositionen zu einem doch kräftigen Ergebnisrückgang.Die Bank stellt sich angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase auf ein weiterhin herausforderndes Umfeld ein, will aber im laufenden Turnus weder bei den Kosten gegensteuern noch höhere Risiken nehmen, wie Vorstandschef Roland Boekhout auf der Bilanzpressekonferenz sagte. Auf eine Ergebnisprognose für 2013 wollte er sich noch nicht einlassen, dafür sei es noch zu früh: “Das heißt aber nicht, dass wir einen Rückgang erwarten. Wir haben eine sehr solide Kostenstruktur, mit der wir auch im aktuellen Zinsumfeld eine gute Marge machen können.”Boekhout bezweifelt, dass die mit Filialen ausgestattete Konkurrenz da mithalten kann, und prophezeit auf Sicht eine Konsolidierung im Retail-Sektor. Einige Wettbewerber seien mit einem zu hohen Kostenniveau ausgestattet, meint er. Die ING-DiBa, 100-Prozent-Tochter des niederländischen Bankkonzerns ING Group, zeigt für 2012 eine Cost-Income-Ratio von 52 %, was sich am oberen Ende der selbst definierten Spanne bewegt.Boekhouts Bemerkungen zur Lage der Konkurrenz sind eine Replik auf scharfe Kritik aus dem Sparkassenlager. Tags zuvor hatte Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT), der ING-DiBa als Tochter eines staatlich gestützten Instituts beim Einsammeln von Geldern auf dem deutschen Markt eine “Schmarotzerstrategie” unterstellt – ohne freilich einen Namen konkret zu nennen (vgl. BZ vom 1. März). Allerdings hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein Auge auf den Liquiditätsabfluss zu ausländischen Mutterinstituten geworfen und beordert notfalls auch Gelder zurück in die deutsche Tochter, wie im Falle Unicredit und HVB. CFO Bas Brouwers zufolge sind weniger als 2 % der ING-DiBa-Bilanzsumme von 120 Mrd. Euro in den Niederlanden in besicherten Anlagen gebunden. Die Niederlande haben mit einer Immobilienkrise sowie einer insgesamt fallenden Wirtschaftsleistung zu kämpfen und werden das Defizitziel 2013 wohl verfehlen. Beim Umbau der ING, die bereits 10 Mrd. Euro Staatshilfe zurückgezahlt hat, gilt die deutsche Direktbank als Vorbild für das heimische Bankgeschäft.Dank weiterhin sprudelnder Kundengelder hat die ING-DiBa reichlich Liquidität auf der Bilanz, sieht die Zeit aber noch nicht gekommen, um höhere Anlagerisiken einzugehen. Die Risiken von Staatsanleihen in Südeuropa habe man reduziert und dafür auch Verluste in Kauf genommen, so Brouwers. Ein kleiner Teil des Liquiditätsüberschusses von 30 Mrd. Euro könne im Geschäftsfeld Commercial Banking eingesetzt werden. Hier wurde das Kreditvolumen 2012 auf 3,1 Mrd. Euro nahezu verdoppelt.Im reinen Kundengeschäft entwickelten sich alle Kennzahlen erfreulich. Mit dem Gewinn von netto 317 000 Neukunden zählt die Direktbank nun 7,8 Millionen Kunden. Der Bestand an Spargeldern wuchs um 10 % oder 9 Mrd. Euro auf nunmehr 94,7 Mrd. Euro. Die Zahl der Girokonten kletterte um 13 % auf 968 000. Brouwers zufolge dürfte die Millionengrenze noch im März geknackt werden. Im Wertpapiergeschäft wuchs die Zahl der Depots um 2 % auf 896 000, das Depotvolumen um 13 % auf gut 18 Mrd. Euro. Allerdings blieb die Zahl der Orders mit 5,9 (i. V. 7) Millionen deutlich hinter dem Vorjahr zurück.